
Unser Projekt, Girls Secondary Boarding School TimaU, war auch sehr breit gefächert. Es war vorgesehen, bzw. unsere Erwartung, dass wir bspw. am Unterricht der Secondary School teilnehmen können oder auch einmal in Absprache mit den Lehrern eine Unterrichtsstunde selbst gestalten zu können. Es blieb uns auch frei, uns für anderweitige Tätigkeiten zu interessieren und engagieren, zum Beispiel das Helfen in der Schulküche, dem Kindergarten einen Besuch abstatten und mit den Kleinen Singspiele üben oder auch nur vorführen, oder uns in der Pre-School nützlich zu machen, ganz nach unseren Wünschen und Fähigkeiten.

Ja, so weit so gut. Aber angefangen hat das Projekt für mich schon im Dezember, bereits mit dem Anruf, ob überhaupt noch ein Platz frei ist, bzw. zwei Tage später der direkte Beschluss, mich endgültig dafür zu entscheiden. Und ich bin ehrlich, wenn ich gewusst hätte, wie toll das alles wird, dann hätte ich nach dem ersten Anruf schon sofort JA gesagt. Die Vorfreude war riesig, das Warten, wann endlich der erste Brief vom Kolpingbüro im Briefkasten eintrifft, die Anmeldebestätigung, dann auch schon die Informationen für das Vorbereitungsseminar, bzw. auch den ganzen Papierkram, unter dem ich mich auch erst einmal zurechtfinden musste, und da genügte manchmal auch nicht ein Telefonat mit dem Büro.

Und Ruck Zuck fingen auch schon die direkten Vorbereitungen an, das Beraten für die Impfungen, dann das Impfen, schon langsames Nachdenken, was man denn vielleicht alles für Kenia benötigt. Auch habe ich die Fragen aufgelistet, die ich noch am Vorbereitungsseminar stellen wollte. Und kurz darauf stand dieser Termin auch schon vor der Tür: Vom 26.1.- 28.1.2007 trafen wir uns alle in der Jugendherberge in Hürth, die Freude war groß, endlich lernen wir die Menschen kennen, mit denen wir vier Wochen zusammen sind, wie schön. Ich fand es als sehr hilfreich, die Menschen schon einmal ein wenig kennen zu lernen, einzuschätzen. Ja und dann waren da die ganzen weiteren Informationen und Tipps von Christine, unserer Leiterin, die empfand ich als sehr hilfreich und nützlich. Es dauert nun nicht mehr lange und dann sehen wir uns wieder, dann geht es richtig los.

Zu Hause laufen die letzten Vorbereitungen, ich gehe mehrmals noch einkaufen, das Sammeln der Gastgeschenke wird als beendet erklärt, mein Rucksack, den ich mir bestellte kam auch pünktlich an, und der beantragte Reisepass ebenso, das Visum musste ich mir noch am Flughafen in Nairobi besorgen. Schließlich stand dann auch schon der 17. Februar vor der Türe. Wir alle treffen uns in Frankfurt, wie vereinbart vor dem Schalter, zum Glück kommen auch alle, und dann geht es sehr schnell. Einigen fiel der Abschied schwer, den anderen leichter, aber viel Zeit blieb nicht, dann ging es auch schon los. Nach zwei, zum Teil anstrengenden Flügen, kamen wir endlich in Nairobi an, und spürten zum ersten Mal kenianischen Boden unter unseren Füßen, ein tolles Gefühl! Nach einem herzlichen Empfang verbringen wir noch einen Tag in Nairobi, besuchen das Giraffencenter um die Zeit zu überbrücken und erste Erfahrungen zu sammeln. Am nächsten Nachmittag brechen wir auf, um unseren Projektort noch vor Dunkelheit zu erreichen.

Angekommen und eingewöhnt begannen wir mit unserem eigenen Projekt â welches wir KULTURAUSTAUSCH nannten. Gleich am Anfang mussten wir lernen, dass auch in Kenia nicht alles so einfach zu managen war. Leider konnten wir in der Secondary-Schule - nicht wie in denVorjahren geschehen - den Unterricht gestalten. Dies war aufgrund eines neuen Gesetzes nicht mehr möglich. So beschlossen wir, das Beste aus der Situation zu machen und suchten uns alternative Ideen für die Arbeitseinsätze. Wir haben dann sehr viel unternommen und gesehen, wir konnten in der Schulküche beim Kohl- und Kartoffelschneiden helfen, wir konnten auch einmal auf afrikanische Weise Plätzchen backen, bzw. uns Zwiebelbrötchen selbst herstellen.

Wir besuchten nicht nur einmal den Markt in Nanjuki, dem nächst größeren Ort, dort gab es auch die Möglichkeit mal eine Mail nach Hause zu schicken oder einfach nur einmal Postkarten einzukaufen, wir wanderten mit Francis zu schönen Wasserfällen, wir bestiegen den Mount Kenia, auf den wir jeden Morgen einen herrlichen Blick werfen konnten, wir schauten uns an, wie es auf einer Bohnen-, Erbsen-, bzw. Weizenfarm zugeht, was sehr interessant war, später besichtigten wir auch eine Lilienfarm, wir gingen einmal richtig gut im âTrout Treeâ essen, einem Restaurant im Baum, wo aber auch Forellen gezüchtet werden.

Wir besuchten mit den Schülerinnen und den Schwestern zusammen ein Kloster bzw. wir besichtigten noch den âBibel-Walkâ, in der Secondary School hatte ich das Glück auch einmal am Unterricht teilnehmen zu dürfen, und in der Pre-School boten wir zwei Projekte an, eine Singgruppe und eine Theatergruppe, sodass wir am Ende die Vogelhochzeit als Theaterstück aufführten, was uns große Freude bereitete. Einige Kleidungsstücke und Geschenke spendeten wir an das Waisenhaus in Timau, welches wir ebenso wie das dortige Krankenhaus besuchten. Die Schülerinnen waren sehr erfreut darüber, dass wir an einem ihrer Tanzabende ein wenig teilnahmen, und die Schwestern luden wir zu unserem Deutschen Abend ein.

Neben dem Leben in Timau war eines meiner Highlights die Fahrt in den Massai-Mara-Nationalpark, was zwar sehr anstrengend war, aber dafür auch sehr interessant. Wir sahen so viele Tiere, so unterschiedlich, aber so schön, einfach faszinierend, wie sie in freier Wildbahn leben, unbeschreiblich und einfach nur schön! Und auch das Leben allgemein haben wir kennen gelernt, alleine zu sehen, dass wir Wasser holen müssen, um die Toilette nachzuspülen, um uns zu âduschenâ, um unsere Wäsche zu waschen, das ist schon sehr beeindruckend, und das Leben auf den Straßen, auf dem Markt, das muss man gesehen haben, hier, in Europa kann man sich das nicht wirklich vorstellen, und sogar das Handeln, v.a. um das Obst, haben wir erlernt.

Schön war es auch, dass wir teilweise ganz unerwartet mit Menschen in Kontakt kamen, vor allem auf längeren Matatufahrten, als wir es schon etwas gewohnt waren, können wir uns sehr offen mit den Menschen unterhalten, die uns gerne über ihre Religionen, ihren Stamm, die Natur, die Pflanzen, über ganz Kenia, bis hin zum Präsidenten alles erzählten. Ich kann für mich sagen, dass ich mein Afrika in Kenia gefunden haben!

Eigentlich bin ich erst in der dritten Woche in Timau angekommen, für mich war das alles so neu, angefangen beim Fliegen, dann das Land, die Eindrücke, das Chaos, Nairobi, wo alles drunter und drüber geht (an manchen Plätzen), das war so viel, ich konnte zu Beginn teilweise gar nicht auf Schilder achten, die bemerkte ich erst alle später, als es fast hieß, wir verlassen Timau, und da wussten wir, jetzt ist diese Zeit schon fast vorbei, ohne, dass man es wirklich mitbekommen hat.

Und dann machten wir uns zunächst auf nach Nairobi, von wo aus wir dann mit einem Bus nach Mombasa ans Meer fuhren. Und auch die letzten Tage, die wir als Gruppe nutzten noch mehr von Kenia kennen zu lernen, waren beeindruckend. Der indische Ozean, Mombasa-Stadt (Die übrigens viel chaotischer ist als Nairobi, da schien mir am Ende des Workcamps alles wieder richtig organisiert.). Ich besuchte die Altstadt, den neueren Teil der Stadt und einen hinduistischen Tempel. Die Moschee blieb uns leider verweigert, dafür nahmen wir an einem Mittagsgebet im Kinosaal teil, was sehr ergreifend war.

Unvergesslich bleibt mir aber die Likoni-Fähre, weil mein Keniaerlebnis bereits vor zwei Jahren im Kinosaal während des Films âDie weiße Massaiâ begann, und daran denke ich immer wieder gerne zurück. Menschen aus dem Stamm der Massai sahen wir auch an der Küste. Hier traf man viele verschiedene Religionen und Kulturen, ob Touristen oder Einheimische, Christen, Muslime, Hindus bzw. Kenianer, die zu den verschiedensten Stämmen des Landes gehörten. Und wie so oft, man musste manchmal nur die Augen öffnen, um etwas zu sehen.

Ich habe von dieser Reise nur profitiert, ich habe so viel gelernt, meine Probleme in Deutschland vergessen. Ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln, Kontakte knüpfen und neue, nette Menschen kennen lernen. Ich werde diese Reise, diese Eindrücke aus einer völlig anderen Welt nie mehr vergessen, dafür haben wir zu viel gesehen und erlebt. Es war herrlich, toll, unbeschreiblich schön, ein wunderbares Erlebnis und Erfahrung.

Und ich habe mir fest vorgenommen, dieses Land wieder zu besuchen! Jetzt, zurück aus Afrika und wieder in Deutschland lebend, begreife ich erst einmal, wie gut es uns geht. In welchem Luxus, Saus und Braus wir leben und was wir angeboten bekommen, in den Geschäften, im Supermarkt. Diese Fülle, diese Masse, und was wir davon alles nicht brauchen, das sehe ich erst jetzt richtig. Genau so geht es mir mit der Kleidung im Schrank, wie viel wir doch haben. Aber auch, wenn ich durch die Straßen gehe, wie sauber alles ist, an jeder Ecke steht ein Mülleimer, hier gibt es Systeme, alles ist organisiert, geregelt. Ich betrachte diese Welt, die europäische, mit völlig anderen Augen!