Erfahrungsbericht Peru
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- Peru
- Träger
- EL Pueblo Unido-Solidarität mit Lateinamerika e.V.
- Freiwillige/r
- Simon
Schule in Cajamarca
Überwältigt!
So, geschafft, ich bin endlich letzten Mittwoch in Cajamarca angekommen! Nach der 16-stündigen Busreise, auf der ich jedoch ausschließlich geschlafen habe, kam ich Mittwoch morgens erstmal bei Alsina, der Schulleiterin, unter. Um ein wenig auszuruhen nahm mich Marco, der Sohn Alsinas, mit ins Thermalbad Banos del Inca. Dieses war für mich ungewohnt, denn jeder kriegt seine eigene Badewanne in einem extra Raum, in der er nackt badet. Sehr entspannend nach so einer Reise;) Ausgeruht habe ich dann nachmittags mit Alsina zum ersten Mal die Schule besichtigt.
Ich bin einfach nur überwältigt wie die Errichtung dieser Gebäude durch Hilfe von verschiedensten Hilfsorganisationen (allen voran El Pueblo Unido e. V.), im Laufe von 17 Jahren, ermöglicht worden ist. Obwohl es schon Nachmittag war und nur noch wenige Schüler in den Handarbeitsklassen waren, empfingen mich die anwesenden 30 Schüler mit solchem Respekt und Freude über mein Kommen, dass ich einfach nur überwältigt war. So etwas habe ich in meinem kompletten Schulleben in Deutschland nicht einmal erlebt! Ab sofort bin ich Profesor Simón;) Getoppt wurde das nur noch vom Empfang am nächsten Morgen. Die Schüler versammeln sich jeden Morgen im Hof um gemeinsam zu beten, zu singen und einzelne Schüler (sogar Kindergartenkinder im Alter von 4 Jahren) verkünden vor der gesamten Schule Neuigkeiten und tragen Gedichte vor. Als ich mich schließlich der kompletten Schule vorgestellt hatte, kamen gefühlt alle Schüler zu mir um mich zu umarmen und mir Küsse zu geben (in Peru ist es normal, dass sich Mann und Frau mit einem Kuss auf die Wange begrüßen). Das sind an die 250!
Soweit so gut, ich besuche zurzeit an jedem Tag eine andere Klassenstufe um mal einen Einblick in den Schulalltag zu bekommen. Bis jetzt war ich im Kindergarten bei den 3- und bei den 4-jährigen Kindern. Es wird zusammen gefrühstückt, zusammen Mittag gegessen sowie zusammen Zähne geputzt. Sauberkeit und gute gesunde Ernährung, für die auch manchmal unterernährten Kinder, wird in der Schule groß geschrieben. Alle Kinder kommen aus Familien, die zu arm sind ihre Kinder auf eine staatliche Schule zu schicken, doch von dieser armen Herkunft merkt man in der Schule so gut wie nichts. Mit ihren selbstgestrickten Schuluniformen und ihrem selbstbewussten Auftreten könnte man meinen die Kinder kommen aus keinem armen Umfeld. Dieses Selbstbewusstsein bringen ihnen die Lehrer, von Beginn ihrer Schulzeit an, bei. Die Nachricht an die Kinder lautet: Nur weil du arm bist heißt das noch lange nicht, dass du den Kopf vor reicheren Leuten senken musst!
Trotz meiner Absicht anfangs mal nur zu beobachten hatte ich gestern schon meinen ersten Unterricht. Ein Lehrer war ausgefallen und die Kinder baten mich inständig ihnen in den Holstunden Englisch beizubringen, was ich dann auch spontanerweise tat. Es war echt interessant für mich und ich freue mich ab sofort jeden Freitag in der 6. Klasse Englisch (und vielleicht auch Deutsch) zu unterrichten. Ebenfalls habe ich in der großen Pause mit den Kindern Schwungtuchspiele gespielt, von denen sie manche noch nicht kannten und sich riesig freuten. Mit den Lehrern verstehe ich mich auch gut und ich werde schauen mit welcher Klasse ich mehr Zeit verbringen werde.
Das Thema Wassermangel berührt mich schon jetzt. In den letzten Tagen gab es nur in den Morgenstunden (6-7Uhr) fließendes Wasser. Im Haus Alsinas, als auch in der Schule!! (In manchen Stadtteilen gibt es mehr oder weniger Wasser) Man stelle sich mal eine Schule ohne fließendes Wasser vor. Alles Wasser musste morgens in Tanks gesammelt werden um es tagsüber zu verwenden. Die Ursache des Wassermangels sind verschmutzte Trinkwasservorräte, verursacht durch die nahegelegene gigantische Gold- und Kupfermine Yanacocha. Diese Goldmine möchte sich aktuell erweitern durch ein neues Minenprojekt. Dieses Projekt geht mit der Trockenlegung von vier weiteren Trinkwasserlagunen einher. Es hat zwar an die 10 Lagunen in der Region Cajamarca, aber wenn diese 4 Lagunen austrocknen, werden die restlichen ebenfalls austrocknen, da sie unterirdisch verbunden sind und ihr Wasser von den genannten 4 Lagunen speisen. Daher demonstrierte die Bevölkerung Cajamarcas friedlich in den letzten Monaten gegen dieses Projekt. Die Antwort der
Regierung: Notstand in Cajamarca! Niemand darf sich mehr versammeln. Bisher gab es bei weiteren Demonstrationen vier Tote durch Polizeigewalt. Der Zustand dauert an. Im Moment traut sich niemand mehr zu demonstrieren. Das Projekt wird höchstwahrscheinlich umgesetzt. Jeder kann sich nun darüber seine eigene Meinung bilden!
Soweit so gut. Ab Montag werde ich in meine eigene Wohnung einziehen, mit Schafzimmer, Küche und Bad. Hab sie heute schon besichtigt und freue mich schon. Bis jetzt wurde ich von der Familie Alsinas herzlichst umsorgt und ich bin gespannt auf mein neues Junggesellendasein. Ebenfalls freue ich mich schon darauf die Kinder am Montag wiederzusehen, sie sind wirklich herzlich und freuen sich bis jetzt immer wie Schmitts Katze wenn ich aufkreuze;)
Home Sweet Home
Mittlerweile lebe ich in meinen eigenen vier Wänden. Es sind drei Räume: Schlafzimmer, Küche und Bad. Die Räume sind jedoch nicht mit einander verbunden, sondern ich muss immer über die Dachterasse laufen, um in ein anderes Zimmer zu gelangen. Der Ausblick vom Dach ist dafür umso schöner;) Leider wohnen im gleichen Haus keine weiteren Freiwilligen mehr und es werden auch keine kommen. Lediglich unter mir wohnt eine länderspezifisch gemischte Familie, Vater Franzose, Mutter und Sohn Costa Ricaner, die ich soeben kennengelernt habe. Sie scheinen sehr sympathisch zu sein und mit dem Vater hab ich gerade, zum ersten Mal nach Monaten wieder, französisch gesprochen. Ich sag euch, das verwirrt total Aber ich möchte Französisch nicht verlernen und deswegen ist das glaube ich eine ganz gute Übung;) Dennoch habe ich auch schon andere Freiwillige kennengelernt. Im Haus nebenan ist der Sitz eines Straßenkinderprojekts namens Manthoc. Dort wohnen unter anderem auch zwei deutsche weltwärts-Freiwillige, mit denen ich mich schon angefreundet habe.
Buenos días Profesor Simón
So begrüßen mich die Schüler in Aulas Abiertas. Ich bin Profesor, wohlgemerkt mit einem s, trotzdem hört es sich irgendwie lustig an. Lehrer zu sein macht mir Spaß. Das habe ich in letzter Zeit gemerkt. Zwar gibt es immer die einen oder anderen Schüler, die einen zur Weißglut treiben können, aber ich meine, jeder Job hat Nachteile. Außerdem ist es immer wieder eine Herausforderung die komplette Klasse zu animieren und ihr den Stoff zu übermitteln. Es gibt sehr intelligente, normale, lernschwache und lernbehinderte Schüler. Das wusste ich schon vor meinem Freiwilligendienst. Nun aber sehe ich, wie es ist eine Klasse zu unterrichten, in der alle vier Kategorien vorkommen. Durchaus schwierig. Auf der einen Seite bin ich sehr froh darüber zu sehen, wie manche Schüler den Stoff gleich schnallen und auf der anderen Seite verzweifle ich regelmäßig, wenn ich sehe, wie das bei anderen Schülern gar nicht der Fall ist. Doch ich versuche mein Bestes. So kann ich nur sagen, dass der Englisch- und Sportunterricht zurzeit sehr Spaß machen. Ebenfalls die Gruppenstunden zum Thema Selbstbewusstsein und Sexualkunde sind schön. Meine Vorgängerin hatte mir ein schönes Lehrbuch zur Unterrichtsgestaltung in Englisch ab Klasse 1 hinterlassen. Super Materialien, die ich mit einbeziehen kann.
Im Sportunterricht läuft alles rund und ich habe im ersten Monat mit den Klassen 5 und 6 die Koordination von Bewegungsabläufen, Mimik, Rhythmik und körperlichen Ausdruck bearbeitet. Nun kommt die Einheit Bodenturnen und ich bin auch schon fleißig am Üben, sodass ich den Kindern die Rolle Rückwärts vormachen kann, die ich seit der Grundschule nicht mehr ausprobiert hab. Und sie klappt wieder;)
In den Gruppenstunden haben wir viele Spiele gemacht, die ich aus der Arbeit als Gruppenleiter kenne. Spiele um Berührungsängste abzubauen, Spiele um aus sich heraus zu kommen. Jeder Schüler sollte in Arbeitseinheiten herausfinden, wer er ist, was ihn ausmacht und, dass es normal ist auch Schwächen zu haben. Beim Thema Sexualkunde ließen wir die Kinder anonym Fragen aufschreiben, die wir dann anschließend behandelten. In den Klassen 5 und 6 wird schon Sexualkunde behandelt, bis hin zur Befruchtung der Eizelle und der Schwangerschaft. Erstaunlich war dann, wie viele Informationen im Frontalunterricht an den Kindern vorbeigingen. Eine Menge Dinge, die sie im Unterricht behandelt hatten, arbeiteten wir nun nochmals auf. Bis hin zur Demonstration, wie man ein Kondom richtig benutzt. Dazu hatte ich von einem staatlichen Gesundheitsposten kostenlos Kondome geholt. Die Sache ist nämlich, dass die Kinder, wenn sie mal 16 und älter sind Sex haben werden, das mag noch so ein großes Tabu sein hier in dieser Gesellschaft. Man nehme die vielen jugendlichen Mädchen, die schon mit 15 oder 16 Jahren schwanger werden. Die Frage ist nicht ob, sondern wie diese Kinder später einmal Sex haben werden. Geschützt oder ungeschützt. Kondome gibt es in Peru in der Apotheke (teuer) oder im Gesundheitsposten (für Bedürftige, geschenkt). Als ich selbst mal Kondome kaufte, kicherten die erwachsenen Apothekerinnen ungeniert, bis ich sie darauf ansprach, ob das denn eine Sache vom andern Stern wäre. Da kann ich mir vorstellen, dass ich mit 16 Jahren hier keine Lust hätte sowas einzukaufen. Das wäre mir total peinlich. Dennoch können sich Jugendliche beim Gesundheitsposten kostenlos Kondome holen, nicht immens viele, aber immerhin etwas. Falls unsere Schüler nun eines Tages ein Kondom in der Hand halten sollten, bereit es zu verwenden, wissen sie jetzt wie.
So, geschafft, ich bin endlich letzten Mittwoch in Cajamarca angekommen! Nach der 16-stündigen Busreise, auf der ich jedoch ausschließlich geschlafen habe, kam ich Mittwoch morgens erstmal bei Alsina, der Schulleiterin, unter. Um ein wenig auszuruhen nahm mich Marco, der Sohn Alsinas, mit ins Thermalbad Banos del Inca. Dieses war für mich ungewohnt, denn jeder kriegt seine eigene Badewanne in einem extra Raum, in der er nackt badet. Sehr entspannend nach so einer Reise;) Ausgeruht habe ich dann nachmittags mit Alsina zum ersten Mal die Schule besichtigt.
Ich bin einfach nur überwältigt wie die Errichtung dieser Gebäude durch Hilfe von verschiedensten Hilfsorganisationen (allen voran El Pueblo Unido e. V.), im Laufe von 17 Jahren, ermöglicht worden ist. Obwohl es schon Nachmittag war und nur noch wenige Schüler in den Handarbeitsklassen waren, empfingen mich die anwesenden 30 Schüler mit solchem Respekt und Freude über mein Kommen, dass ich einfach nur überwältigt war. So etwas habe ich in meinem kompletten Schulleben in Deutschland nicht einmal erlebt! Ab sofort bin ich Profesor Simón;) Getoppt wurde das nur noch vom Empfang am nächsten Morgen. Die Schüler versammeln sich jeden Morgen im Hof um gemeinsam zu beten, zu singen und einzelne Schüler (sogar Kindergartenkinder im Alter von 4 Jahren) verkünden vor der gesamten Schule Neuigkeiten und tragen Gedichte vor. Als ich mich schließlich der kompletten Schule vorgestellt hatte, kamen gefühlt alle Schüler zu mir um mich zu umarmen und mir Küsse zu geben (in Peru ist es normal, dass sich Mann und Frau mit einem Kuss auf die Wange begrüßen). Das sind an die 250!
Soweit so gut, ich besuche zurzeit an jedem Tag eine andere Klassenstufe um mal einen Einblick in den Schulalltag zu bekommen. Bis jetzt war ich im Kindergarten bei den 3- und bei den 4-jährigen Kindern. Es wird zusammen gefrühstückt, zusammen Mittag gegessen sowie zusammen Zähne geputzt. Sauberkeit und gute gesunde Ernährung, für die auch manchmal unterernährten Kinder, wird in der Schule groß geschrieben. Alle Kinder kommen aus Familien, die zu arm sind ihre Kinder auf eine staatliche Schule zu schicken, doch von dieser armen Herkunft merkt man in der Schule so gut wie nichts. Mit ihren selbstgestrickten Schuluniformen und ihrem selbstbewussten Auftreten könnte man meinen die Kinder kommen aus keinem armen Umfeld. Dieses Selbstbewusstsein bringen ihnen die Lehrer, von Beginn ihrer Schulzeit an, bei. Die Nachricht an die Kinder lautet: Nur weil du arm bist heißt das noch lange nicht, dass du den Kopf vor reicheren Leuten senken musst!
Trotz meiner Absicht anfangs mal nur zu beobachten hatte ich gestern schon meinen ersten Unterricht. Ein Lehrer war ausgefallen und die Kinder baten mich inständig ihnen in den Holstunden Englisch beizubringen, was ich dann auch spontanerweise tat. Es war echt interessant für mich und ich freue mich ab sofort jeden Freitag in der 6. Klasse Englisch (und vielleicht auch Deutsch) zu unterrichten. Ebenfalls habe ich in der großen Pause mit den Kindern Schwungtuchspiele gespielt, von denen sie manche noch nicht kannten und sich riesig freuten. Mit den Lehrern verstehe ich mich auch gut und ich werde schauen mit welcher Klasse ich mehr Zeit verbringen werde.
Das Thema Wassermangel berührt mich schon jetzt. In den letzten Tagen gab es nur in den Morgenstunden (6-7Uhr) fließendes Wasser. Im Haus Alsinas, als auch in der Schule!! (In manchen Stadtteilen gibt es mehr oder weniger Wasser) Man stelle sich mal eine Schule ohne fließendes Wasser vor. Alles Wasser musste morgens in Tanks gesammelt werden um es tagsüber zu verwenden. Die Ursache des Wassermangels sind verschmutzte Trinkwasservorräte, verursacht durch die nahegelegene gigantische Gold- und Kupfermine Yanacocha. Diese Goldmine möchte sich aktuell erweitern durch ein neues Minenprojekt. Dieses Projekt geht mit der Trockenlegung von vier weiteren Trinkwasserlagunen einher. Es hat zwar an die 10 Lagunen in der Region Cajamarca, aber wenn diese 4 Lagunen austrocknen, werden die restlichen ebenfalls austrocknen, da sie unterirdisch verbunden sind und ihr Wasser von den genannten 4 Lagunen speisen. Daher demonstrierte die Bevölkerung Cajamarcas friedlich in den letzten Monaten gegen dieses Projekt. Die Antwort der
Regierung: Notstand in Cajamarca! Niemand darf sich mehr versammeln. Bisher gab es bei weiteren Demonstrationen vier Tote durch Polizeigewalt. Der Zustand dauert an. Im Moment traut sich niemand mehr zu demonstrieren. Das Projekt wird höchstwahrscheinlich umgesetzt. Jeder kann sich nun darüber seine eigene Meinung bilden!
Soweit so gut. Ab Montag werde ich in meine eigene Wohnung einziehen, mit Schafzimmer, Küche und Bad. Hab sie heute schon besichtigt und freue mich schon. Bis jetzt wurde ich von der Familie Alsinas herzlichst umsorgt und ich bin gespannt auf mein neues Junggesellendasein. Ebenfalls freue ich mich schon darauf die Kinder am Montag wiederzusehen, sie sind wirklich herzlich und freuen sich bis jetzt immer wie Schmitts Katze wenn ich aufkreuze;)
Home Sweet Home
Mittlerweile lebe ich in meinen eigenen vier Wänden. Es sind drei Räume: Schlafzimmer, Küche und Bad. Die Räume sind jedoch nicht mit einander verbunden, sondern ich muss immer über die Dachterasse laufen, um in ein anderes Zimmer zu gelangen. Der Ausblick vom Dach ist dafür umso schöner;) Leider wohnen im gleichen Haus keine weiteren Freiwilligen mehr und es werden auch keine kommen. Lediglich unter mir wohnt eine länderspezifisch gemischte Familie, Vater Franzose, Mutter und Sohn Costa Ricaner, die ich soeben kennengelernt habe. Sie scheinen sehr sympathisch zu sein und mit dem Vater hab ich gerade, zum ersten Mal nach Monaten wieder, französisch gesprochen. Ich sag euch, das verwirrt total Aber ich möchte Französisch nicht verlernen und deswegen ist das glaube ich eine ganz gute Übung;) Dennoch habe ich auch schon andere Freiwillige kennengelernt. Im Haus nebenan ist der Sitz eines Straßenkinderprojekts namens Manthoc. Dort wohnen unter anderem auch zwei deutsche weltwärts-Freiwillige, mit denen ich mich schon angefreundet habe.
Buenos días Profesor Simón
So begrüßen mich die Schüler in Aulas Abiertas. Ich bin Profesor, wohlgemerkt mit einem s, trotzdem hört es sich irgendwie lustig an. Lehrer zu sein macht mir Spaß. Das habe ich in letzter Zeit gemerkt. Zwar gibt es immer die einen oder anderen Schüler, die einen zur Weißglut treiben können, aber ich meine, jeder Job hat Nachteile. Außerdem ist es immer wieder eine Herausforderung die komplette Klasse zu animieren und ihr den Stoff zu übermitteln. Es gibt sehr intelligente, normale, lernschwache und lernbehinderte Schüler. Das wusste ich schon vor meinem Freiwilligendienst. Nun aber sehe ich, wie es ist eine Klasse zu unterrichten, in der alle vier Kategorien vorkommen. Durchaus schwierig. Auf der einen Seite bin ich sehr froh darüber zu sehen, wie manche Schüler den Stoff gleich schnallen und auf der anderen Seite verzweifle ich regelmäßig, wenn ich sehe, wie das bei anderen Schülern gar nicht der Fall ist. Doch ich versuche mein Bestes. So kann ich nur sagen, dass der Englisch- und Sportunterricht zurzeit sehr Spaß machen. Ebenfalls die Gruppenstunden zum Thema Selbstbewusstsein und Sexualkunde sind schön. Meine Vorgängerin hatte mir ein schönes Lehrbuch zur Unterrichtsgestaltung in Englisch ab Klasse 1 hinterlassen. Super Materialien, die ich mit einbeziehen kann.
Im Sportunterricht läuft alles rund und ich habe im ersten Monat mit den Klassen 5 und 6 die Koordination von Bewegungsabläufen, Mimik, Rhythmik und körperlichen Ausdruck bearbeitet. Nun kommt die Einheit Bodenturnen und ich bin auch schon fleißig am Üben, sodass ich den Kindern die Rolle Rückwärts vormachen kann, die ich seit der Grundschule nicht mehr ausprobiert hab. Und sie klappt wieder;)
In den Gruppenstunden haben wir viele Spiele gemacht, die ich aus der Arbeit als Gruppenleiter kenne. Spiele um Berührungsängste abzubauen, Spiele um aus sich heraus zu kommen. Jeder Schüler sollte in Arbeitseinheiten herausfinden, wer er ist, was ihn ausmacht und, dass es normal ist auch Schwächen zu haben. Beim Thema Sexualkunde ließen wir die Kinder anonym Fragen aufschreiben, die wir dann anschließend behandelten. In den Klassen 5 und 6 wird schon Sexualkunde behandelt, bis hin zur Befruchtung der Eizelle und der Schwangerschaft. Erstaunlich war dann, wie viele Informationen im Frontalunterricht an den Kindern vorbeigingen. Eine Menge Dinge, die sie im Unterricht behandelt hatten, arbeiteten wir nun nochmals auf. Bis hin zur Demonstration, wie man ein Kondom richtig benutzt. Dazu hatte ich von einem staatlichen Gesundheitsposten kostenlos Kondome geholt. Die Sache ist nämlich, dass die Kinder, wenn sie mal 16 und älter sind Sex haben werden, das mag noch so ein großes Tabu sein hier in dieser Gesellschaft. Man nehme die vielen jugendlichen Mädchen, die schon mit 15 oder 16 Jahren schwanger werden. Die Frage ist nicht ob, sondern wie diese Kinder später einmal Sex haben werden. Geschützt oder ungeschützt. Kondome gibt es in Peru in der Apotheke (teuer) oder im Gesundheitsposten (für Bedürftige, geschenkt). Als ich selbst mal Kondome kaufte, kicherten die erwachsenen Apothekerinnen ungeniert, bis ich sie darauf ansprach, ob das denn eine Sache vom andern Stern wäre. Da kann ich mir vorstellen, dass ich mit 16 Jahren hier keine Lust hätte sowas einzukaufen. Das wäre mir total peinlich. Dennoch können sich Jugendliche beim Gesundheitsposten kostenlos Kondome holen, nicht immens viele, aber immerhin etwas. Falls unsere Schüler nun eines Tages ein Kondom in der Hand halten sollten, bereit es zu verwenden, wissen sie jetzt wie.