Erfahrungsbericht Mexiko
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- Mexiko
- Träger
- Deutsches Rotes Kreuz in Hessen Volunta gGmbH
- Freiwillige/r
- Julia
Schule für Blinde (IECEDEVI)
Mexikanische Fiestas
... gab es in letzter Zeit so einige.
Denn am 16. September ist in Mexiko der Nationalfeiertag "Día de la Independencia", also der Unabhängigkeitstag. Für die Mexikaner der wichtigste Tag im Jahr. Und das wird gefeiert.
Und wie! Die ganze Stadt ist in grün/weiß/rot getaucht und wo man hinsieht, hängen Flaggen und "Viva Mexico"-Aufschriften. Auf dem Zócalo, wo das Rathaus ist, glitzert und blinkt ebenfalls alles in den typischen Farben.
Dort findet am 15. ein riesen Event statt: die Gritos. Um 23 Uhr kommt der Präsident von Puebla (was ja die Hauptstadt des Staates Puebla ist) auf den Balkon und ruft "Viva Mexico, viva Puebla, viva la libertad, viva..." und die Massen antworten. Das ganze steht unter der strengen Beobachtung des Militärs (zusätzlich zur schon vorhandenen Polizei und Ordnern). Ein unvergleichliches Erlebnis! Natürlich wird danach noch richtig gefeiert, wofür wir nach Cholula, die Nachbarstadt, auf den Camino Real sind. Dort sind die ganzen Diskos und Bars, typisch mexikanisch, mit Mariachimusik und Charts.
Auch am nächsten Tag, der eher ruhig war, da ja alle frei haben, gab es am Abend zu diesem Anlass diverse Fiestas. Dort habe ich auch schon unterhaltsame neue Leute kennengelernt, mit denen man viel unternehmen kann.
Generell sind die Menschen hier unglaublich hilfsbereit und aufmerksam. Was uns Nicht-Kennern des Bus- und Straßensystems schhon einige Mal wieder zurückgeholfen hat. Außerdem möchten sie uns als Ausländern gerne möglichst viel von ihrem wunderschönen Land zeigen, auf das sie so stolz sind.
Das haben wir auch getan. Am Sonntag fand ein ersehnter Ausflug statt: Zusammen mit unserer Koordinatorin, ihrem Freund und uns Freiwilligen fuhren wir auf den Popocatépetl hinauf. Eine sehr abenteuerliche Strecke, da irgendwann die befestigte Straße aufhört und ein buckliger "Weg" anfängt. Aber es lohnt sich! Auf 4400m Höhe war unser Ziel dann erreicht (ab hier ist militärische Sperrzone, sodass man leider nicht weiterkommt. Außerdem ist er ja auch noch aktiv...). Wenn die Landschaft bis da schon unglaublich war, ist der Blick, den man von dort oben hat einfach unglaublich. Wir konnten alle 4 Vulkane bei strahlendem Sonnenschein perfekt sehen (den Iztaccíhuatl, die Malinche und den Pico de Orizaba, der höchste Punkt ganz Mexikos), was einfach nur atemberaubend ist. Das lag natürlich auch an der Höhenluft, die man dann schon merkt, beispielsweise beim Aufstieg auf einen kleinen Aussichtspunkt. Und wer kann schon von sich behaupten, auf über 4000m schonmal Werwolf gespielt zu haben (unser Standart-Spiel, auch bekannt als "Nacht in Palermo")?
Außerdem geht dort sehr viel Wind und unsere Koordinatorin hatte Drachen dabei! Daran hatten wir natürlich Spaß wie kleine Kinder. Bis über 120m ist der sogar gestiegen.
Auf dem Rückweg machten wir Halt bei den Cascadas, den Wasserfällen aus den Gletschern des Popocatépetls. Und natürlich auch ein Picknick. Denn ohne Essen geht das natürlich gar nicht. Aber so ein Ausflug ist natürlich auch anstrengend.
Das haben spätestens am Abend alle (mit kleineren oder größeren Sonnenstichen) dann auch gemerkt.
Aber Pause? Nein. Denn wir sollen ja auch was lernen. Dafür gehen wir ja nach wie vor in die Sprachschule. Und man lernt auf jeden Fall was. Auch wenn es Schimpfwörter sind, wichtige Bars und Diskos oder die Pirámide de Cholula. Nein, natürlich kommen auch die Zeiten, Modi oder typische Fehlerquellen nicht zu kurz.
Aber langsam sind wir wohl alle auch sehr gespannt auf unsere Projekte, die am Montag dann losgehen...
Weihnachten in Mexico
Und plötzlich war es Weihnachten.
Tatsächlich hatten wir schon so einige Vorbereitung, die irgendwie auch weihnachtlich war: Im Institut war Hochstimmung, ganz im Sinne der Weihnachtsbäckerei. Wir buken mit allen zusammen leckere Plätzchen (sogar Vanillegipferl!), es gab ponche, Punsch aus Äpfeln, Guayaba, Mirabellen (wahlweise dann auch Tequila), und jede Menge Bastelei mit den Jungs. Schneemänner und andere Fantasiefiguren, sowie kleine Papiersternchen schmückten sobald das Zimmer.
Auch in der Stadt kam tatsächlich sowas wie Weihnachtsstimmung auf. Mitten auf dem Paseo Bravo (ein riesiger Park) fand ein Weihnachtsmarkt statt. Nur eben auf mexikanische Art. Also glitzernd und bunt und laut, allerdings ohne Weihnachtsmusik und Glühwein. Schade. Trotzdem war es sehr amüsant, da viele verkleidete Menschen herumliefen (als piñatas, Eichhörnchen(?), eine Erdnuss, Reyes mágicos...) und die ganze Partymusik zu hören war, die sowieso überall rauf und runter läuft. Julia und ich setzten uns an einem Abend mit einem leckeren elote auf ein Bänkchen und sahen dem lustigen Treiben zu. Und so war unsere Einstimmung auf das Weihnachtsfest gerade richtig.
Am Abend des 24. fuhr ich zu der Gastfamilie meiner Freundin, bei der ich eingeladen war mitzufeiern. Schon als ich dort ankam, war Trubel und Heiterkeit im Haus. Es waren nicht nur die eigentliche Gastfamilie da, sondern auch sämtliche andere Familienangehörige. So rannten diverse Kinder durch die Gegend, die Älteren saßen auf dem Sofa vor einem wunderschönen, goldüberladenen Kitschkunsttannenbaum. Einige werkelten in der Küche oder passten auf, dass auch niemand ohne Trinken, Essen oder Unterhaltung war. Und wirklich stand ein riesen Essen bereit: ein Truthahn, bacalao, crema de elote und ich weiß nicht, was noch alles. So bestand der ganze Abend eigentlich aus Essen, Gesang und Tanz. Es gab Karaoke, abgewechselt mit Tanzmusik, und mit zunehmend späterer Stunde und immer mehr Tequila (so wie sich das an Weihnachten gehört) wurde dies auch immer ausgefallener.
Die Party ging fröhlich bis in die frühen Morgenstunden, doch aufgrund leichter Angeschlagenheit schon davor waren die deutschen Freiwilligen recht "früh" nicht mehr dabei.
Und da war es wieder vorbei. Die ganze Weihnachtszeit. Praktischerweise fanden wir gleich "Ablenkung", da wir nun Weihnachtsferien hatten. So hieß es schon am nächsten Tag, Kofferpacken und ab.
Kultur-Kulturen
Januar ist auch schon wieder rum. Viel zu schnell, bald schon steht Bergfest an!
Aber erstmal wurden saemtliche Geburtstage in meiner Familie gefeiert. Erst der meiner einen Gastschwester, dann hatte meine Gastmama cumpleaños, dann ich und schliesslich auch noch meine andere Gastschwester. Muy festivo, dieser Januar. Natuerlich wurde das auch gefeiert. Am Geburtstag meiner Mama waren zum Beispiel Mariachis da, die das eine oder andere Stueck zum Besten gaben.
Meinen Geburtstag verbrachte ich mit meinen lieben Mitfreiwilligen, die mir eine geniale piñata mitbrachten. Hihi, nicht bedacht war wohl der Inhalt, beziehungsweise dass er schlagfest sein sollte. Jetzt habe ich einen grossen Vorrat an Kruemelkeksen. Macht nichts, die kommen auch so weg.
Und schon ist es Februar. Und der startete tatsaechlich erstmal mit Kulturprogramm. Erst waren wir auf einem Basketballspiel. Dies fand in der UDLAP, einer Uni hier, statt. Es spielte die Mannschaft dieser Uni, die Aztecas, gegen die der Mannschaft einer anderen Uni, der UPAEP. Trotz fehlenden Kenntnissen zu saemtlichen Regeln etc. war es doch ganz unterhaltsam und spannend.
Am naechsten Tag besuchten wir die UDLAP grad wieder, denn an diesem Tag gab es eine Auffuehrung des Musicals "Aida", gespielt von den Studenten dort. Es war genial, die Schauspieler, die Musiker und die Umsetzung des Stuecks. Absolut mitreissend und mit sagenhaften Stimmen! Ausserdem natuerlich alles auf Spanisch. Das war auch mal sehr interessant, denn Gesang auf Spanisch ist mit Abstand wohl am schoensten.
Und am Wochenende lernten wir das Projekt einer anderen Mitfreiwilligen kennen. Sie arbeitet in der Fundación Sabías qué?, die ein Dorf in sehr armen Verhaeltnissen betreut. Jedenfalls waren wir ueber die Fundación von den Frauen des Dorfs eingeladen worden, zu einem grossen Essen. Das Dorf San José Xaxamayo liegt ausserhalb Pueblas, hinter einer Lagune in den Bergen. Wir durften auf der Ladeflaeche des Pick-ups die Fahrt ueber die Landschaft geniessen, z.B. auch die Ueberfahrt mit einer Mini"faehre" ueber die Lagune. Das Essen fand dann in einem der groesseren Haeuser statt. Es gab Reis, Tortillas und Mole. Hm, Mole ist doch etwas sehr spezielles, aber durchaus nicht schlecht. Nach einer kleinen Fuehrung durch das Doerfchen, bei der Caro uns von den Bildungseinrichtungen erzaehlte, (und einiger Zeit Geplausche) fuhren wir im Sonnenuntergang wieder nach Puebla. Solche Tage hinterlassen ein komisches Gefuehl. Und lassen genug zum Nachdenken. Aber auf jeden Fall war es eine wunderbare Erfahrung, auch, um einfach mal zu sehen, was eigentlich die anderen in ihren Projekten so treiben.
Weiteres Kulturprogramm fand am Feiertag der Verfassung statt. Da wir aus diesem Grund alle frei hatten, konnten wir einen uns waermstens empfohlenen Ausflug machen: Zu den Ruinen der Olmeca-Stadt Cantona.
Schon allein die Anfahrt war sehr abenteuerlich. Von Puebla faehrt ein Bus bis nach Oriental, wobei man da schon sehr aufpassen muss, dass man den Ausstieg nicht verpasst, da dies keineswegs die Endstation ist. Hat man das tatsaechlich geschafft, so ist der Weitertransport ein durchaus amuesanter: in einem Viehtransporter faehrt man im wahrsten Sinne ueber Stock und Stein, mitten durch die Pampa, bis man endlich in Cantona ist (die Zeit wurde derweil mit Neuvertonungen diverser Musicalstuecke ueberbrueckt, was zur Erheiterung saemtlicher Mitfahrenden sorgte).
Aber Cantona lohnt diese Abenteuerfahrt. Denn die ganze Stadt-Staette ist ein wahres Abenteuer. Durch die Anlage fuehrt ein 12 km langer Rundweg, der einen durch samtliche Bauwerke fuehrt. Man kann allerdings auch Abkuerzungen nehmen ... dann landet man nur vielleicht auf einer Pyramide, auf die man eigentlich nicht rauf darf oder auf anderen Wegen, die normalerweise gar nicht so zugaenglich waeren. Allerdings mussten wir, speziell ich, schmerzlich herausfinden, warum das Ganze seinen Sinn hat: Cantona ist in einigen Hinsichten einzigartig, so auch in der Art der Bauweise. Denn die ganze Stadt wurde erbaut, indem man Lavabrocken uebereinander schichtete, ohne sie durch Moertel oder aehnliches zu verbinden...wenn man nun versucht, sich an einem dieser Steine abzustuetzen, kann das schon mal darin enden, dass einem ein Teil Mauer entgegen kommt. Huch...
Wir haben's ueberlebt, schlussendlich, und konnten den Tag dann auch gelungen abrunden: Es gibt in Puebla ein Restaurant mit deutschem Essen. Ich haette nie gedacht, dass eine Flaedlesuppe derart ueberschwaengliche Freude ausloesen kann! Aber das Essen war auch wirklich gut, erst mehr oder weniger echtes Vollkornbrot mit Kraeuterbutter, dann die Flaedlesuppe, Spaetzle oder auch Braegele und schliesslich Apfelkuechle. Unsere Augen wurden immer groesser, und am Ende ging nichts mehr, ausser einem zufriedenen Grinsen. Als wir dann auch noch eine Wandtapete mit dem Schwabentor in Freiburg entdeckten, war der Tag perfekt.
Leider ist zur Zeit nicht jeder Tag ein solch wundervoller, denn im Institut koennen die Tage durchaus stressig sein! Obwohl wir bis jetzt gedacht haben, uns mittlerweile an so eeeiniges gewoehnt zu haben, allem voran die mexikanische Spontaneitaet, ueberrascht es uns doch immer wieder. So gibt es Tage, an denen man keine Sekunde zu Ruhe kommt und am Ende ueberhaupt nicht mehr weiss, wo einem der Kopf steht, und andere, an denen man genau das erwartet und ueberhaupt nix passiert. Trotzdem merken Julia und ich sehr gut, wie wir in der Arbeit mittlerweile einen richtig guten Ueberblick bekommen haben, sodass wir die taegliche Flut, die uber uns hereinbrechen kann, einigermassen bewaeltigen koennen. Und gluecklicherweise ist sie mit mir da. So koennen wir das Ganze in einer ruhigen Minute Revue passieren lassen und uns Moeglichkeiten ueberlegen, wie wir das das naechste Mal meistern oder umgehen...
Ihr seht, nach wie vor wird es uns hier keinesfalls langweilig!
... gab es in letzter Zeit so einige.
Denn am 16. September ist in Mexiko der Nationalfeiertag "Día de la Independencia", also der Unabhängigkeitstag. Für die Mexikaner der wichtigste Tag im Jahr. Und das wird gefeiert.
Und wie! Die ganze Stadt ist in grün/weiß/rot getaucht und wo man hinsieht, hängen Flaggen und "Viva Mexico"-Aufschriften. Auf dem Zócalo, wo das Rathaus ist, glitzert und blinkt ebenfalls alles in den typischen Farben.
Dort findet am 15. ein riesen Event statt: die Gritos. Um 23 Uhr kommt der Präsident von Puebla (was ja die Hauptstadt des Staates Puebla ist) auf den Balkon und ruft "Viva Mexico, viva Puebla, viva la libertad, viva..." und die Massen antworten. Das ganze steht unter der strengen Beobachtung des Militärs (zusätzlich zur schon vorhandenen Polizei und Ordnern). Ein unvergleichliches Erlebnis! Natürlich wird danach noch richtig gefeiert, wofür wir nach Cholula, die Nachbarstadt, auf den Camino Real sind. Dort sind die ganzen Diskos und Bars, typisch mexikanisch, mit Mariachimusik und Charts.
Auch am nächsten Tag, der eher ruhig war, da ja alle frei haben, gab es am Abend zu diesem Anlass diverse Fiestas. Dort habe ich auch schon unterhaltsame neue Leute kennengelernt, mit denen man viel unternehmen kann.
Generell sind die Menschen hier unglaublich hilfsbereit und aufmerksam. Was uns Nicht-Kennern des Bus- und Straßensystems schhon einige Mal wieder zurückgeholfen hat. Außerdem möchten sie uns als Ausländern gerne möglichst viel von ihrem wunderschönen Land zeigen, auf das sie so stolz sind.
Das haben wir auch getan. Am Sonntag fand ein ersehnter Ausflug statt: Zusammen mit unserer Koordinatorin, ihrem Freund und uns Freiwilligen fuhren wir auf den Popocatépetl hinauf. Eine sehr abenteuerliche Strecke, da irgendwann die befestigte Straße aufhört und ein buckliger "Weg" anfängt. Aber es lohnt sich! Auf 4400m Höhe war unser Ziel dann erreicht (ab hier ist militärische Sperrzone, sodass man leider nicht weiterkommt. Außerdem ist er ja auch noch aktiv...). Wenn die Landschaft bis da schon unglaublich war, ist der Blick, den man von dort oben hat einfach unglaublich. Wir konnten alle 4 Vulkane bei strahlendem Sonnenschein perfekt sehen (den Iztaccíhuatl, die Malinche und den Pico de Orizaba, der höchste Punkt ganz Mexikos), was einfach nur atemberaubend ist. Das lag natürlich auch an der Höhenluft, die man dann schon merkt, beispielsweise beim Aufstieg auf einen kleinen Aussichtspunkt. Und wer kann schon von sich behaupten, auf über 4000m schonmal Werwolf gespielt zu haben (unser Standart-Spiel, auch bekannt als "Nacht in Palermo")?
Außerdem geht dort sehr viel Wind und unsere Koordinatorin hatte Drachen dabei! Daran hatten wir natürlich Spaß wie kleine Kinder. Bis über 120m ist der sogar gestiegen.
Auf dem Rückweg machten wir Halt bei den Cascadas, den Wasserfällen aus den Gletschern des Popocatépetls. Und natürlich auch ein Picknick. Denn ohne Essen geht das natürlich gar nicht. Aber so ein Ausflug ist natürlich auch anstrengend.
Das haben spätestens am Abend alle (mit kleineren oder größeren Sonnenstichen) dann auch gemerkt.
Aber Pause? Nein. Denn wir sollen ja auch was lernen. Dafür gehen wir ja nach wie vor in die Sprachschule. Und man lernt auf jeden Fall was. Auch wenn es Schimpfwörter sind, wichtige Bars und Diskos oder die Pirámide de Cholula. Nein, natürlich kommen auch die Zeiten, Modi oder typische Fehlerquellen nicht zu kurz.
Aber langsam sind wir wohl alle auch sehr gespannt auf unsere Projekte, die am Montag dann losgehen...
Weihnachten in Mexico
Und plötzlich war es Weihnachten.
Tatsächlich hatten wir schon so einige Vorbereitung, die irgendwie auch weihnachtlich war: Im Institut war Hochstimmung, ganz im Sinne der Weihnachtsbäckerei. Wir buken mit allen zusammen leckere Plätzchen (sogar Vanillegipferl!), es gab ponche, Punsch aus Äpfeln, Guayaba, Mirabellen (wahlweise dann auch Tequila), und jede Menge Bastelei mit den Jungs. Schneemänner und andere Fantasiefiguren, sowie kleine Papiersternchen schmückten sobald das Zimmer.
Auch in der Stadt kam tatsächlich sowas wie Weihnachtsstimmung auf. Mitten auf dem Paseo Bravo (ein riesiger Park) fand ein Weihnachtsmarkt statt. Nur eben auf mexikanische Art. Also glitzernd und bunt und laut, allerdings ohne Weihnachtsmusik und Glühwein. Schade. Trotzdem war es sehr amüsant, da viele verkleidete Menschen herumliefen (als piñatas, Eichhörnchen(?), eine Erdnuss, Reyes mágicos...) und die ganze Partymusik zu hören war, die sowieso überall rauf und runter läuft. Julia und ich setzten uns an einem Abend mit einem leckeren elote auf ein Bänkchen und sahen dem lustigen Treiben zu. Und so war unsere Einstimmung auf das Weihnachtsfest gerade richtig.
Am Abend des 24. fuhr ich zu der Gastfamilie meiner Freundin, bei der ich eingeladen war mitzufeiern. Schon als ich dort ankam, war Trubel und Heiterkeit im Haus. Es waren nicht nur die eigentliche Gastfamilie da, sondern auch sämtliche andere Familienangehörige. So rannten diverse Kinder durch die Gegend, die Älteren saßen auf dem Sofa vor einem wunderschönen, goldüberladenen Kitschkunsttannenbaum. Einige werkelten in der Küche oder passten auf, dass auch niemand ohne Trinken, Essen oder Unterhaltung war. Und wirklich stand ein riesen Essen bereit: ein Truthahn, bacalao, crema de elote und ich weiß nicht, was noch alles. So bestand der ganze Abend eigentlich aus Essen, Gesang und Tanz. Es gab Karaoke, abgewechselt mit Tanzmusik, und mit zunehmend späterer Stunde und immer mehr Tequila (so wie sich das an Weihnachten gehört) wurde dies auch immer ausgefallener.
Die Party ging fröhlich bis in die frühen Morgenstunden, doch aufgrund leichter Angeschlagenheit schon davor waren die deutschen Freiwilligen recht "früh" nicht mehr dabei.
Und da war es wieder vorbei. Die ganze Weihnachtszeit. Praktischerweise fanden wir gleich "Ablenkung", da wir nun Weihnachtsferien hatten. So hieß es schon am nächsten Tag, Kofferpacken und ab.
Kultur-Kulturen
Januar ist auch schon wieder rum. Viel zu schnell, bald schon steht Bergfest an!
Aber erstmal wurden saemtliche Geburtstage in meiner Familie gefeiert. Erst der meiner einen Gastschwester, dann hatte meine Gastmama cumpleaños, dann ich und schliesslich auch noch meine andere Gastschwester. Muy festivo, dieser Januar. Natuerlich wurde das auch gefeiert. Am Geburtstag meiner Mama waren zum Beispiel Mariachis da, die das eine oder andere Stueck zum Besten gaben.
Meinen Geburtstag verbrachte ich mit meinen lieben Mitfreiwilligen, die mir eine geniale piñata mitbrachten. Hihi, nicht bedacht war wohl der Inhalt, beziehungsweise dass er schlagfest sein sollte. Jetzt habe ich einen grossen Vorrat an Kruemelkeksen. Macht nichts, die kommen auch so weg.
Und schon ist es Februar. Und der startete tatsaechlich erstmal mit Kulturprogramm. Erst waren wir auf einem Basketballspiel. Dies fand in der UDLAP, einer Uni hier, statt. Es spielte die Mannschaft dieser Uni, die Aztecas, gegen die der Mannschaft einer anderen Uni, der UPAEP. Trotz fehlenden Kenntnissen zu saemtlichen Regeln etc. war es doch ganz unterhaltsam und spannend.
Am naechsten Tag besuchten wir die UDLAP grad wieder, denn an diesem Tag gab es eine Auffuehrung des Musicals "Aida", gespielt von den Studenten dort. Es war genial, die Schauspieler, die Musiker und die Umsetzung des Stuecks. Absolut mitreissend und mit sagenhaften Stimmen! Ausserdem natuerlich alles auf Spanisch. Das war auch mal sehr interessant, denn Gesang auf Spanisch ist mit Abstand wohl am schoensten.
Und am Wochenende lernten wir das Projekt einer anderen Mitfreiwilligen kennen. Sie arbeitet in der Fundación Sabías qué?, die ein Dorf in sehr armen Verhaeltnissen betreut. Jedenfalls waren wir ueber die Fundación von den Frauen des Dorfs eingeladen worden, zu einem grossen Essen. Das Dorf San José Xaxamayo liegt ausserhalb Pueblas, hinter einer Lagune in den Bergen. Wir durften auf der Ladeflaeche des Pick-ups die Fahrt ueber die Landschaft geniessen, z.B. auch die Ueberfahrt mit einer Mini"faehre" ueber die Lagune. Das Essen fand dann in einem der groesseren Haeuser statt. Es gab Reis, Tortillas und Mole. Hm, Mole ist doch etwas sehr spezielles, aber durchaus nicht schlecht. Nach einer kleinen Fuehrung durch das Doerfchen, bei der Caro uns von den Bildungseinrichtungen erzaehlte, (und einiger Zeit Geplausche) fuhren wir im Sonnenuntergang wieder nach Puebla. Solche Tage hinterlassen ein komisches Gefuehl. Und lassen genug zum Nachdenken. Aber auf jeden Fall war es eine wunderbare Erfahrung, auch, um einfach mal zu sehen, was eigentlich die anderen in ihren Projekten so treiben.
Weiteres Kulturprogramm fand am Feiertag der Verfassung statt. Da wir aus diesem Grund alle frei hatten, konnten wir einen uns waermstens empfohlenen Ausflug machen: Zu den Ruinen der Olmeca-Stadt Cantona.
Schon allein die Anfahrt war sehr abenteuerlich. Von Puebla faehrt ein Bus bis nach Oriental, wobei man da schon sehr aufpassen muss, dass man den Ausstieg nicht verpasst, da dies keineswegs die Endstation ist. Hat man das tatsaechlich geschafft, so ist der Weitertransport ein durchaus amuesanter: in einem Viehtransporter faehrt man im wahrsten Sinne ueber Stock und Stein, mitten durch die Pampa, bis man endlich in Cantona ist (die Zeit wurde derweil mit Neuvertonungen diverser Musicalstuecke ueberbrueckt, was zur Erheiterung saemtlicher Mitfahrenden sorgte).
Aber Cantona lohnt diese Abenteuerfahrt. Denn die ganze Stadt-Staette ist ein wahres Abenteuer. Durch die Anlage fuehrt ein 12 km langer Rundweg, der einen durch samtliche Bauwerke fuehrt. Man kann allerdings auch Abkuerzungen nehmen ... dann landet man nur vielleicht auf einer Pyramide, auf die man eigentlich nicht rauf darf oder auf anderen Wegen, die normalerweise gar nicht so zugaenglich waeren. Allerdings mussten wir, speziell ich, schmerzlich herausfinden, warum das Ganze seinen Sinn hat: Cantona ist in einigen Hinsichten einzigartig, so auch in der Art der Bauweise. Denn die ganze Stadt wurde erbaut, indem man Lavabrocken uebereinander schichtete, ohne sie durch Moertel oder aehnliches zu verbinden...wenn man nun versucht, sich an einem dieser Steine abzustuetzen, kann das schon mal darin enden, dass einem ein Teil Mauer entgegen kommt. Huch...
Wir haben's ueberlebt, schlussendlich, und konnten den Tag dann auch gelungen abrunden: Es gibt in Puebla ein Restaurant mit deutschem Essen. Ich haette nie gedacht, dass eine Flaedlesuppe derart ueberschwaengliche Freude ausloesen kann! Aber das Essen war auch wirklich gut, erst mehr oder weniger echtes Vollkornbrot mit Kraeuterbutter, dann die Flaedlesuppe, Spaetzle oder auch Braegele und schliesslich Apfelkuechle. Unsere Augen wurden immer groesser, und am Ende ging nichts mehr, ausser einem zufriedenen Grinsen. Als wir dann auch noch eine Wandtapete mit dem Schwabentor in Freiburg entdeckten, war der Tag perfekt.
Leider ist zur Zeit nicht jeder Tag ein solch wundervoller, denn im Institut koennen die Tage durchaus stressig sein! Obwohl wir bis jetzt gedacht haben, uns mittlerweile an so eeeiniges gewoehnt zu haben, allem voran die mexikanische Spontaneitaet, ueberrascht es uns doch immer wieder. So gibt es Tage, an denen man keine Sekunde zu Ruhe kommt und am Ende ueberhaupt nicht mehr weiss, wo einem der Kopf steht, und andere, an denen man genau das erwartet und ueberhaupt nix passiert. Trotzdem merken Julia und ich sehr gut, wie wir in der Arbeit mittlerweile einen richtig guten Ueberblick bekommen haben, sodass wir die taegliche Flut, die uber uns hereinbrechen kann, einigermassen bewaeltigen koennen. Und gluecklicherweise ist sie mit mir da. So koennen wir das Ganze in einer ruhigen Minute Revue passieren lassen und uns Moeglichkeiten ueberlegen, wie wir das das naechste Mal meistern oder umgehen...
Ihr seht, nach wie vor wird es uns hier keinesfalls langweilig!