Erfahrungsbericht Kenia

-> Kommentar zu diesem Bericht schreiben
Land
Kenia
Träger
VoluNation
Freiwillige/r
Emilie

Massai Projekt

Ich wollte nach Afrika, um die Massai-Kultur kennenzulernen und da hat sich Kenia einfach super angeboten. Es ist ein wunderschönes Land mit vielen verschiedenen Facetten, die Leute sind super aufgeschlossen und gastfreundlich, man ist nie allein und lernt überall nette, warmherzige Menschen kennen, die einem immer hilfsbereit zur Seite stehen.

Die Massai-Kultur wollte ich unbedingt kennenlernen und hautnah miterleben, und das geht nirgendwo besser als in einer Gastfamilie vor Ort. Außerdem halte ich es für wichtig, die oftmals sehr einfachen Schulbedingungen zu verbessern, und aktiv mitzuhelfen, Schulgebäude zu bauen und die Kinder im Dorf zu unterrichten.

Ursprünglich hatte ich vor, 1 Jahr nach Kenia zu gehen, allerdings war das dann organisatorisch eher schwierig und da bin ich durch das Internet auf die Workcamps gestoßen. Die deutschsprachige Beratung war super, alles war top organisiert und man hatte sogar im Einsatzland einen Ansprechpartner, der sich unter anderem um die Flugabholung gekümmert hat. Während meines 4-wöchigen Aufenthalts habe ich an 2 Projekten in einem kleinen Massai-Dorf direkt am Äquator mitgewirkt. Die ersten 2 Wochen haben wir eine neue Vorschule für die Kinder im Dorf gebaut und gesponsert, klar waren die Materialien recht simpel, dafür war die Freude der Kinder enorm. Dabei hatten wir die Hilfe von Einheimischen, was grad durch die unterschiedlichen Sprachen immer recht amüsant verlief.



Die letzten 2 Wochen habe ich in der Grundschule unterrichtet. Die Schule wird von Mädchen und Jungs im Alter von 6 bis 15 Jahren besucht, sprich Klasse 1 bis Klasse 8. Insgesamt gibt es 5 Fächer und 5 Lehrer, jeder Lehrer unterrichtet normalerweise ein Fach, leider mangelt es oft an Lehrkräften, weshalb gerade in der Schule zum Unterrichten Freiwillige benötigt werden. Unterrichtet wird in Englisch, die Freiwilligen unterrichten entweder Mathematik oder Englisch in den älteren Klassen, da die jüngeren Schüler noch nicht so gut Englisch sprechen und verstehen. Die anderen Lehrer unterrichten Social Studies, Swahili und Religion.

Gewöhnlich sind wir gegen halb 7 morgens aufgestanden. Nach einem kurzen, aber ausreichenden Frühstück haben wir uns mit den Kindern der Gastfamilie auf den Weg zur Schule gemacht. Im Dorf liegt alles sehr weit auseinander, man sollte also gern laufen und ein bisschen Kondition mit sich bringen, da die Kleinen ein ganz schönes Tempo vorlegen. Auch sollte man lernen, sich sein Trinkwasser einzuteilen. Pro Tag hatten wir nämlich circa 1 Liter zum Waschen, Zähneputzen und Trinken, hört sich nach europäischen Verhältnissen sehr wenig an, aber man lernt sehr schnell, damit zurechtzukommen und wie unwichtig Duschen sein kann Bis zur Grundschule braucht man vom Haus der Familie circa 30 Minuten, je nachdem, wen und wie viele Leute man unterwegs noch so trifft.

Gegen 7.45 Uhr versammeln sich alle Klassen, jeden Morgen, im „Schulhof“, wo eine kurze Ansprache des Direktors und ein Gebet folgen. Der christliche Glaube hat für die Bewohner eine sehr große Priorität, auch wenn man selbst nicht gläubig ist, sollte man ihre religiösen Rituale auf jeden Fall respektieren und versuchen zu verstehen. Der Schulunterricht beginnt um 8.20 Uhr und dauert bis circa 16.30 Uhr! So ein Schultag umfasst circa 8 Schulstunden, da es nur 5 Fächer gibt, hat man oft mehr als eine Unterrichtsstunde pro Klasse, die aber total schnell vergehen, da eine Stunde nur 35 Minuten dauert und die Kinder so einiges über dein Leben in Europa wissen wollen.
In Englisch unterrichten die Freiwilligen Grammatikthemen und fördern das Leseverständnis der Schüler, man muss sehr langsam und deutlich sprechen, aber gerade die Größeren verstehen Englisch recht gut. In Mathematik werden Basisthemen wie Bruchrechnen, Geometrie und Algebra unterrichtet. Gegen 12 Uhr gibt es Mittagessen, das vom schuleigenen Koch zubereitet wird. Eigentlich gibt es jeden Tag Githeri, ein typisch kenianisches Essen, Mais und Bohnen, ist aber total lecker und macht satt.

Ab und an habe ich nachmittags auch in der High School unterrichtet, die Schüler dort sind zwischen 23 - 28 Jahre alt und holen gerade ihren High-School-Abschluss nach. Dort dauert eine Unterrichtsstunde 60 Minuten, die Themen sind anspruchsvoller, aber es macht ebenfalls total Spaß, was von seinem Wissen abzugeben.

Durch meine Zeit bei den Massai habe ich gelernt, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Klar, man braucht 1 oder 2 Tage, um sich an den Alltag ohne Elektrizität und Wasser zu gewöhnen, aber es macht total Spaß, mal nicht von dem ganzen materialistischen Unsinn umgeben zu sein und zu sehen, worauf es wirklich ankommt. Es ist auch total schön zu sehen, mit wie wenig Dingen die Menschen zufrieden sind, gerade die Kinder.

In meiner letzten Woche war in Kenia Nationalfeiertag der Moslems, weil Ende des Ramadans war. Zur Feier des Tages wurde in der Familie eine Ziege ganz nach Massai-Tradition geschlachtet. Es war ein sehr, sehr interessantes und neues Erlebnis, aber auch schön, an einem Teil der Kultur teilhaben zu dürfen. Das Probieren der rohen Ziegenniere war anfangs ein befremdliches Gefühl, im Nachhinein aber doch gar nicht so schlimm.

Jeden 2. Freitag im Monat war Massai-Markt, Hunderte von traditionell gekleideten Massai kommen, um mit Ziegen, Eseln, Hühnern, Kleidung oder auch Lebensmitteln zu handeln. Die bunten Farben, das fröhliche Lachen und die Autorität der Massai sind wirklich überwältigend.

Mein schönster Ausflug war auf jeden Fall die Safari rund um den Mount Kenya. Unglaublich, was einem an Fauna und Flora alles geboten wird. Von Zebras bis hin zu Giraffen und Elefanten ist alles dabei. Auch der Ausblick über das Massai-Land war unglaublich. Einen Abend waren wir in einem afrikanischen Club tanzen, afrikanische und europäische Tanzkultur vereint, auch das war ein Erlebnis für sich. Für alle Reggae-Liebhaber empfehlenswert.



Bemerkenswert ist auf jeden Fall die aufgeschlossene, nette, warmherzige Art der Menschen und ihre Zufriedenheit, mit der sie dir im manchmal auch noch so schweren Alltag begegnen.
Wer sich für ein Massai-Projekt entscheidet, dem sollte bewusst sein, dass man unter einfachsten Bedingungen lebt, sprich kein fließend Wasser, keine Elektrizität und mit viel, viel Laufen. Aber es lohnt sich allemal und man lernt sehr viel über sich und seinen Alltag in Europa. Auch muss man gewissen Themen der Kultur tolerieren, zum Beispiel Beschneidung. Das fällt einem zwar öfters schwer, aber man muss sich klar vor Augen führen, dass man keine ganze Kultur ändern kann. Viel interessanter ist es, ihnen zu sagen, wie die Dinge in Europa laufen. Manchmal kann daraus eine ganz amüsante Diskussion entstehen, wobei man die Kultur immer respektieren sollte. Respekt wird bei den Massai großgeschrieben.

Mitnehmen sollte man eine gute Reiseapotheke, ansonsten eine Taschenlampe, ein Moskitonetz, gutes Schuhwerk und Mückenspray sowie Sonnencreme. Auch Klopapier sollte man immer dabei haben. Am besten nimmt man sich ein einfaches Handy mit und besorgt sich vor Ort eine kenianische SIM-Karte (um die 1 € in Nairobi), so ist man auch für den Gastvater und den Gastbruder immer erreichbar. Wenn man Gastgeschenke mitnehmen möchte, sind Kleidung, Süßigkeiten, aber vor allem auch Stifte, Hefte und Schulbücher empfehlenswert, denn davon gibt es kaum welche in den Schulen. Ansonsten wünsche ich den nächsten Freiwilligen eine genauso schöne, wundervolle Zeit, wie ich sie hatte!

Es ist mir super schwer gefallen, nach Hause zurückzufahren. Man gewöhnt sich so schnell an die Familie und die Leute im Dorf, vor allem aber auch an die neuen Lebensverhältnisse und viele afrikanische Einstellungen. Wieder in Deutschland angekommen, fiel es mir sehr schwer, mich an Wasser und Elektrizität zu gewöhnen, manchmal suche ich nachts immer noch vergeblich meine Taschenlampe neben dem Bett. Auch wieder zur europäischen Pünktlichkeit zurückzufinden ist ab und an ein bisschen schwierig, aber alles kein Problem, Hakuna matata, wie in Kenia so oft gesagt wird. Don't worry!

----------

-> zu dem Projekt

Kommentar zu diesem Erfahrungsbericht schreiben

-> Kommentar zu diesem Bericht schreiben