Erfahrungsbericht Peru
-> Kommentar zu diesem Bericht schreiben- Land
- Peru
- Träger
- Claim for Dignity
- Freiwillige/r
- Carolin
Villa Independiente
Erste Eindrücke
Ich bin gut in Perú angekommen und wurde sofort herzlich in meiner Gastfamilie aufgenommen. An meinem ersten Tag in Arequipa, wurde ich als Miss Carolin(a) in meiner Schule vorgestellt. Obwohl einige Schüler keine Eltern mehr haben oder mit wenig finanziellen Mitteln auskommen müssen, versprühen sie trotzdem so viel Lebensfreude, was mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. Wenn sie mich sehen, werde ich sofort mit Umarmung und Küsschen begrüßt. Dasselbe erlebe ich täglich bei meiner Gastfamilie, den Lehrerinnen und den Leuten, die ich Tag für Tag kennenlerne. Durch diese offene und einfühlsame Art fühle ich mich hier so sehr wohl.
Meine Gastfamilie ist super! Sie zeigt mir jeden Tag mehr von Arequipa, kocht leckeres und gesundes Essen, nimmt mich mit zum Sport und hat viel Geduld mit meinem Spanisch. Inzwischen kann ich sogar schon ein Bisschen Salsa tanzen und weiß, mit welchem Taxi ich fahren darf und mit welchem nicht.
Seit meiner Ankunft werde ich super integriert. Sowohl in der Familie als auch in der Schule sowie in meiner Freizeit. Schon am dritten Tag wurde ich von meiner Direktorin zum Gottesdienst mit anschließendem Umzug eingeladen, wo ein paar Schüler mit Flaggen marschierten.
Zusammen mit unserer Gastfamilie erkundeten wir schon ein wenig Arequipa: Wir trafen zum Beispiel auf Einheimische mit typischer Tracht, hatten einen Ausblick auf den Vulkan Misti oder besuchten den "Plaza de Armas" bei Nacht.

Peru ist nicht Deutschland
Nach zwei Wochen in Arequipa konnten wir endlich unsere richtigen Zimmer beziehen, da die Gastfamilie mit einer späteren Ankunft von uns rechnete und dann auch noch ein Rohrbruch dazu kam. Übergangsweise wohnten wir in den Zimmern von unseren Gastbrüdern, die sie für uns geräumt hatten. Jetzt haben wir zwei Zimmer auf dem Dach, eigenes Internet, eigene Bäder und eine Dachterrasse mit direktem Blick auf den Vulkan Misti und die Stadt. Nun sind wir hauptsächlich auf uns allein gestellt, weshalb wir erst einmal Dinge wie Putzmittel, Klopapier und Waschmittel einkauften.
Nach einer Sightseeing Tour durch Arequipa, bin ich mir sicher, für längere Zeit hier bleiben zu wollen. Wir besuchten Orte, an denen man den perfekten Blick auf die umliegenden, zum Teil noch aktiven Vulkane hat. Wir machten Fotos mit einem Lama, einem Adler, Einheimischen, vor den Vulkanen, in Parks unter Palmen, genossen die vielseitige Landschaft und sahen den deutlichen Kontrast zwischen reichen und armen Vierteln. Diesen Kontrast erlebe ich hier täglich. Das Haus in dem wir leben befindet sich fünf Minuten von einem Einkaufszentrum entfernt sowie neben einer geteerten und viel befahrenen Straße.
Um zum Comedor, der Schulküche, in der wir arbeiten zu kommen, fahren wir mit einem kleinen öffentlichen Bus ca. 20 Minuten bis an den Stadtrand von Arequipa. Dort befindet sich das Armenviertel La Mansión. Die Straße dorthin besteht irgendwann nicht mehr aus Teer sondern aus Steinen und Staub. Wir fahren an Hütten vorbei, die keine richtigen Dächer haben oder sehr klein sind. Die Kinder, die in den Comedor gehen, um dort ein warmes und nahrhaftes Essen zu bekommen, wohnen zum Teil in solchen Hütten. Wenn mir dann auch noch ein kleiner Junge erzählt, dass er so Hunger habe, weil er seit einem Tag nichts mehr gegessen habe und man in seinem Haus nicht so viel essen würde, wird es mir ganz anders. In Deutschland ist das alles kaum vorstellbar.
Peru ist nicht Deutschland. Das stelle ich immer öfter fest. Zwar ist Arequipa ziemlich modern, trotzdem fallen mir Dinge auf, die in Deutschland unmöglich oder sogar verboten sind. Die Autos und Busse stoßen zum Teil sehr starke und schwarze Abgase aus und in den meisten Haushalten wird kaum Müll getrennt. Straßenschilder werden oftmals ignoriert, denn zur Verständigung hat jedes Auto eine Hupe. An beinahe jeder Straßenecke wird Obst, Gemüse oder andere Nahrungsmittel angeboten. Auf den Märkten bekommt man Fleisch, das nicht gekühlt wird und im Supermarkt werden Brote offen, ohne den sogenannten Spuckschutz, angeboten. Trotz allem gefällt es mir hier sehr gut! Es fällt mir einfach, mich immer mehr an den peruanischen Lebensstil zu gewöhnen. Inzwischen komme sogar ich, obwohl ich immer pünktlich bin, zu spät, schnalle mich im Taxi nicht mehr an und störe mich nicht an meinem Klo ohne Klobrille oder dem fehlenden Spiegel im Bad.
Rot Weiß Rot
Das sind die Farben der peruanischen Flagge. Rot steht für das Blut, das für die Unabhängigkeit vergossen wurde, Weiß für Frieden und Gerechtigkeit. Geht man durch Arequipa, sieht man zahlreiche Flaggen auf den Dächern der Häuser. Auch die Klassenzimmer meiner Schule sind in den Farben Rot und Weiß geschmückt. Inzwischen sind die Ferien vorbei und ich besuche vier Mal die Woche, von Montag bis Donnerstag, den Unterricht.
Bis jetzt habe ich noch die Möglichkeit, mit den Lehrerinnen mitzugehen, um das Unterrichtsgeschehen zu beobachten und die Schüler kennenzulernen. In Zukunft werde ich nicht nur die Kinder in Englisch unterrichten sondern auch die Lehrerinnen. Jeden Tag fragen mich die Schüler, wann ich endlich anfange zu unterrichten und dass sie auch ein bisschen Deutsch lernen wollen. Freitags arbeite ich im Comedor, der Schulküche in "La Mansión".
Rot Weiß Rot waren auch die Farben meines linken Oberarms. Am vergangenen Wochenende machte ich mit vier deutschen Freunden eine Trekkingtour durch den "Cañon de Colca".
Bepackt mit unseren Rucksäcken ging es in der Nacht von Freitag auf Samstag bereits um 2 Uhr los. Einige Stunden später erreichten wir per Bus den "Mirador Cruz del Condor". Von dort aus hatten wir einen super Blick auf die Schlucht und sahen Condore.
Ein paar Minuten später erreichten wir den Ort, an dem unsere Tour durch den Cañon del Colca startete. Die Sonne schien, es war sehr warm und allein beim Anblick des Weges wollte ich auf der Stelle umdrehen und mit dem Bus zurück fahren.
Nach kurzer Zeit, konnten wir weit unter uns eine Oase mit Pools sehen - unser Tagesziel! Davor hieß es jedoch, sieben Stunden lang 17 km bergauf und bergab zu gehen. Nach dem Überqueren des Flusses namens Colca wurde es ziemlich abenteuerlich.
Wir gingen direkt neben dem Abgrund auf sehr schmalen, zum Teil steilen Pfaden und überquerten Brücken, die nicht gerade stabil wirkten, bevor wir durch kleine Dörfer gingen und schließlich müde und geschafft in der Oase ankamen.
Unsere Hütte bestand aus Bambusstäben, vier Betten und keinem Licht. Nach mehrmaligem Überprüfen auf Krabbeltiere in unseren Betten, Schlafsäcken und Klamotten begann eine recht unruhige Nacht für uns. Vor lauter Angst, eine Spinne zu verschlucken, hielt ich ständig einen Finger an meinen Mund. Zudem wurde uns das Einschlafen dadurch erschwert, da wir kurz zuvor auf der Damentoilette einen Skorpion entdeckt haben.
Morgens um 4 Uhr klingelte der Wecker. Mithilfe von Taschenlampen packten wir alles zusammen und überprüften aufs Neue unsere Sachen auf irgendwelche Tiere. Danach startete die letzte Etappe. Die folgenden 8km gingen wir nur bergauf. Nach 1200 geschafften Höhenmetern, unzähligen Wutanfällen, Bedenken, das Ganze nicht zu schaffen und viel Gekeuche, kamen wir nach knapp vier Stunden oben an.
Nach einem Frühstück und kurzen Dorfbesichtigungen konnten wir in einem Thermalbad unsere stark beanspruchten Muskeln ein wenig entspannen, bevor es wieder zurück nach Arequipa ging.
An diesem Wochenende bin ich nicht nur einmal an meine Grenzen gestoßen, trotzdem war es ein unvergessliches und einmaliges Erlebnis und ich bin sehr stolz auf mich und meine zwei Mitstreiterinnen, ohne die ich wahrscheinlich immer noch nicht oben angekommen wäre ;-)

Zwischenbericht
Der Blick aus dem Flugzeugfenster zeigt tausende orangefarbene Lichter und ich bekomme das Gefühl, endlich dort zu sein, worauf ich so lange gewartet habe!
Vor lauter Freude und Neugier vergesse ich Kälte und Müdigkeit. Nach einer Taxifahrt voller neuer Eindrücke kommen wir, Sabrina, mein Gastbruder und ich, am Haus der Gastfamilie an. Sabrina kenne ich bereits aus Deutschland und werde das Jahr über zusammen mit ihr wohnen und arbeiten. Kaum stehen wir im Wohnzimmer, werden wir von der ganzen Familie mit Küsschen begrüßt und mit Essen und Trinken versorgt. Sofort fühle ich mich sehr wohl, was sich bis jetzt nicht verändert hat. Ich habe ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und kann jederzeit in die Wohnung meiner Gastfamilie, wo ich zu allem Zugang habe.
Gleich am zweiten Tag holt uns Sarah, meine Vorgängerin, ab und zeigt uns meine Einsatzstelle, eine Grundschule mit rund 50 Kindern. Auch dort werde ich von den Lehrern und Schülern herzlich mit vielen Küsschen und Umarmungen empfangen.
Die ersten Wochen nutzte ich, um die Kinder und Lehrer kennenzulernen und mir ein Bild über die Situation zu verschaffen. Als ich dann selbst unterrichten sollte, wurde ich krank, weshalb sich meine erste richtige Unterrichtswoche nach hinten verschob. Inzwischen unterrichte ich regelmäßig viermal die Woche für jeweils zwei Stunden die vierte, fünfte und sechste Klasse in Englisch. Meine Aufgabe dabei ist es, den Schülern die Basics beizubringen und sie so auf die weiterführende Schule, die "Secundaria", vorzubereiten.
Außerdem nahm ich an einer Laptopeinführung teil, wodurch sich mir die Möglichkeit bietet, meinen Unterricht vielseitiger gestalten zu können. Meine Schüler respektieren mich und ich bin froh, dass sie mir helfen, wenn ich zum Beispiel ein Wort nicht verstehe. Sie zeigen mir, dass man auch mit wenig finanziellen Mitteln, privaten Missständen oder sogar Todesfällen in der Familie glücklich sein kann. Gleichzeitig schockiert es mich, die Lebensumstände des ein oder anderen zu kennen.
Die Direktorin meiner Schule erklärt mir täglich, dass das Lehrerkollegium wie eine Familie sei, ich nun ein neues Familienmitglied darstellen würde und ich bei Problemen immer zu ihnen kommen könnte. Dafür bin ich dankbar.
In Arequipa wird ein sehr klares Spanisch gesprochen, weshalb ich mir im Voraus eher weniger Sorgen diesbezüglich machte. In der ersten Zeit bemerkte ich jedoch, dass mein Schulspanisch etwas abwich und es ziemlich anstrengend war, das Wichtigste zu verstehen und auf Spanisch zu antworten. Zudem kam auch noch der Jetlag. Mit der Zeit verstehe ich das Meiste und mit dem Sprechen klappt es auch deutlich besser als zu Beginn. Wenn ich mich jetzt mit jemandem auf Englisch unterhalten soll, beginne ich mit Englisch und höre mit Spanisch auf.
Über unsere Vorgängerinnen, eine weitere deutsche Freiwillige, unsere Gastbrüder und über Bekannte in Deutschland habe ich ein paar Leute aus Arequipa und auch aus Deutschland kennengelernt. Außerdem habe ich Kontakt zu einigen Einheimischen in meinem Alter.

Anfangs hatte ich zu viel Zeit zum Nachdenken und einige Zweifel schlichen sich ein. Ein ganzes Jahr erschien mir oft wie eine Ewigkeit, doch die letzten Monate vergingen wie im Flug und inzwischen habe ich vielfältige Aufgaben zu erfüllen, weshalb ich zum größten Teil abgelenkt bin. Was mich jedoch etwas belastet sind meine häufigen gesundheitlichen Probleme.
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ich weiterhin so gut mit meiner Gastfamilie auskomme. Bei meiner Arbeitsstelle hoffe und erwarte ich, weiterhin so akzeptiert und integriert zu werden. Außerdem möchte ich noch viele bestimmte Orte von Peru besuchen sowie ein paar Nachbarländer.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem bisherigen Aufenthalt. Ich fühle mich sehr wohl, bin glücklich und habe ausreichenden Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland. Auch wenn ich manchmal gern bei meiner Familie und meinen Freunden wäre und ich die ein oder andere Sache in Deutschland vermisse, möchte ich im Moment noch gar nicht zurück und freue mich deshalb sehr auf die kommende Zeit hier in Peru.
Mehr von Carolin findest du auf ihrem Blog:
carolin-in-peru.blogspot.de
Ich bin gut in Perú angekommen und wurde sofort herzlich in meiner Gastfamilie aufgenommen. An meinem ersten Tag in Arequipa, wurde ich als Miss Carolin(a) in meiner Schule vorgestellt. Obwohl einige Schüler keine Eltern mehr haben oder mit wenig finanziellen Mitteln auskommen müssen, versprühen sie trotzdem so viel Lebensfreude, was mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. Wenn sie mich sehen, werde ich sofort mit Umarmung und Küsschen begrüßt. Dasselbe erlebe ich täglich bei meiner Gastfamilie, den Lehrerinnen und den Leuten, die ich Tag für Tag kennenlerne. Durch diese offene und einfühlsame Art fühle ich mich hier so sehr wohl.
Meine Gastfamilie ist super! Sie zeigt mir jeden Tag mehr von Arequipa, kocht leckeres und gesundes Essen, nimmt mich mit zum Sport und hat viel Geduld mit meinem Spanisch. Inzwischen kann ich sogar schon ein Bisschen Salsa tanzen und weiß, mit welchem Taxi ich fahren darf und mit welchem nicht.
Seit meiner Ankunft werde ich super integriert. Sowohl in der Familie als auch in der Schule sowie in meiner Freizeit. Schon am dritten Tag wurde ich von meiner Direktorin zum Gottesdienst mit anschließendem Umzug eingeladen, wo ein paar Schüler mit Flaggen marschierten.
Zusammen mit unserer Gastfamilie erkundeten wir schon ein wenig Arequipa: Wir trafen zum Beispiel auf Einheimische mit typischer Tracht, hatten einen Ausblick auf den Vulkan Misti oder besuchten den "Plaza de Armas" bei Nacht.

Peru ist nicht Deutschland
Nach zwei Wochen in Arequipa konnten wir endlich unsere richtigen Zimmer beziehen, da die Gastfamilie mit einer späteren Ankunft von uns rechnete und dann auch noch ein Rohrbruch dazu kam. Übergangsweise wohnten wir in den Zimmern von unseren Gastbrüdern, die sie für uns geräumt hatten. Jetzt haben wir zwei Zimmer auf dem Dach, eigenes Internet, eigene Bäder und eine Dachterrasse mit direktem Blick auf den Vulkan Misti und die Stadt. Nun sind wir hauptsächlich auf uns allein gestellt, weshalb wir erst einmal Dinge wie Putzmittel, Klopapier und Waschmittel einkauften.
Nach einer Sightseeing Tour durch Arequipa, bin ich mir sicher, für längere Zeit hier bleiben zu wollen. Wir besuchten Orte, an denen man den perfekten Blick auf die umliegenden, zum Teil noch aktiven Vulkane hat. Wir machten Fotos mit einem Lama, einem Adler, Einheimischen, vor den Vulkanen, in Parks unter Palmen, genossen die vielseitige Landschaft und sahen den deutlichen Kontrast zwischen reichen und armen Vierteln. Diesen Kontrast erlebe ich hier täglich. Das Haus in dem wir leben befindet sich fünf Minuten von einem Einkaufszentrum entfernt sowie neben einer geteerten und viel befahrenen Straße.
Um zum Comedor, der Schulküche, in der wir arbeiten zu kommen, fahren wir mit einem kleinen öffentlichen Bus ca. 20 Minuten bis an den Stadtrand von Arequipa. Dort befindet sich das Armenviertel La Mansión. Die Straße dorthin besteht irgendwann nicht mehr aus Teer sondern aus Steinen und Staub. Wir fahren an Hütten vorbei, die keine richtigen Dächer haben oder sehr klein sind. Die Kinder, die in den Comedor gehen, um dort ein warmes und nahrhaftes Essen zu bekommen, wohnen zum Teil in solchen Hütten. Wenn mir dann auch noch ein kleiner Junge erzählt, dass er so Hunger habe, weil er seit einem Tag nichts mehr gegessen habe und man in seinem Haus nicht so viel essen würde, wird es mir ganz anders. In Deutschland ist das alles kaum vorstellbar.
Peru ist nicht Deutschland. Das stelle ich immer öfter fest. Zwar ist Arequipa ziemlich modern, trotzdem fallen mir Dinge auf, die in Deutschland unmöglich oder sogar verboten sind. Die Autos und Busse stoßen zum Teil sehr starke und schwarze Abgase aus und in den meisten Haushalten wird kaum Müll getrennt. Straßenschilder werden oftmals ignoriert, denn zur Verständigung hat jedes Auto eine Hupe. An beinahe jeder Straßenecke wird Obst, Gemüse oder andere Nahrungsmittel angeboten. Auf den Märkten bekommt man Fleisch, das nicht gekühlt wird und im Supermarkt werden Brote offen, ohne den sogenannten Spuckschutz, angeboten. Trotz allem gefällt es mir hier sehr gut! Es fällt mir einfach, mich immer mehr an den peruanischen Lebensstil zu gewöhnen. Inzwischen komme sogar ich, obwohl ich immer pünktlich bin, zu spät, schnalle mich im Taxi nicht mehr an und störe mich nicht an meinem Klo ohne Klobrille oder dem fehlenden Spiegel im Bad.
Rot Weiß Rot
Das sind die Farben der peruanischen Flagge. Rot steht für das Blut, das für die Unabhängigkeit vergossen wurde, Weiß für Frieden und Gerechtigkeit. Geht man durch Arequipa, sieht man zahlreiche Flaggen auf den Dächern der Häuser. Auch die Klassenzimmer meiner Schule sind in den Farben Rot und Weiß geschmückt. Inzwischen sind die Ferien vorbei und ich besuche vier Mal die Woche, von Montag bis Donnerstag, den Unterricht.
Bis jetzt habe ich noch die Möglichkeit, mit den Lehrerinnen mitzugehen, um das Unterrichtsgeschehen zu beobachten und die Schüler kennenzulernen. In Zukunft werde ich nicht nur die Kinder in Englisch unterrichten sondern auch die Lehrerinnen. Jeden Tag fragen mich die Schüler, wann ich endlich anfange zu unterrichten und dass sie auch ein bisschen Deutsch lernen wollen. Freitags arbeite ich im Comedor, der Schulküche in "La Mansión".
Rot Weiß Rot waren auch die Farben meines linken Oberarms. Am vergangenen Wochenende machte ich mit vier deutschen Freunden eine Trekkingtour durch den "Cañon de Colca".
Bepackt mit unseren Rucksäcken ging es in der Nacht von Freitag auf Samstag bereits um 2 Uhr los. Einige Stunden später erreichten wir per Bus den "Mirador Cruz del Condor". Von dort aus hatten wir einen super Blick auf die Schlucht und sahen Condore.
Ein paar Minuten später erreichten wir den Ort, an dem unsere Tour durch den Cañon del Colca startete. Die Sonne schien, es war sehr warm und allein beim Anblick des Weges wollte ich auf der Stelle umdrehen und mit dem Bus zurück fahren.
Nach kurzer Zeit, konnten wir weit unter uns eine Oase mit Pools sehen - unser Tagesziel! Davor hieß es jedoch, sieben Stunden lang 17 km bergauf und bergab zu gehen. Nach dem Überqueren des Flusses namens Colca wurde es ziemlich abenteuerlich.
Wir gingen direkt neben dem Abgrund auf sehr schmalen, zum Teil steilen Pfaden und überquerten Brücken, die nicht gerade stabil wirkten, bevor wir durch kleine Dörfer gingen und schließlich müde und geschafft in der Oase ankamen.
Unsere Hütte bestand aus Bambusstäben, vier Betten und keinem Licht. Nach mehrmaligem Überprüfen auf Krabbeltiere in unseren Betten, Schlafsäcken und Klamotten begann eine recht unruhige Nacht für uns. Vor lauter Angst, eine Spinne zu verschlucken, hielt ich ständig einen Finger an meinen Mund. Zudem wurde uns das Einschlafen dadurch erschwert, da wir kurz zuvor auf der Damentoilette einen Skorpion entdeckt haben.
Morgens um 4 Uhr klingelte der Wecker. Mithilfe von Taschenlampen packten wir alles zusammen und überprüften aufs Neue unsere Sachen auf irgendwelche Tiere. Danach startete die letzte Etappe. Die folgenden 8km gingen wir nur bergauf. Nach 1200 geschafften Höhenmetern, unzähligen Wutanfällen, Bedenken, das Ganze nicht zu schaffen und viel Gekeuche, kamen wir nach knapp vier Stunden oben an.
Nach einem Frühstück und kurzen Dorfbesichtigungen konnten wir in einem Thermalbad unsere stark beanspruchten Muskeln ein wenig entspannen, bevor es wieder zurück nach Arequipa ging.
An diesem Wochenende bin ich nicht nur einmal an meine Grenzen gestoßen, trotzdem war es ein unvergessliches und einmaliges Erlebnis und ich bin sehr stolz auf mich und meine zwei Mitstreiterinnen, ohne die ich wahrscheinlich immer noch nicht oben angekommen wäre ;-)

Zwischenbericht
Der Blick aus dem Flugzeugfenster zeigt tausende orangefarbene Lichter und ich bekomme das Gefühl, endlich dort zu sein, worauf ich so lange gewartet habe!
Vor lauter Freude und Neugier vergesse ich Kälte und Müdigkeit. Nach einer Taxifahrt voller neuer Eindrücke kommen wir, Sabrina, mein Gastbruder und ich, am Haus der Gastfamilie an. Sabrina kenne ich bereits aus Deutschland und werde das Jahr über zusammen mit ihr wohnen und arbeiten. Kaum stehen wir im Wohnzimmer, werden wir von der ganzen Familie mit Küsschen begrüßt und mit Essen und Trinken versorgt. Sofort fühle ich mich sehr wohl, was sich bis jetzt nicht verändert hat. Ich habe ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und kann jederzeit in die Wohnung meiner Gastfamilie, wo ich zu allem Zugang habe.
Gleich am zweiten Tag holt uns Sarah, meine Vorgängerin, ab und zeigt uns meine Einsatzstelle, eine Grundschule mit rund 50 Kindern. Auch dort werde ich von den Lehrern und Schülern herzlich mit vielen Küsschen und Umarmungen empfangen.
Die ersten Wochen nutzte ich, um die Kinder und Lehrer kennenzulernen und mir ein Bild über die Situation zu verschaffen. Als ich dann selbst unterrichten sollte, wurde ich krank, weshalb sich meine erste richtige Unterrichtswoche nach hinten verschob. Inzwischen unterrichte ich regelmäßig viermal die Woche für jeweils zwei Stunden die vierte, fünfte und sechste Klasse in Englisch. Meine Aufgabe dabei ist es, den Schülern die Basics beizubringen und sie so auf die weiterführende Schule, die "Secundaria", vorzubereiten.
Außerdem nahm ich an einer Laptopeinführung teil, wodurch sich mir die Möglichkeit bietet, meinen Unterricht vielseitiger gestalten zu können. Meine Schüler respektieren mich und ich bin froh, dass sie mir helfen, wenn ich zum Beispiel ein Wort nicht verstehe. Sie zeigen mir, dass man auch mit wenig finanziellen Mitteln, privaten Missständen oder sogar Todesfällen in der Familie glücklich sein kann. Gleichzeitig schockiert es mich, die Lebensumstände des ein oder anderen zu kennen.
Die Direktorin meiner Schule erklärt mir täglich, dass das Lehrerkollegium wie eine Familie sei, ich nun ein neues Familienmitglied darstellen würde und ich bei Problemen immer zu ihnen kommen könnte. Dafür bin ich dankbar.
In Arequipa wird ein sehr klares Spanisch gesprochen, weshalb ich mir im Voraus eher weniger Sorgen diesbezüglich machte. In der ersten Zeit bemerkte ich jedoch, dass mein Schulspanisch etwas abwich und es ziemlich anstrengend war, das Wichtigste zu verstehen und auf Spanisch zu antworten. Zudem kam auch noch der Jetlag. Mit der Zeit verstehe ich das Meiste und mit dem Sprechen klappt es auch deutlich besser als zu Beginn. Wenn ich mich jetzt mit jemandem auf Englisch unterhalten soll, beginne ich mit Englisch und höre mit Spanisch auf.
Über unsere Vorgängerinnen, eine weitere deutsche Freiwillige, unsere Gastbrüder und über Bekannte in Deutschland habe ich ein paar Leute aus Arequipa und auch aus Deutschland kennengelernt. Außerdem habe ich Kontakt zu einigen Einheimischen in meinem Alter.

Anfangs hatte ich zu viel Zeit zum Nachdenken und einige Zweifel schlichen sich ein. Ein ganzes Jahr erschien mir oft wie eine Ewigkeit, doch die letzten Monate vergingen wie im Flug und inzwischen habe ich vielfältige Aufgaben zu erfüllen, weshalb ich zum größten Teil abgelenkt bin. Was mich jedoch etwas belastet sind meine häufigen gesundheitlichen Probleme.
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ich weiterhin so gut mit meiner Gastfamilie auskomme. Bei meiner Arbeitsstelle hoffe und erwarte ich, weiterhin so akzeptiert und integriert zu werden. Außerdem möchte ich noch viele bestimmte Orte von Peru besuchen sowie ein paar Nachbarländer.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem bisherigen Aufenthalt. Ich fühle mich sehr wohl, bin glücklich und habe ausreichenden Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland. Auch wenn ich manchmal gern bei meiner Familie und meinen Freunden wäre und ich die ein oder andere Sache in Deutschland vermisse, möchte ich im Moment noch gar nicht zurück und freue mich deshalb sehr auf die kommende Zeit hier in Peru.
Mehr von Carolin findest du auf ihrem Blog:
carolin-in-peru.blogspot.de