Erfahrungsbericht Kenia
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- Kenia
- Träger
- Sobia e.V.
- Freiwillige/r
- anonym
Projektbesichtigungen in Kenia
Im Januar 2010 fuhr ich für Sobia e.V. nach Kenia, um verschiedene Workcamps zu besichtigen und die Projekte für unsere Weltwärts-Freiwilligen vorzubereiten. Die Tour wurde in Kooperation mit unserem kenianischen Partner durchgeführt.
Um die Hauptstadt Nairobi noch etwas zu erkunden, startete ich bereits 2 Tage früher. Aufgrund der starken Schneefälle in Europa hatte mein Flugzeug Verspätung und mein Gepäck kam erst einen Tag später an. Das war natürlich ganz schön ärgerlich! Aber einen Tag ging es auch so. Am Flughafen erwartete mich bereits ein Taxi. Das Taxi-Unternehmen hat direkt am Flughafen ein Büro, daher sind sie über Verspätungen oder verpasste Anschlüsse immer informiert und können entsprechend professionell reagieren. Mit diesem Unternehmen werden übrigens auch unsere Freiwilligen nach Nairobi gefahren.
Die Projekte, welche wir besuchen wollten, lagen allerdings nicht in Nakuru sondern in der Stadt Gilgil. Unterwegs mussten wir also aussteigen und das letzte Stück mit einem Taxi fahren. Das erste Projekt war eine Schule, in welcher unsere Freiwilligen als Lehrer arbeiten sollen. Auf dem recht großen Gelände werden über 300 Kinder unterrichtet. Einige von ihnen wohnen während der Schulzeit dort in einem Wohnheim. Natürlich holte ich mir von den dort befindlichen Freiwilligen noch ein entsprechendes Feedback. Nach einem kurzen Abstecher bei der Gastfamilie für unsere Freiwilligen fuhren wir weiter in ein benachbartes Kinderheim.
In diesem haben 50 Waisen ein neues Zuhause gefunden und jeder Gast wird freudig begrüßt. Insbesondere die ganz kleinen Kinder (1-3 Jahre) kamen sofort an um den weißen Mann an die Hand zu nehmen.
Nachdem ich in beiden Projekten alle wichtigen Details abgeklärt hatte, ging es weiter mit dem Bus nach Nakuro. Diese Stadt war auch unsere "Basiscamp" für die Touren in den nächsten Tagen. Übernachtet wurde bei einer netten Gastfamilie und ich bekam auch ein eigenes Zimmer.

(Spielende Kinder auf dem Schulhof)
Am nächsten Tag (Sonntag) begaben wir uns in das lokale Krankenhaus, um dort mit den verantwortendlichen Ärzten die Verträge zu unterschreiben. Danach ging es weiter zu einem lokalen Community Projekt. In diesem wird unter anderem durch Theater und Lehrveranstaltungen versucht, das Verantwortungsbewusstsein der Kenianer zu stärken. Ein wichtiger Punkt sind dabei Aufklärungsmaßnahmen über HIV. Da beide Projekte räumlich recht nah beieinander lagen, hatten John und ich an diesem Tag noch etwas Zeit für uns selbst. Ich wollte unbedingt ein paar Tiere fotografieren und so begaben wir uns zum Nationalpark, welcher direkt an Nakuro angrenzt. Schon im Eingangsbereich konnten wir sehr viele Tiere aus unmittelbarer Nähe zu sehen. Auf dem Rückweg nahmen wir eine Abkürzung durch die Slums (sollte man als Weißer nicht alleine machen!) So ziemlich jedes Kind hat mir gewunken und zugerufen "How are you?". Wenn man dann auch noch antwortet, sind alle ganz glücklich. Gerade für die sehr kleinen Kinder ist es ein richtiges Erlebnis, mal einen Weißen (=Musungu) zu sehen.

(Innenhof vom Krankenhaus)
Der nächste Tag war schon etwas stressiger. Ursprünglich war geplant 3 Projekte zu besuchen und am Abend wieder zurück, nach Nakuru, zu kommen. Aber oft kommt es anders, als man denkt.
Bereits früh gegen 7 Uhr brachen wir auf, um nach Eldoret zu kommen. Es dauerte eine ganze Weile bis der Bus endlich abfuhr, sodass wir erst gegen 12 Uhr in Eldoret ankamen. Dort besuchten wir eine Menschenrechtsorganisation. Da der Manager aber gerade auf einer Pressekonferenz war, mussten wir uns noch bis 13:30 Uhr gedulden. John nutzte die Gelegenheit, um ein paar Bekannte in der Stadt zu treffen. So lernte ich gleich ein paar neue Leute kennen und sah das Industriegebiet der Stadt aus der Nähe. Nach der Pressekonferenz unterzeichneten wir im Menschenrecht-Projekt alle nötigten Verträge. Aus Spaß bemerkte der Manager, dass ich doch den für die Vertragsunterzeichnung verwendeten Kuli als Spende da lassen könne. (Der Kuli war ein billiger Werbeartikel.) Natürlich willigte ich sofort ein (und habe sogar auf eine Spendenquittung verzichtet). In Reaktion darauf zeigte der Manager sofort freudig allen seinen Mitarbeiten den Kuli und versprach, dieses hochwertige Geschenk aus Deutschland in Ehren zu halten. Er ist schon ein sehr lustiger Mann, mit dem es sich sicher gut arbeiten lässt.

(Busbahnhof in Eldoret)
Von der Menschenrechtsorganisation aus ging es weiter zu einem Frauenrechtsprojekt, welches sich nur ein paar Blocks weiter befindet. Wie man es von so einem Projekt erwartet, waren natürlich nur Frauen anwesend. Das ganze Kollektiv wirkte sehr freundlich und bereits wenige Tage später erhielt ich die erbetenen, notwendigen Informationen per E-Mail.
Nach diesem Projekt ging es weiter in die kleine Stadt Kakamega. Die Busfahrt dauerte mehr als 3 Stunden, obwohl die Strecke nur 80 km lang war. Die Strasse war nicht gerade im besten Zustand â¦
Unsere Freiwilligen nehmen normalerweise eine andere Route, aber wir wollten diese Strecke einfach mal ausprobieren. In Kakamega angekommen stiegen wir gleich in den nächsten Bus, welcher uns in das Dorf (Isecheno) bringen sollte. Der Bus war einer der inzwischen auch in Kenia sehr selten gewordenen Vehikel, in welchem sich die Fahrgäste hinten auf zwei Bänken gegenüber sitzen. Bei Busabfahrt hatten wir noch strahlend blauen Himmel, aber nur wenige Minuten danach fing es an in Strömen zu regnen. Bereits nach zehn Minuten war von der ursprünglich trockenen Strasse nichts mehr zu sehen. Unser Bus hatte sich inzwischen in ein Schiff auf Rädern verwandelt und suchte seinen Weg zielsicher durch die Fluten. Später am Zielort tat sich ein kleines Problem auf. Um zum Projekt zu kommen, muss man von hier aus für die letzten 10 km eigentlich ein Motorradtaxi nehmen. Aber bei diesem Wetter durch die überfluteten Strassen mit einem Motorrad zu fahren, war zu gefährlich. Es wurde bereits dunkel und im Dorf gab es kein Hotel, wir mussten aber irgendwie zum Projekt. Einer der Busfahrer witterte ein Geschäft und bot sich gleich als Taxifahrer an. Die geforderten 4 Euro waren zwar sehr teuer, aber wenigstens kamen wir heil an.

(Straße zum Regenwald am frühen Morgen)
Am Zielort war es dann bereits dunkel und so verbrachten wir die Nacht also im Projekt. Wir übernachteten einfach bei den Freiwilligen. Insgesamt sind dort 3 Projekte angesiedelt - das Wildtierprojekt, ein HIV Projekt und ein Umweltprojekt. Unsere Langzeitfreiwilligen werden im AIDS/HIV Projekt und im Umweltprojekt mitarbeiten, für die Workcamps sind alle 3 Projekte verfügbar. Im AIDS/HIV Projekt gibt es ein breites Spektrum an Veranstaltungen im Bereich der Aufklärung, Prävention und auch zum Umgang mit der Krankheit. Das Umweltprojekt setzt sich vor allem für die Erhaltung und Aufforstung der Natur ein. Das Wildtierprojekt ist ein Zoo und ein Tierheim. Unsere Unterkunft befand sich nur 15 Minuten zu Fuß vom Regenwald entfernt. Am nächsten Tag liefen wir zum eigentlichen Wildtierprojekt, welches direkt an den Regenwald angrenzt. Die Gebäude sind bereits alle fertig gestellt. Für die kommenden Freiwilligen wird also ein Grossteil der Arbeit die Arbeit mit den Tieren sein.
Nach der Besichtigung fuhren wir mit einem Motorradtaxi zurück nach Kakamega. Die Straßen waren wieder komplett trocken, von der Überschwemmung des letzten Tages war nichts mehr zu sehen. Weiter ging es mit dem nächsten Bus nach Kisumu. Dieser Ort liegt direkt am Äquator und dementsprechend heiß ist es dort auch. Nach langem Warten auf den nächsten Bus begaben wir uns wieder zurück nach Nakuru. Unmittelbar nach Abfahrt machte der Bus aber noch einen Stopp an der nächsten Polizeistation, wo alle Passagiere abgetastet wurden und das Gepäck grob geprüft wurde. Dies ist ein Service des Busveranstalters als zusätzliche Sicherheitsmassnahme - für mich allerdings etwas befremdlich.
In Nakuru kamen wir gegen 16 Uhr wieder an. Nach einem kurzen Beine-Vertreten war ich gegen 19 Uhr wieder bei meiner Gastfamilie.

(Wartende Fahrrad-Taxis)
Am nächsten Tag brachen wir gegen 7 Uhr nach Narok auf. Nach 3 Stunden Fahrt besuchten wir dort das Safe House. Die Region wird hauptsächlich von Masais bevölkert, welche ihre Töchter bereits sehr jung verheiraten. Hochzeiten mit 10-12 jährigen Mädchen sind dort keine Seltenheit. Das Safe House bietet jungen Mädchen eine Zuflucht an, um sie davor zu schützen. Die Kinder erhalten eine sehr gute Schulausbildung und es wird versucht, sie wieder mit den Familien zusammenzubringen. Das Erstaunliche ist, dass die Familien in den meisten Fällen sogar überzeugt werden können von der Hochzeit abzusehen, wenn es auch manchmal sehr lange dauert. Ein großes Problem ist nämlich, dass die Familien für die Tochter bereits das Brautgeld empfangen haben.
Eine interessante Geschichte hörte ich über ein Mädchen, welches mit 12 Jahren bereits heiraten sollte. Fünf Jahre dauerte es, bis der Vater von dieser Idee abließ. In dieser Zeit erhielt das Mädchen eine gute Schulausbildung und besuchte bereits die Universität. Aber selbst jetzt würde der Vater es gern sehen, wenn seine Tochter verheiratet wird. Der Grund dafür ist sehr einfach: Der versprochene Bräutigam ist ein Schamane. Der Vater lebt bereits seit Jahren mit der Angst, dass der Schamane ihn verfluchen oder vorbeikommen könne, dann mit dem Finger auf ihn zeigt, und er dadurch stirbt.
Nach der Vertragsunterzeichnung ging es wieder zurück nach Nakuru. Unser Bus ist die ganze Strecke "geschlichen", deswegen waren wir erst nach 5 Stunden, gegen 21 Uhr, wieder zurück.

(Das Safe House)
Der nächste Tag war der Anfang des richtig schweren Teiles meiner Reise. Wie immer ging es wieder früh 7 Uhr los. Als erstes fuhren wir mit dem Bus in ein Kinderheim in Nyahururu. Da das Kinderheim zu einer kirchlichen Organisation gehört, waren bei der Vertragsunterzeichnung 6 Pastoren und der lokale Bischof dabei. Da hat alles natürlich etwas länger gedauert.
Anschließend ging es wieder mit einem Bus weiter nach Nyeri und von dort wieder mit einem Bus zu einem anderen Kinderheim. Dieses Heim ist von der Organisation her eines der besten, welches ich in Kenia kennen gelernt habe. Es gibt ein sehr großes Gelände mit mehrere Kühen, Kaninchen und Hunden. Zur Zeit leben dort ca. 60 Kinder, es ist aber geplant, das Kinderheim in der Zukunft für mehr als 100 Kinder zu erweitern. Abends brachte uns ein Bus wieder nach Nyeri und von dort zurück nach Nairobi.

(Kinderheim in der Nähe von Nyeri)
Nach einer Nacht in Nairobi fuhren wir am nächsten Tag nach Mwingi um dort das Projekt des Roten Kreuzes zu besuchen. Diesmal konnte ich etwas länger schlafen, denn es ging erst gegen 8 Uhr los.
Vor der Abfahrt mussten wir aber noch die Bustickets für die Strecke nach Mombasa kaufen, damit wir auch einen Platz im Bus bekamen. Die Strecke nach Mwingi stellte sich als recht kompliziert heraus. Normalerweise gibt es immer jede Menge Kleinbusse. Heute war aber keiner da und so mussten wir einen der großen Busse nehmen. Dieser fuhr aber ausgesprochen langsam und hielt überall an. Die Hinfahrt dauerte fast 5 Stundenâ¦
Endlich in Mwingi angekommen, besuchten wir das Rote Kreuz sowie ein Zentrum für Menschenrechte.
Die Rückfahrt dauerte mit dem Expressbus nur 3 Stunden, sodass wir gegen 21 Uhr wieder in Nairobi waren. Leider war der Tag aber noch nicht zu Ende, denn am selben Tag mussten wir noch weiter nach Mombasa.

(zum Büro der Menschenrechts-Organisation in Mwingi)
Da die Fahrt nach Mwingi mehr Zeit beanspruchte, als eigentlich geplant, war die Zeit jetzt recht knapp. Schnell eilten wir vom Busbahnhof zu einer anderen Bushaltestelle und knapp vor der geplanten Abfahrt erreichten wir dann auch endlich den Bus nach Mombasa. Pünktlich um 22 Uhr fuhr dieser ab und 8 Stunden später trafen wir auch schon in Mombasa ein. Dort besuchten wir die Schwester von John, bei der wir uns wenigstens für eine Stunde ausruhen und waschen konnten. Obwohl es erst 7 Uhr war, hatten wir bereits eine (erstaunlicherweise angenehme) Außentemperatur von 28 Grad. Diese ist im Laufe des Tages natürlich weiter angestiegen. Mombasa liegt auf einer Insel, welche über eine Brücke zu erreichen ist. Um zu den Projekten zu gelangen, begaben wir uns aber mit der Fähre zurück auf das Festland.

(Fähre in Mombasa)
Den Weg zum nächsten Kinderheim absolvierten wir vom anderen Ufer aus mit einem Motorradtaxi für 0,30 Euro. Hauptsächlich AIDS-Waisen leben in diesem Heim. Anschließend ging es weiter zu einem benachbarten Community Projekt, welches u.a. AIDS-Aufklärung und Nachbarschaftswachen organisiert. Eigentlich wollten wir am selben Tag noch weiter nach Malindi zu unserem Museumsprojekt. Aber aufgrund der knappen Zeit verzichteten wir darauf. So ging es am Abend mit dem Bus wieder zurück nach Nairobi, wo wir erst gegen 5 Uhr am nächsten Morgen ankamen.
Nach einem abschließenden Gespräch mit John und James war meine Projektbesichtigung endlich beendet und ich musste wieder zurück nach Deutschland. Kenia ist wirklich ein schönes Land und alle Projekte sind für die Freiwilligen sehr spannend. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch in Kenia. Wahrscheinlich werde ich das nächste Mal aber als normaler Tourist wieder kommen und mir alles in Ruhe anschauen.
Um die Hauptstadt Nairobi noch etwas zu erkunden, startete ich bereits 2 Tage früher. Aufgrund der starken Schneefälle in Europa hatte mein Flugzeug Verspätung und mein Gepäck kam erst einen Tag später an. Das war natürlich ganz schön ärgerlich! Aber einen Tag ging es auch so. Am Flughafen erwartete mich bereits ein Taxi. Das Taxi-Unternehmen hat direkt am Flughafen ein Büro, daher sind sie über Verspätungen oder verpasste Anschlüsse immer informiert und können entsprechend professionell reagieren. Mit diesem Unternehmen werden übrigens auch unsere Freiwilligen nach Nairobi gefahren.
![]() ![]() | Endlich im Hotel angekommen konnte ich mich von der Reise erholen. Bei angenehmen 22 Grad erkundigte ich später die Stadt. Es ist wichtig, sich von Anfang an einige Orientierungspunkte zu schaffen, denn in einer so lebhaften Stadt wir Nairobi verläuft man sich schneller als gedacht. Den Tag darauf begab ich mich noch einmal zum Flughafen, gab meinen Ausweis beim Security Office ab und bin mit einem Besucherausweis durch den Personaleingang rein. Bei der Gepäckausgabe bekam ich dann auch problemlos meinen Koffer und konnte zurück zum Hotel fahren. Den Rest des Tages bereitete ich noch ein paar Unterlagen und Verträge vor, damit bei den Projekten alles problemlos ablaufen konnte. Am folgenden Morgen lernte ich unsere Projektkoordinatoren James und John kennen. Nach einigen kurzen Besprechungen ging es auch gleich zum Busbahnhof und zusammen mit John (einem kräftigen, 2 m großen Afrikaner), sind wir Richtung Nakuru gefahren um die ersten Projekte zu besuchen. Während der Fahrt sah ich aus dem Bus (= Matatu) bereits die ersten Tiere. Direkt an der Straße beobachtete ich einige Zebras und Affen, etwas weiter entfernt waren auch mehrere Gazellen zu sehen. |
Die Projekte, welche wir besuchen wollten, lagen allerdings nicht in Nakuru sondern in der Stadt Gilgil. Unterwegs mussten wir also aussteigen und das letzte Stück mit einem Taxi fahren. Das erste Projekt war eine Schule, in welcher unsere Freiwilligen als Lehrer arbeiten sollen. Auf dem recht großen Gelände werden über 300 Kinder unterrichtet. Einige von ihnen wohnen während der Schulzeit dort in einem Wohnheim. Natürlich holte ich mir von den dort befindlichen Freiwilligen noch ein entsprechendes Feedback. Nach einem kurzen Abstecher bei der Gastfamilie für unsere Freiwilligen fuhren wir weiter in ein benachbartes Kinderheim.
In diesem haben 50 Waisen ein neues Zuhause gefunden und jeder Gast wird freudig begrüßt. Insbesondere die ganz kleinen Kinder (1-3 Jahre) kamen sofort an um den weißen Mann an die Hand zu nehmen.
Nachdem ich in beiden Projekten alle wichtigen Details abgeklärt hatte, ging es weiter mit dem Bus nach Nakuro. Diese Stadt war auch unsere "Basiscamp" für die Touren in den nächsten Tagen. Übernachtet wurde bei einer netten Gastfamilie und ich bekam auch ein eigenes Zimmer.

Am nächsten Tag (Sonntag) begaben wir uns in das lokale Krankenhaus, um dort mit den verantwortendlichen Ärzten die Verträge zu unterschreiben. Danach ging es weiter zu einem lokalen Community Projekt. In diesem wird unter anderem durch Theater und Lehrveranstaltungen versucht, das Verantwortungsbewusstsein der Kenianer zu stärken. Ein wichtiger Punkt sind dabei Aufklärungsmaßnahmen über HIV. Da beide Projekte räumlich recht nah beieinander lagen, hatten John und ich an diesem Tag noch etwas Zeit für uns selbst. Ich wollte unbedingt ein paar Tiere fotografieren und so begaben wir uns zum Nationalpark, welcher direkt an Nakuro angrenzt. Schon im Eingangsbereich konnten wir sehr viele Tiere aus unmittelbarer Nähe zu sehen. Auf dem Rückweg nahmen wir eine Abkürzung durch die Slums (sollte man als Weißer nicht alleine machen!) So ziemlich jedes Kind hat mir gewunken und zugerufen "How are you?". Wenn man dann auch noch antwortet, sind alle ganz glücklich. Gerade für die sehr kleinen Kinder ist es ein richtiges Erlebnis, mal einen Weißen (=Musungu) zu sehen.

Der nächste Tag war schon etwas stressiger. Ursprünglich war geplant 3 Projekte zu besuchen und am Abend wieder zurück, nach Nakuru, zu kommen. Aber oft kommt es anders, als man denkt.
Bereits früh gegen 7 Uhr brachen wir auf, um nach Eldoret zu kommen. Es dauerte eine ganze Weile bis der Bus endlich abfuhr, sodass wir erst gegen 12 Uhr in Eldoret ankamen. Dort besuchten wir eine Menschenrechtsorganisation. Da der Manager aber gerade auf einer Pressekonferenz war, mussten wir uns noch bis 13:30 Uhr gedulden. John nutzte die Gelegenheit, um ein paar Bekannte in der Stadt zu treffen. So lernte ich gleich ein paar neue Leute kennen und sah das Industriegebiet der Stadt aus der Nähe. Nach der Pressekonferenz unterzeichneten wir im Menschenrecht-Projekt alle nötigten Verträge. Aus Spaß bemerkte der Manager, dass ich doch den für die Vertragsunterzeichnung verwendeten Kuli als Spende da lassen könne. (Der Kuli war ein billiger Werbeartikel.) Natürlich willigte ich sofort ein (und habe sogar auf eine Spendenquittung verzichtet). In Reaktion darauf zeigte der Manager sofort freudig allen seinen Mitarbeiten den Kuli und versprach, dieses hochwertige Geschenk aus Deutschland in Ehren zu halten. Er ist schon ein sehr lustiger Mann, mit dem es sich sicher gut arbeiten lässt.

Von der Menschenrechtsorganisation aus ging es weiter zu einem Frauenrechtsprojekt, welches sich nur ein paar Blocks weiter befindet. Wie man es von so einem Projekt erwartet, waren natürlich nur Frauen anwesend. Das ganze Kollektiv wirkte sehr freundlich und bereits wenige Tage später erhielt ich die erbetenen, notwendigen Informationen per E-Mail.
Nach diesem Projekt ging es weiter in die kleine Stadt Kakamega. Die Busfahrt dauerte mehr als 3 Stunden, obwohl die Strecke nur 80 km lang war. Die Strasse war nicht gerade im besten Zustand â¦
Unsere Freiwilligen nehmen normalerweise eine andere Route, aber wir wollten diese Strecke einfach mal ausprobieren. In Kakamega angekommen stiegen wir gleich in den nächsten Bus, welcher uns in das Dorf (Isecheno) bringen sollte. Der Bus war einer der inzwischen auch in Kenia sehr selten gewordenen Vehikel, in welchem sich die Fahrgäste hinten auf zwei Bänken gegenüber sitzen. Bei Busabfahrt hatten wir noch strahlend blauen Himmel, aber nur wenige Minuten danach fing es an in Strömen zu regnen. Bereits nach zehn Minuten war von der ursprünglich trockenen Strasse nichts mehr zu sehen. Unser Bus hatte sich inzwischen in ein Schiff auf Rädern verwandelt und suchte seinen Weg zielsicher durch die Fluten. Später am Zielort tat sich ein kleines Problem auf. Um zum Projekt zu kommen, muss man von hier aus für die letzten 10 km eigentlich ein Motorradtaxi nehmen. Aber bei diesem Wetter durch die überfluteten Strassen mit einem Motorrad zu fahren, war zu gefährlich. Es wurde bereits dunkel und im Dorf gab es kein Hotel, wir mussten aber irgendwie zum Projekt. Einer der Busfahrer witterte ein Geschäft und bot sich gleich als Taxifahrer an. Die geforderten 4 Euro waren zwar sehr teuer, aber wenigstens kamen wir heil an.

Am Zielort war es dann bereits dunkel und so verbrachten wir die Nacht also im Projekt. Wir übernachteten einfach bei den Freiwilligen. Insgesamt sind dort 3 Projekte angesiedelt - das Wildtierprojekt, ein HIV Projekt und ein Umweltprojekt. Unsere Langzeitfreiwilligen werden im AIDS/HIV Projekt und im Umweltprojekt mitarbeiten, für die Workcamps sind alle 3 Projekte verfügbar. Im AIDS/HIV Projekt gibt es ein breites Spektrum an Veranstaltungen im Bereich der Aufklärung, Prävention und auch zum Umgang mit der Krankheit. Das Umweltprojekt setzt sich vor allem für die Erhaltung und Aufforstung der Natur ein. Das Wildtierprojekt ist ein Zoo und ein Tierheim. Unsere Unterkunft befand sich nur 15 Minuten zu Fuß vom Regenwald entfernt. Am nächsten Tag liefen wir zum eigentlichen Wildtierprojekt, welches direkt an den Regenwald angrenzt. Die Gebäude sind bereits alle fertig gestellt. Für die kommenden Freiwilligen wird also ein Grossteil der Arbeit die Arbeit mit den Tieren sein.
Nach der Besichtigung fuhren wir mit einem Motorradtaxi zurück nach Kakamega. Die Straßen waren wieder komplett trocken, von der Überschwemmung des letzten Tages war nichts mehr zu sehen. Weiter ging es mit dem nächsten Bus nach Kisumu. Dieser Ort liegt direkt am Äquator und dementsprechend heiß ist es dort auch. Nach langem Warten auf den nächsten Bus begaben wir uns wieder zurück nach Nakuru. Unmittelbar nach Abfahrt machte der Bus aber noch einen Stopp an der nächsten Polizeistation, wo alle Passagiere abgetastet wurden und das Gepäck grob geprüft wurde. Dies ist ein Service des Busveranstalters als zusätzliche Sicherheitsmassnahme - für mich allerdings etwas befremdlich.
In Nakuru kamen wir gegen 16 Uhr wieder an. Nach einem kurzen Beine-Vertreten war ich gegen 19 Uhr wieder bei meiner Gastfamilie.

Am nächsten Tag brachen wir gegen 7 Uhr nach Narok auf. Nach 3 Stunden Fahrt besuchten wir dort das Safe House. Die Region wird hauptsächlich von Masais bevölkert, welche ihre Töchter bereits sehr jung verheiraten. Hochzeiten mit 10-12 jährigen Mädchen sind dort keine Seltenheit. Das Safe House bietet jungen Mädchen eine Zuflucht an, um sie davor zu schützen. Die Kinder erhalten eine sehr gute Schulausbildung und es wird versucht, sie wieder mit den Familien zusammenzubringen. Das Erstaunliche ist, dass die Familien in den meisten Fällen sogar überzeugt werden können von der Hochzeit abzusehen, wenn es auch manchmal sehr lange dauert. Ein großes Problem ist nämlich, dass die Familien für die Tochter bereits das Brautgeld empfangen haben.
Eine interessante Geschichte hörte ich über ein Mädchen, welches mit 12 Jahren bereits heiraten sollte. Fünf Jahre dauerte es, bis der Vater von dieser Idee abließ. In dieser Zeit erhielt das Mädchen eine gute Schulausbildung und besuchte bereits die Universität. Aber selbst jetzt würde der Vater es gern sehen, wenn seine Tochter verheiratet wird. Der Grund dafür ist sehr einfach: Der versprochene Bräutigam ist ein Schamane. Der Vater lebt bereits seit Jahren mit der Angst, dass der Schamane ihn verfluchen oder vorbeikommen könne, dann mit dem Finger auf ihn zeigt, und er dadurch stirbt.
Nach der Vertragsunterzeichnung ging es wieder zurück nach Nakuru. Unser Bus ist die ganze Strecke "geschlichen", deswegen waren wir erst nach 5 Stunden, gegen 21 Uhr, wieder zurück.

Der nächste Tag war der Anfang des richtig schweren Teiles meiner Reise. Wie immer ging es wieder früh 7 Uhr los. Als erstes fuhren wir mit dem Bus in ein Kinderheim in Nyahururu. Da das Kinderheim zu einer kirchlichen Organisation gehört, waren bei der Vertragsunterzeichnung 6 Pastoren und der lokale Bischof dabei. Da hat alles natürlich etwas länger gedauert.
Anschließend ging es wieder mit einem Bus weiter nach Nyeri und von dort wieder mit einem Bus zu einem anderen Kinderheim. Dieses Heim ist von der Organisation her eines der besten, welches ich in Kenia kennen gelernt habe. Es gibt ein sehr großes Gelände mit mehrere Kühen, Kaninchen und Hunden. Zur Zeit leben dort ca. 60 Kinder, es ist aber geplant, das Kinderheim in der Zukunft für mehr als 100 Kinder zu erweitern. Abends brachte uns ein Bus wieder nach Nyeri und von dort zurück nach Nairobi.

Nach einer Nacht in Nairobi fuhren wir am nächsten Tag nach Mwingi um dort das Projekt des Roten Kreuzes zu besuchen. Diesmal konnte ich etwas länger schlafen, denn es ging erst gegen 8 Uhr los.
Vor der Abfahrt mussten wir aber noch die Bustickets für die Strecke nach Mombasa kaufen, damit wir auch einen Platz im Bus bekamen. Die Strecke nach Mwingi stellte sich als recht kompliziert heraus. Normalerweise gibt es immer jede Menge Kleinbusse. Heute war aber keiner da und so mussten wir einen der großen Busse nehmen. Dieser fuhr aber ausgesprochen langsam und hielt überall an. Die Hinfahrt dauerte fast 5 Stundenâ¦
Endlich in Mwingi angekommen, besuchten wir das Rote Kreuz sowie ein Zentrum für Menschenrechte.
Die Rückfahrt dauerte mit dem Expressbus nur 3 Stunden, sodass wir gegen 21 Uhr wieder in Nairobi waren. Leider war der Tag aber noch nicht zu Ende, denn am selben Tag mussten wir noch weiter nach Mombasa.

Da die Fahrt nach Mwingi mehr Zeit beanspruchte, als eigentlich geplant, war die Zeit jetzt recht knapp. Schnell eilten wir vom Busbahnhof zu einer anderen Bushaltestelle und knapp vor der geplanten Abfahrt erreichten wir dann auch endlich den Bus nach Mombasa. Pünktlich um 22 Uhr fuhr dieser ab und 8 Stunden später trafen wir auch schon in Mombasa ein. Dort besuchten wir die Schwester von John, bei der wir uns wenigstens für eine Stunde ausruhen und waschen konnten. Obwohl es erst 7 Uhr war, hatten wir bereits eine (erstaunlicherweise angenehme) Außentemperatur von 28 Grad. Diese ist im Laufe des Tages natürlich weiter angestiegen. Mombasa liegt auf einer Insel, welche über eine Brücke zu erreichen ist. Um zu den Projekten zu gelangen, begaben wir uns aber mit der Fähre zurück auf das Festland.

Den Weg zum nächsten Kinderheim absolvierten wir vom anderen Ufer aus mit einem Motorradtaxi für 0,30 Euro. Hauptsächlich AIDS-Waisen leben in diesem Heim. Anschließend ging es weiter zu einem benachbarten Community Projekt, welches u.a. AIDS-Aufklärung und Nachbarschaftswachen organisiert. Eigentlich wollten wir am selben Tag noch weiter nach Malindi zu unserem Museumsprojekt. Aber aufgrund der knappen Zeit verzichteten wir darauf. So ging es am Abend mit dem Bus wieder zurück nach Nairobi, wo wir erst gegen 5 Uhr am nächsten Morgen ankamen.
Nach einem abschließenden Gespräch mit John und James war meine Projektbesichtigung endlich beendet und ich musste wieder zurück nach Deutschland. Kenia ist wirklich ein schönes Land und alle Projekte sind für die Freiwilligen sehr spannend. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch in Kenia. Wahrscheinlich werde ich das nächste Mal aber als normaler Tourist wieder kommen und mir alles in Ruhe anschauen.