Erfahrungsbericht Uganda
-> Kommentar zu diesem Bericht schreiben- Land
- Uganda
- Träger
- Deutsches Rotes Kreuz in Hessen Volunta gGmbH
- Freiwillige/r
- Kerstin
Red Cross Society in Iganga
Muzungu, how are you?
Ich werde vom Krähen des Hahns geweckt. Es ist noch morgendlich kühl und ich schlüpfe unter dem Moskitonetz aus dem Bett hervor. Vor meinem Fenster hängt die Magd der Nachbarn Wäsche auf. Sie trägt deren Baby auf dem Rücken und summt ein Lied. Für mich heißt es nun duschen, anziehen, eine ordentliche Portion Deo auftragen, den Rucksack packen und frühstücken. Mein deutscher Mitbewohner, der auch beim Ugandischen Roten Kreuz arbeitet, hat schon Eier gekocht und Teewasser auf dem Gaskocher aufgesetzt. Es gibt süßes Toastbrot mit Margarine, einem Frühstücksei, Erdnüssen, Früchten und dazu Magen-Darm Tee aus Deutschland.
Was steht heute an? Erstmal ins Red Cross office und dann mal schauen. Wird wohl wieder irgendeine activity anstehen. Da hat mein Mitbewohner durchaus Recht, man muss in Uganda auf alles gefasst sein: Einen health talk über Malaria- und Durchfallprävention auf dem völlig überfüllten Marktplatz eines Dorfes, ein Erste Hilfe Training in einer Schule, einem Besuch der vielen Rotkreuzfreiwilligen in den Gemeinden denen wir Rotkreuz-Tshirts vorbeibringen, einem Vortrag über die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und dem Ugandischen Roten Kreuz und dessen Aktivitäten oder einfach einem entspannten Tag im office, wenn es nichts zu tun gibt und die Freiwilligen zusammensitzen, reden, Tee trinken und Karten spielen. Dass man recht selten weiß was die nächsten Tage geplant ist, war für mich als Deutsche weltwärts-Freiwillige beim Ugandischen Roten Kreuz in Iganga am Anfang sicher nicht einfach, aber nach fünf Monaten habe ich mich daran gewöhnt. Im Gegenteil, ist es nicht sogar spannend jeden Tag aufs Neue überrascht zu werden?
Noch weitere fünf Monate werde ich morgens gegen neun Uhr mit meinem Fahrrad einmal quer durch Iganga, eine Kleinstadt im Südosten Ugandas, von unserer Wohnung in das Büro der Iganga branch des Ugandischen Roten Kreuz fahren. Auf der Fahrt erwarten mich zahlreiche Muzungu, how are you? Zurufe und ein gelegentliches, von einigen Lachern begleitetes Muzungu on a bycicle!.
Im Red Cross office angekommen werde ich herzlich von den Ugandischen Freiwilligen mit Umarmungen begrüßt. Über ein Kerstin, you look smart today! freue ich mich natürlich besonders, das bedeutet zwar nicht dass ich schlau oder intelligent aussehe, sondern dass ich mich gut gekleidet habe und hübsch aussehe. Schicke Kleidung wird von Ugandern sehr geschätzt ausgefranzte Jeans, Used Look oder zu knappe Kleidung hingegen werden fast als Beleidigung verstanden. Wie kann denn eine Muzungu (swahili: eine weiße, meist europäische oder amerikanische, Person, mit der Reichtum, Bildung, Schönheit und Gesundheit assoziiert werden), die doch das Geld für schicke saubere smarte Kleidung hat, sich so schäbig kleiden?
Die Iganga branch, hierarchisch mit einem deutschen Landesverband vergleichbar, ist in verschiedenen Bereichen aktiv. Iganga ist einer der districts, der von einer schlechten Versorgung mit sauberem, sicherem Wasser und einer hohen Kindersterblichkeit aufgrund von Durchfallerkrankungen und Malaria geprägt ist. Diese Erkrankungen sind unter der Bevölkerung weitverbreitet und treffen die Schwächsten der Gesellschaft, Kinder, Kranke und Alte am Schlimmsten. Das Rote Kreuz ist deshalb verstärkt in den Projekten CBHFA (Community Based Health and First Aid), Water and
Der Arbeitstag für deutsche weltwärts-Freiwillige beim Ugandischen Roten Kreuz ist abwechslungsreich und von zahlreichen kulturellen Erfahrungen geprägt, was eine ordentliche Portion an Toleranz, Engagement, Initiative, Kreativität und Geduld fordert. Für mich birgt jeder Tag neue Lernerfahrungen und Eindrücke. Natürlich ist Uganda zunächst ein völlig fremdes Land, mit fremden Menschen und einer fremden Kultur, jedoch wird dieser Eindruck ständig neu definiert. Ein fremdes Land und gerade die fremde Stadt werden zum vertrauten Zuhause, fremde Menschen werden zu engen Freunden und die fremde Kultur wird Teil von einem selbst. Nze Muzungu Ndi muna Uganda! Ich bin keine Muzungu Ich bin eine Uganderin!
Ein Freiwilligendienst für zehn Monate erlaubt mir einen großartigen Einblick in die ugandische Kultur. Ich arbeite völlig gleichgestellt zusammen mit den ugandischen Freiwilligen an Projekten und habe auch Zeit und die Möglichkeit eigene Projekte zu starten. So entschloss ich mich nach der Arbeit zweimal die Woche eine Organisation für Straßenkinder zu besuchen und dort Englischunterricht anzubieten. Des Weiteren plane ich einen Reproductive health workshop, ein Workshop für Mädchen und junge Frauen, in dem Themen wie der weibliche Körper und seine Entwicklung, Hygiene, Verhütung, Beziehungen und Familienplanung methodisch vielfältig erarbeitet werden. Gerade auch zu diesem Themenkomplex gibt es in Uganda einen Missstand. Pubertät und ihre psychologischen und physiologischen Folgen werden weder in der Schule, noch im Elternhaus ausreichend und umfassend aus einer Anzahl von Gründen nicht angesprochen und behandelt. Viele Mädchen wissen nicht was mit ihren Körpern passiert und wie sie damit umgehen sollen; auch die Anzahl junger alleinerziehender Mütter ist erschreckend hoch
Arbeitsschluss Feierabend sozusagen. Noch eine Freundin besuchen? Im Secondhandshop nach Schnäppchen suchen? Auf den überfüllten Markt und Mangos, Ananas, Tomaten und Kohl kaufen? Oder heute Abend mal wieder Matooke (Kochbananenbrei) kochen? Am Wochenende zu den Freiwilligen in Kampala zum Feiern fahren? Zum Frisör und sich eine schicke Flechtfrisur machen lassen? Meinen Eltern eine Email schreiben und mit der besten Freundin skypen? In den Abendgottesdienst gehen? Mit meinem Mitbewohner Billard spielen gehen? Tja, Fragen über Fragen!
Dem Himmel sei Dank kühlt es auch abends wieder schön ab und ich genieße diese kurze Zeitspanne der Abenddämmerung und des Sonnenuntergangs mit unserem liebenswerten Nachtwächter Paul. Paul, how is life? Life is there. Sister Catherine, how was your day? My day was somehow okay. How are the children? The children are a little bit okay. Two have malaria. Anschließend hören wir das Abendgebet im Radio und philosophieren über Gott und Uganda. Wiederholt versuche ich klar zu stellen, dass ich weder aus den USA komme noch Catherine heiße vergeblich :)
Bsssssssssssss Klatsch! Der erste fiese Moskito hat sein Glück versucht und ist gescheitert es wird Zeit für Moskitospray. Die ugandische Nacht bricht heran und ich gehe mit einem Lächeln ins Bett.
Ab ins Krankenhaus für zwei Wochen
Laaaaaaaaangweilig war es mir zumindest noch letzte Woche.
Leider laufen momentan drei der vier Projekte des Roten Kreuz in Iganga aus. Kein LPS (Life Planning Skills Jugendrotkreuzprogramm), HIV/Aids Awareness und auch kein CBHFA (Gesundheit und Erste Hilfe) mehr Das ist sehr tragisch für alle Rotkreuzfreiwilligen, weil die meisten in den Projekten mitgearbeitet haben und somit ein wenig Geld bekommen konnten.
Da momentan zusätzlich auch noch Schulferien sind, ist unser Iganga branch office ziemlich leer und langweilig. Es gibt neben einem fieldvisit mit dem Diarrhea Risk Reduction Project ein- oder zweimal pro Woche nichts zu tun für mich, sodass ich letzte Woche dann ein paar Tage in Jinja bei Tara und Judith verbracht habe auch nicht schlecht: So habe ich wunderschönen Stoff kaufen und bei einer Schneiderin Kleider in Auftrag geben können :)
Jedenfalls ist mir seit gestern gar nicht mehr langweilig, da ich ein zweiwöchiges Praktikum im Nakavule Iganga Main Hospital mache. Nachdem ich vom Medical Superintendenten (keine Ahnung, welcher Position das im Deutschen entspricht) höchstwahrscheinlich falsch verstanden wurde, verbrachte ich meine ersten zwei Stunden Krankenhauspraktikum im Operationssaal Naja, die Kombination von fehlendem Frühstück, Blut, Eiter, schlimmstem Chlorgeruch meines Lebens (warum muss ausgerechnet Chlor die billigste Desinfektionschemikalie sein?!?!?!), Kindergeschrei und schrecklicher Hitze führten zu einem peinlichen Auftritt meinerseits War dann doch zu viel für den Anfang.
Glücklicherweise erkannte der Oberpfleger, der bei der Operation assistierte, meine Notsituation und bot mir eine Führung durch die Male ward an.
Im Nakavule Main Hospital in Iganga gibt es eine Kinder-, Frauen-, Männer- und Geburtstation und eine Ambulanz/Notaufnahme (und vielleicht noch mehr Stationen und Gebäude, die ich aber nicht kenne). Vorerst verbringe ich die erste Woche auf der Männerstation und die zweite Woche auf der Geburtsstation.
Die Männerstation ist ein großer Raum, der in drei Bereiche unterteilt ist: Unfall- und Chirurgiepatienten, Malariapatienten und der letzte Bereich für Patienten mit HIV, Tuberkulose oder anderen ansteckenden Krankheiten unberuhigend GAR NICHT von den restlichen Patienten getrennt und auch das Personal trägt keine Schutzkleidung. In den zwei Praktikumstagen habe ich mir kein einziges Mal die Hände desinfiziert Joa, das ist wohl nicht nötig?
Schlimm fand ich die Unfallpatienten meist junge Boda Bodafahrer. Boda fahren ist wirklich gefährlich. Alleine gestern bekamen wir zwei Männer, deren Gesichter komplett verblutet und angeschwollen waren, weil sie mit ihrem Boda einen Unfall hatten. Auf der Station liegen Angefahrene, Fahrer und Passagiere mit Knochenbrüchen, Blutungen, Amputationen und Verbrennungen.
Es sind heute sogar zwei Dinge passiert, die ich noch nie in meinem Leben gesehen bzw. getan habe: Zum Einen habe ich das erste Mal in meinem Leben einen toten Menschen gesehen (es sind heute zwei Männer gestorben, einer an Aids bedingten Krankheiten (Tuberkulose, Meningitis und RICHTIG KRASSE Unterernährung Ich habe noch nie einen so mageren Menschen gesehen) und ein alter Mann an Altersschwäche. Tja, und dann habe ich mich heute auch das erste Mal mit einem pädophilen Vergewaltiger unterhalten. Der Mann ist mit Handschellen an sein Bett gefesselt und man hatte mir gestern zwar gesagt, dass er ein Straftäter ist, aber war nicht ins Detail gegangen. In der Annahme, dass er ein Dieb ist, der Glück hatte und nicht auf der Stelle gelyncht wurde sondern es bis zur Polizei schaffte, unterhielt ich mich also mit ihm Netter Mann. Kurze Zeit später erklärte mir dann die 17jährige (sehr lustige) Krankenschwesterauszubildende Immaculate, dass der gute Mann ein achtjähriges Mädchen vergewaltigt und zudem noch mit HIV angesteckt hatte Und jetzt? Tja, wirklich schrecklich und natürlich unverständlich was er getan hat. Trotzdem finde ich es sehr lobenswert, wie professionell mit dem Mann umgegangen wird. Die Schwestern und Ärzte reden und scherzen mit ihm, halten aber trotzdem viel Distanz schon interessant!
Faridah, eine befreundete Rotkreuzfreiwillige, habe ich auch getroffen. Ihr zweijähriger Sohn hat Malaria und Typhus und liegt auf der Kinderstation. Ich unterhielt mich mit ihr ein wenig über die organisatorischen und hygienischen Umstände im Krankenhaus und sie meinte nur You come with one disease and you go with another one.. Auch auf der Kinderstation liegen Malaria positive neben Durchfall- und Verbrennungspatienten Hallelujah!
Jetzt habt ihr einen kleinen Einblick bekommen. Der ist natürlich ziemlich krass fürs Erste und vor allem ziemlich negativ. Wahrscheinlich typisch für die ersten Tage in so einem Umfeld.
Ich werde vom Krähen des Hahns geweckt. Es ist noch morgendlich kühl und ich schlüpfe unter dem Moskitonetz aus dem Bett hervor. Vor meinem Fenster hängt die Magd der Nachbarn Wäsche auf. Sie trägt deren Baby auf dem Rücken und summt ein Lied. Für mich heißt es nun duschen, anziehen, eine ordentliche Portion Deo auftragen, den Rucksack packen und frühstücken. Mein deutscher Mitbewohner, der auch beim Ugandischen Roten Kreuz arbeitet, hat schon Eier gekocht und Teewasser auf dem Gaskocher aufgesetzt. Es gibt süßes Toastbrot mit Margarine, einem Frühstücksei, Erdnüssen, Früchten und dazu Magen-Darm Tee aus Deutschland.
Was steht heute an? Erstmal ins Red Cross office und dann mal schauen. Wird wohl wieder irgendeine activity anstehen. Da hat mein Mitbewohner durchaus Recht, man muss in Uganda auf alles gefasst sein: Einen health talk über Malaria- und Durchfallprävention auf dem völlig überfüllten Marktplatz eines Dorfes, ein Erste Hilfe Training in einer Schule, einem Besuch der vielen Rotkreuzfreiwilligen in den Gemeinden denen wir Rotkreuz-Tshirts vorbeibringen, einem Vortrag über die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und dem Ugandischen Roten Kreuz und dessen Aktivitäten oder einfach einem entspannten Tag im office, wenn es nichts zu tun gibt und die Freiwilligen zusammensitzen, reden, Tee trinken und Karten spielen. Dass man recht selten weiß was die nächsten Tage geplant ist, war für mich als Deutsche weltwärts-Freiwillige beim Ugandischen Roten Kreuz in Iganga am Anfang sicher nicht einfach, aber nach fünf Monaten habe ich mich daran gewöhnt. Im Gegenteil, ist es nicht sogar spannend jeden Tag aufs Neue überrascht zu werden?
Noch weitere fünf Monate werde ich morgens gegen neun Uhr mit meinem Fahrrad einmal quer durch Iganga, eine Kleinstadt im Südosten Ugandas, von unserer Wohnung in das Büro der Iganga branch des Ugandischen Roten Kreuz fahren. Auf der Fahrt erwarten mich zahlreiche Muzungu, how are you? Zurufe und ein gelegentliches, von einigen Lachern begleitetes Muzungu on a bycicle!.
Im Red Cross office angekommen werde ich herzlich von den Ugandischen Freiwilligen mit Umarmungen begrüßt. Über ein Kerstin, you look smart today! freue ich mich natürlich besonders, das bedeutet zwar nicht dass ich schlau oder intelligent aussehe, sondern dass ich mich gut gekleidet habe und hübsch aussehe. Schicke Kleidung wird von Ugandern sehr geschätzt ausgefranzte Jeans, Used Look oder zu knappe Kleidung hingegen werden fast als Beleidigung verstanden. Wie kann denn eine Muzungu (swahili: eine weiße, meist europäische oder amerikanische, Person, mit der Reichtum, Bildung, Schönheit und Gesundheit assoziiert werden), die doch das Geld für schicke saubere smarte Kleidung hat, sich so schäbig kleiden?
Die Iganga branch, hierarchisch mit einem deutschen Landesverband vergleichbar, ist in verschiedenen Bereichen aktiv. Iganga ist einer der districts, der von einer schlechten Versorgung mit sauberem, sicherem Wasser und einer hohen Kindersterblichkeit aufgrund von Durchfallerkrankungen und Malaria geprägt ist. Diese Erkrankungen sind unter der Bevölkerung weitverbreitet und treffen die Schwächsten der Gesellschaft, Kinder, Kranke und Alte am Schlimmsten. Das Rote Kreuz ist deshalb verstärkt in den Projekten CBHFA (Community Based Health and First Aid), Water and
Der Arbeitstag für deutsche weltwärts-Freiwillige beim Ugandischen Roten Kreuz ist abwechslungsreich und von zahlreichen kulturellen Erfahrungen geprägt, was eine ordentliche Portion an Toleranz, Engagement, Initiative, Kreativität und Geduld fordert. Für mich birgt jeder Tag neue Lernerfahrungen und Eindrücke. Natürlich ist Uganda zunächst ein völlig fremdes Land, mit fremden Menschen und einer fremden Kultur, jedoch wird dieser Eindruck ständig neu definiert. Ein fremdes Land und gerade die fremde Stadt werden zum vertrauten Zuhause, fremde Menschen werden zu engen Freunden und die fremde Kultur wird Teil von einem selbst. Nze Muzungu Ndi muna Uganda! Ich bin keine Muzungu Ich bin eine Uganderin!
Ein Freiwilligendienst für zehn Monate erlaubt mir einen großartigen Einblick in die ugandische Kultur. Ich arbeite völlig gleichgestellt zusammen mit den ugandischen Freiwilligen an Projekten und habe auch Zeit und die Möglichkeit eigene Projekte zu starten. So entschloss ich mich nach der Arbeit zweimal die Woche eine Organisation für Straßenkinder zu besuchen und dort Englischunterricht anzubieten. Des Weiteren plane ich einen Reproductive health workshop, ein Workshop für Mädchen und junge Frauen, in dem Themen wie der weibliche Körper und seine Entwicklung, Hygiene, Verhütung, Beziehungen und Familienplanung methodisch vielfältig erarbeitet werden. Gerade auch zu diesem Themenkomplex gibt es in Uganda einen Missstand. Pubertät und ihre psychologischen und physiologischen Folgen werden weder in der Schule, noch im Elternhaus ausreichend und umfassend aus einer Anzahl von Gründen nicht angesprochen und behandelt. Viele Mädchen wissen nicht was mit ihren Körpern passiert und wie sie damit umgehen sollen; auch die Anzahl junger alleinerziehender Mütter ist erschreckend hoch
Arbeitsschluss Feierabend sozusagen. Noch eine Freundin besuchen? Im Secondhandshop nach Schnäppchen suchen? Auf den überfüllten Markt und Mangos, Ananas, Tomaten und Kohl kaufen? Oder heute Abend mal wieder Matooke (Kochbananenbrei) kochen? Am Wochenende zu den Freiwilligen in Kampala zum Feiern fahren? Zum Frisör und sich eine schicke Flechtfrisur machen lassen? Meinen Eltern eine Email schreiben und mit der besten Freundin skypen? In den Abendgottesdienst gehen? Mit meinem Mitbewohner Billard spielen gehen? Tja, Fragen über Fragen!
Dem Himmel sei Dank kühlt es auch abends wieder schön ab und ich genieße diese kurze Zeitspanne der Abenddämmerung und des Sonnenuntergangs mit unserem liebenswerten Nachtwächter Paul. Paul, how is life? Life is there. Sister Catherine, how was your day? My day was somehow okay. How are the children? The children are a little bit okay. Two have malaria. Anschließend hören wir das Abendgebet im Radio und philosophieren über Gott und Uganda. Wiederholt versuche ich klar zu stellen, dass ich weder aus den USA komme noch Catherine heiße vergeblich :)
Bsssssssssssss Klatsch! Der erste fiese Moskito hat sein Glück versucht und ist gescheitert es wird Zeit für Moskitospray. Die ugandische Nacht bricht heran und ich gehe mit einem Lächeln ins Bett.
Ab ins Krankenhaus für zwei Wochen
Laaaaaaaaangweilig war es mir zumindest noch letzte Woche.
Leider laufen momentan drei der vier Projekte des Roten Kreuz in Iganga aus. Kein LPS (Life Planning Skills Jugendrotkreuzprogramm), HIV/Aids Awareness und auch kein CBHFA (Gesundheit und Erste Hilfe) mehr Das ist sehr tragisch für alle Rotkreuzfreiwilligen, weil die meisten in den Projekten mitgearbeitet haben und somit ein wenig Geld bekommen konnten.
Da momentan zusätzlich auch noch Schulferien sind, ist unser Iganga branch office ziemlich leer und langweilig. Es gibt neben einem fieldvisit mit dem Diarrhea Risk Reduction Project ein- oder zweimal pro Woche nichts zu tun für mich, sodass ich letzte Woche dann ein paar Tage in Jinja bei Tara und Judith verbracht habe auch nicht schlecht: So habe ich wunderschönen Stoff kaufen und bei einer Schneiderin Kleider in Auftrag geben können :)
Jedenfalls ist mir seit gestern gar nicht mehr langweilig, da ich ein zweiwöchiges Praktikum im Nakavule Iganga Main Hospital mache. Nachdem ich vom Medical Superintendenten (keine Ahnung, welcher Position das im Deutschen entspricht) höchstwahrscheinlich falsch verstanden wurde, verbrachte ich meine ersten zwei Stunden Krankenhauspraktikum im Operationssaal Naja, die Kombination von fehlendem Frühstück, Blut, Eiter, schlimmstem Chlorgeruch meines Lebens (warum muss ausgerechnet Chlor die billigste Desinfektionschemikalie sein?!?!?!), Kindergeschrei und schrecklicher Hitze führten zu einem peinlichen Auftritt meinerseits War dann doch zu viel für den Anfang.
Glücklicherweise erkannte der Oberpfleger, der bei der Operation assistierte, meine Notsituation und bot mir eine Führung durch die Male ward an.
Im Nakavule Main Hospital in Iganga gibt es eine Kinder-, Frauen-, Männer- und Geburtstation und eine Ambulanz/Notaufnahme (und vielleicht noch mehr Stationen und Gebäude, die ich aber nicht kenne). Vorerst verbringe ich die erste Woche auf der Männerstation und die zweite Woche auf der Geburtsstation.
Die Männerstation ist ein großer Raum, der in drei Bereiche unterteilt ist: Unfall- und Chirurgiepatienten, Malariapatienten und der letzte Bereich für Patienten mit HIV, Tuberkulose oder anderen ansteckenden Krankheiten unberuhigend GAR NICHT von den restlichen Patienten getrennt und auch das Personal trägt keine Schutzkleidung. In den zwei Praktikumstagen habe ich mir kein einziges Mal die Hände desinfiziert Joa, das ist wohl nicht nötig?
Schlimm fand ich die Unfallpatienten meist junge Boda Bodafahrer. Boda fahren ist wirklich gefährlich. Alleine gestern bekamen wir zwei Männer, deren Gesichter komplett verblutet und angeschwollen waren, weil sie mit ihrem Boda einen Unfall hatten. Auf der Station liegen Angefahrene, Fahrer und Passagiere mit Knochenbrüchen, Blutungen, Amputationen und Verbrennungen.
Es sind heute sogar zwei Dinge passiert, die ich noch nie in meinem Leben gesehen bzw. getan habe: Zum Einen habe ich das erste Mal in meinem Leben einen toten Menschen gesehen (es sind heute zwei Männer gestorben, einer an Aids bedingten Krankheiten (Tuberkulose, Meningitis und RICHTIG KRASSE Unterernährung Ich habe noch nie einen so mageren Menschen gesehen) und ein alter Mann an Altersschwäche. Tja, und dann habe ich mich heute auch das erste Mal mit einem pädophilen Vergewaltiger unterhalten. Der Mann ist mit Handschellen an sein Bett gefesselt und man hatte mir gestern zwar gesagt, dass er ein Straftäter ist, aber war nicht ins Detail gegangen. In der Annahme, dass er ein Dieb ist, der Glück hatte und nicht auf der Stelle gelyncht wurde sondern es bis zur Polizei schaffte, unterhielt ich mich also mit ihm Netter Mann. Kurze Zeit später erklärte mir dann die 17jährige (sehr lustige) Krankenschwesterauszubildende Immaculate, dass der gute Mann ein achtjähriges Mädchen vergewaltigt und zudem noch mit HIV angesteckt hatte Und jetzt? Tja, wirklich schrecklich und natürlich unverständlich was er getan hat. Trotzdem finde ich es sehr lobenswert, wie professionell mit dem Mann umgegangen wird. Die Schwestern und Ärzte reden und scherzen mit ihm, halten aber trotzdem viel Distanz schon interessant!
Faridah, eine befreundete Rotkreuzfreiwillige, habe ich auch getroffen. Ihr zweijähriger Sohn hat Malaria und Typhus und liegt auf der Kinderstation. Ich unterhielt mich mit ihr ein wenig über die organisatorischen und hygienischen Umstände im Krankenhaus und sie meinte nur You come with one disease and you go with another one.. Auch auf der Kinderstation liegen Malaria positive neben Durchfall- und Verbrennungspatienten Hallelujah!
Jetzt habt ihr einen kleinen Einblick bekommen. Der ist natürlich ziemlich krass fürs Erste und vor allem ziemlich negativ. Wahrscheinlich typisch für die ersten Tage in so einem Umfeld.