Erfahrungsbericht Thailand

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Land
Thailand
Träger
AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.
Freiwillige/r
Ronja

Wittayalai School in Prachuap Khiri Khan

Ausflüge nach Hua Hin

Mangrovenwald! Die Anlage haben wir auf dem Weg nach Hua Hin besucht. Dort werden wieder Mangroven angebaut, die zuvor für die Shrimpfischerei gerodet wurden!



Aufgrund des verlängerten Wochenendes, ist meine Gastfamilie gemeinschaftlich Richtung Hua Hin gefahren, dem Feriendomizil in meiner Region, indem dich die "franags" (Weißen) nur so tümmeln. Neben einem schönen Strand hat Hua Hin jede Menge westliche Restaurants, Malls, Märkte usw. zu bieten. Eben alles, was das Touri-Herz begehrt. Für mich war vor allem toll, nach einer Woche wieder einen leckeren Kaffee (sogar von Starbucks, allerdings teurer als in Deutschland!!) zu genießen.

Den Mittag über hab ich mich in der Mall dann mit allem Möglichen nötigen und unnötigen Zeug eingedeckt, ich hab mich sogar zu einer zartrosa-farbenen Bluse durchringen können, denn Bluse ist in meiner Schule Dresscode und dienstags trägt man Rosa! Ansonsten hat mich eigentlich nur der letzte Teil des Marktes gereizt, den ich leider erst am Ende entdeckt habe. Im Großen und Ganzen sind die Märkte hier der Ort, wo man ausschließlich gefälschte Markenklamotten bekommt. Auf ein paar nach Plastik stinkende, glitzernde Chanel-Flip-Flops war ich allerdings nicht so scharf. Am Ende des Marktes wurden dann selbst gemachte Sachen verkauft. Da gab es T-Shirts, die von Studenten bemalt wurden, handgemachte Lederschuhe und selbst genähte und gefärbte Hosen. Die Sachen waren zwar verhältnismäßig teuer, aber richtig schön. Leider war der Teil des Marktes sehr klein und da meine Gastfamilie hungrig war, sind wir auch schnell weitergezogen.

Am nächsten Samstag ging es für mich wieder nach Hua Hin. Der Grund war diesmal eine Zeremonie, die am Strand stattfand. Ich bin noch nicht ganz dahinter gekommen, um was es konkret ging, aber so viel habe ich verstanden: Da der Hafen von Hua Hin fast leer gefischt ist, haben wir Shrimp-Babies im Meer ausgesetzt. Die ganze Veranstaltung fand erneut, wie fast alles hier, zu Ehren des Königs statt. Daher galt auch für mich wieder, die rosa Bluse auszupacken.

Der Tag fing für mich ein bisschen blöd an. Voller Vorfreude habe ich mich um 6 Uhr morgens aus dem Bett gequält, um gemeinsam mit meinem Gastbruder auf den Berg in Prachuap zu laufen und mir von da aus den Sonnenaufgang anzuschauen. Also habe ich, wie jeden Morgen, eine kalte Thai-Dusche genommen (Das ist echt eine Überwindung, denn ich habe das Glück eine Klimaanlage im Zimmer zu haben...morgens ist es mir also noch nicht so heiß). Als ich dann fertig war, hat mein Gastbruder immer noch geschlafen. Ich hab ihn dann vorsichtig geweckt, er hat einen Blick aus dem Fenster geworfen und gemeint "no good" (was wohl auf die schlechte Aussicht bei dem Regenwetter zu deuten war) sich umgedreht und hat weiter geschlafen. Ich hab mich dann auch noch einmal schlafen gelegt, bis wir gegen Mittag Richtung Hua Hin aufgebrochen sind. Auf der ca. einstündigen Fahrt haben wir noch einmal angehalten um ein zweites Frühstück zu holen; gebackene Bananen in einer Kokos-Karamelsoße-ein Traum. Leider hab ich auch etwas zu enthusiastisch in die Plastiktüte mit meinem Schaschlikspieß gestochen, denn ich habe neben meiner Banane auch die Plastiktüte aufgepiekst. Die gesamte klebrige Soße hat sich daraufhin auf meiner Bluse verbreitet...ohjee!

Diesmal habe ich die Möglichkeit gehabt, ein Bisschen vom Strand zu sehen. Leider war das Wetter schlecht. Hua Hin hat zwar einen ganz hübschen Strand, ist aber total auf Tourismus ausgelegt und gefällt mir daher nicht halb so gut wie Prachuap Khiri Khan. Zudem sind die Preise für Thaiverhältnisse sehr hoch.

Gegen Abend ging es dann wie schon erwähnt zu der Zeremonie. Neben einigen Freunden der Familie, die ich schon kannte und allen Kollegen meiner Gasteltern, kamen noch die gesamte Abschlussklasse einer Schule, um die Shrimps zurück ins Meer zu entlassen und danach mit den Tüten den Strand zu säubern, der abseits von dem touristischen Teil sehr verschmutzt ist; eigentlich eine nette Idee, finde ich!

Wie ich da so stand und mit jeder Menge Kollegen Fotos geknipst habe, hat das Spektakel auch einige Touristen angelockt. Ein Amerikaner kam auf mich zu und hat mich nach den Hintergründen gefragt. Da ich selbst nicht viel zu den Vorgängen wusste, war ich eine schlechte Informationsquelle. Die Gruppe Amis war so begeistert, dass sie dann 2 Kartons Gummihandschuhe gesponsert haben; damit die Kinder den "nasty stuff" nicht mit bloßen Händen anfassen müssen. Interessante Aussage, wenn man überlegt, dass der Dreck eben gerade von den Touris verursacht wird. Nach der Zeremonie gab es in einem Hotel noch eine kleine Feier, natürlich wieder mit viel Essen. Ich hab mir zusätzlich noch eine Pizza gegönnt, die ich sonst hier nicht bekomme. Meine Gasteltern haben ganz angeekelt die Nase gerümpft. Schon komisch, wie verschieden die Geschmäcker je nach Land sind.

Nachdem ich am Anfang eigentlich fast ausschließlich am Rockzipfel meiner Advisorin gehangen habe, fange ich langsam an, mich an den Schulalltag und meine Aufgaben zu gewöhnen. Ich assistiere jetzt auch anderen Lehrern und habe die eine oder andere Stunde alleine unterrichtet, wenn Lehrer aus irgendeinem Grund nicht da waren. Einen richtigen Stundenplan habe ich aber bis jetzt nicht bekommen. Groß vorbereiten kann ich mich also leider nicht. Es kommt vor, dass ich fünf Minuten vor einer Stunde Bescheid bekomme, dass ich eine Klasse zu unterrichten habe und mir noch schnell was ausdenken muss. Das finde ich eigentlich schade, denn ich würde mir gerne mehr Zeit nehmen, um die Stunden möglichst effektiv zu gestalten und auf das Niveau der Schüler anzupassen. Ich hoffe, dass ich da in den nächsten Wochen noch ein bisschen mehr Struktur rein bekomme. An meiner Schule unterrichten auch noch ca. sieben weitere ausländische Lehrer aus China, Japan, England und den USA. Denen helfe ich auch hin und wieder. Nachdem ich mich etwas eingelebt habe, merke ich, dass viele Dinge gar nicht so viel anders hier zu Deutschland sind. Im Großen und Ganzen bin ich aber immer noch beeindruckt von der Gelassenheit mit der es hier zugeht. Manchmal kommen Schüler rund 20 Minuten später in den Unterricht, ein anderer Schüler packt mitten im Unterricht seine Flöte aus und beginnt auf ihr herumzutröten und die Lehrer gehen einfach an ihr Handy, wenn es während des Unterrichts klingelt. All das scheint aber Gang und Gebe zu sein und wird nicht groß kommentiert oder so. Was mich fast an den Rand meiner Geduld bringt, ist der andauernde Lärmpegel, der in fast jeder der unteren Klassen herrscht, sobald mehr als 40 Schüler im Klassenzimmer sitzen. Es ist fast unmöglich, sich da zu behaupten. Letztens ist dann auch noch eine Kakerlake von irgendwoher aufgetaucht und auf dem Rücken einer Schülerin rumgekrabbelt. Da war kurz ein Geschrei im Raum, das war unglaublich. Erst als der amerikanische Lehrer sie auf die Seite getan und mit den Füßen zerquetscht hatte, ging es dann wieder.

Apropos Kakerlake...die gibt es hier auch, neben einigen anderen gebratenen Larven und Käfern zum Essen als Snack zwischendurch.
Momentan ist ein Jahrmarkt in der Stadt. Ein weiteres Erlebnis für sich. An sich ist er den anderen Märkten gleichzusetzen nur gibt es hier noch mehr zu essen, Bühnen mit Gesangs-Contest, ein Spielfeld für ein Spiel, das ähnlich wie Volleyball ist, aber mit den Füßen gespielt wird (ich habe es mal gegoogelt, der Sport heißt "Sepak Takraw")und Schießbuden. Die einzelnen Stände sind viel aufwändiger, mit Fernseher und Radio aufgebaut. Unter anderem gehört zu den Ständen auch ein fahrendes Internet-Café. Da hat jemand einfach einen alten Schulbus mit Computern vollgestellt... Kreativität voraus. Nachdem ich mich jetzt schon auf dem Markt mit allerlei Leckereien jeden Abend vollstopfe und mein Frühstück für den folgenden Tag kaufe (Sticky Rice, in Bambus über dem Feuer gebacken, mit Erdnüssen) geht’s dann danach meist noch einmal zum Essen.



Frühstück frisch von Feuer

Diese Woche waren wir gleich zweimal in einem Hotelrestaurant. Einmal zu Ehren meines kleinen Gastbruders, der 13 Jahre alt wurde.

In dem Restaurant ist natürlich auch alles en masse vorhanden. Die Männer betrinken sich mit Bier und Whiskey, während die Frauen entweder den Blick aufs Meer genießen oder die schlechten Karaokesänger (ähh ich meine Gallaogeeee) anschmachten. Nach einigen Bier der männlichen Gesellschaft, wollten sie mich auch dazu bringen, für die Geburtstagsgesellschaft ein Ständchen zu singen. Ich hab dann, im Oversized-Shirt, dass ich von meiner Gastmutter nach dem Schwimmen geliehen habe, total müde, mitten in der Nacht "My heart will go on" (den einzigen englischen Song) zum Besten gegeben und gleich noch eine Rose für meine Darbietung bekommen.

Tempeltour nach Baan Grood

Als meine Advisorin Besuch von einer Familie aus Ungarn bekommen hat, hat sie mich kurzerhand mit ins Auto gepackt, um einen Tempel zu besichtigen. Ich kann sagen, es hat sich wirklich sehr gelohnt. Als wir den Berg hochgefahren sind, hat man schon den Strand sehen können, der sich direkt am Rande des Bergs mit dem Tempel befindet. Geparkt haben wir in der Nähe einer riesigen Buddhastatue. Dort wurden viele Räucherkerzen aufgestellt und es roch so gut! Rings rum gibt es noch mehrere kleine Buddhas. Die Thais knien sich vor einem der Buddhas nieder, lassen einen Gong ertönen oder kleben kleine Goldblättchen auf die Buddhastatuen. Alles Mögliche hat eine Bedeutung, entweder soll es Glück, Gesundheit oder eben was ganz Anderes bringen.

Ich hab später im Tempel auch etwas Geld gespendet und es in den Kasten für "happiness" geworfen. Von dem Tempel, zu dem wir dann gelaufen sind, hat man eine wahnsinnig tolle Sicht vom Strand über die Kokosfelder bis hin zu den Bergen von Myanmar. Den Tag haben wir dann voll am Strand verbracht, der fast vollkommen verlassen und wunderschön ist...

Mein Drahtesel und ich

ch habe mich riesig gefreut, als mich meine Familie meinem neuen Wegbegleiter vorgestellt hat, der mir ein wenig meine Selbstständigkeit wiederherstellen sollte: Mein Thai-Rad! Nachdem ich mir jetzt den Schulweg einprägen konnte, durfte ich nach einmal begleitetem Fahren auch alleine zur Schule fahren (auch wenn mein Gastpapa nach 5 Minuten das erste Mal anruft und fragt, ob ich gut angekommen bin) Mein Thai-Rad und ich sind allerdings noch ein etwas uneiniges Team. Erstens ist es aus Stahl und damit verdammt schwer, zweitens ist alles, was wirklich funktioniert die Klingel und die brauche ich kaum, denn sobald ich losfahre, macht das Fahrrad ein Geräusch, das jedes Motorrad übertönt, das an mir vorbeifährt, die ich mit einem platten Reifen, einem abgebrochenen Lenker und Gangschaltung, die im höchsten Gang stecken geblieben ist, den Berg hoch strample. Allgemein sehe ich hier nur sehr wenig Fahrradfahrer. Die Thais fahren lieber zu viert auf einem Motorrad, bevor man sich die Mühe macht, selbst in die Pedale zu steigen. Wenn ich an einer Ampel stehe, neben mir einige "Tuk Tuks", Autos und Motorroller, komme ich mir vor, wie bei der Formel 1. Sobald der Ampel-Countdown 10 erreicht, muss ich mich bereit machen, damit ich nicht, sobald die Ampel grün wird, von hinten überrollt werde...

Ganz enthusiastisch bin ich letzte Woche zum Friseur gelaufen um mir blonde Strähnen machen zu lassen und mir die Spitzen schneiden zu lassen. Weil ich der ganzen Sache doch nicht so getraut habe, hab ich vorsorglich gleich mal zwei Bilder mitgebracht, auf denen beiden ein blondes Haarmodel meiner Friseuse entgegengelächelt hat. Ich war zusätzlich beruhigt, dass eine andere Friseuse etwas Englisch sprechen konnte und damit noch einmal übersetzen konnte, dass ich blonde Highlights will. Was dann gefolgt ist, war Filmreif. Die Dame, die für mich verantwortlich war, kam mit einigen Tesco-Tüten wieder, die sie wild auseinander geschnitten hatte und hat die mir dann gemeinsam mit etwas Farbe in die Haare gewurschtelt, so wie es halt gerade kam, teilweise auch nur die unteren Spitzen. Als ich mich dann auf eine Liege legen sollte, bei der nur der Kopf oben rausguckt, um mich einer Kopfmassage mit eiskaltem Wasser hinzugeben war mir schon etwas bang. Was mich dann aber erwartet hat, hat mich schon geschockt. Meine Haare waren braun. Ein bisschen "suwai"-Gerede (suwai-schön) und noch mal wurden meine Haare eingekleistert. Naja, hab ich gedacht, jetzt macht sie mir noch ein paar blonde Strähnen rein. Nachdem ich dann aber in den Spiegel geguckt hab, bin ich schier vom Stuhl gefallen. Meine Haare waren schwarz. Etwas geschockt hab ich noch mal auf das Bild verwiesen und gesagt, dass ich blonde Strähnen wollte, aber das wurde mit ein wenig "mai pen rai" (was so ziemlich alles bedeuten kann) abgetan. Also habe ich etwas enttäuscht meine 4 Euro gezahlt und bin gegangen... Bilder gibt es von mir auf jeden Fall solange nicht mehr, bis ich nicht mehr aussehe, wie ein verdreckter Besen.



Cheerleading Competiton in Bangkok

Mein großer Gastbruder ist Cheerleader an seiner Uni. Aufgrund einer Competition ist die gesamte Familie, inklusive mir, nach Bangkok gefahren. So richtig vorstellen konnte ich mir unter der ganzen Veranstaltung nichts, aber was ich dann gesehen habe, hat mich wirklich vom Hocker gehauen. Angetreten sind 13 Gruppen, die jeweils einen Teil der Halle, in der die Veranstaltung stattgefunden hat, passend zu ihrem Thema gestaltet haben. Das Ganze war so aufwendig gemacht und auch die Tänze der Gruppen später waren nahezu perfekt. Wirklich sehr beeindruckend. In den Pausen zwischen den Darbietungen und der Verkündung der Sieger, gab es Tanzbattles, in denen einige Ladyboys so kräftig wie möglich die Hüften schwingen haben lassen. Sehr zur Belustigung der Zuschauer und vor allem mir. Der krönende Abschluss war, dass die Gruppe meines Bruders in den drei wichtigsten Kategorien den ersten Preis geholt hat, sowie die gesamte Competition gewonnen hat. Da war die Freude natürlich groß und es sind auch ein paar Tränen geflossen.

Mehr von Ronja findest du auf ihrem Blog:
ronja-thailand.de.tl

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