Erfahrungsbericht Nepal
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Freiwilligenarbeit im Krankenhaus
Am 30. August war es für mich soweit: Ich stieg in meinen Flieger, der mich nach Abu Dhabi und anschließend nach Kathmandu, Nepal, bringen sollte. Wie kommt man als gerade 19-jährige Studentin dazu, sich solchen Herausforderungen zu stellen? Wer ist so blöd und setzt sich alleine in ein Flugzeug ans andere Ende der Welt, ohne die Sprache zu sprechen? Solche Gedanken gingen mir kurz vor der Landung durch den Kopf.
Meine Reise ging eigentlich drei Monate vorher los, als ich mich mit meinen Eltern zusammensetzte (nicht wörtlich, ich war an der Uni, sie 600 km weit entfernt zuhause) und besprach, was ich in meinem freien Monat machen wolle. Meine Mutter schlug Freiwilligenarbeit vor. So würde ich die Möglichkeit bekommen, mehr von der Welt zu sehen, denn dieser Drang trieb mich immer weiter aus meiner Komfort-Zone, zuvor ein ganzes Jahr nach Japan. Während also meine Freunde an der Uni ihre Zeit damit verbrachten zu planen, wie sie am besten ihre Zeit zuhause verbrachten, durchsuchte ich das Internet, um möglichst weit weg zu kommen und Neues zu erleben. Ich liebe mein Zuhause, doch wie meine Eltern vor mir will ich mehr sehen, mehr erleben. Kenia oder Nepal?

Schon mit 11 Jahren hatte ich John Kraukauers "In eisige Höhen" verschlungen, nun bot sich mir die Gelegenheit, Nepal und das Dach der Welt mit eigenen Augen zu sehen.
Und so saß ich nun im Flugzeug. Aus dem kleinen Fenster konnte man leider herzlich wenig von den Bergen sehen, ich versuchte es trotzdem - erfolglos- es war dunkel. Im steilsten Landeanflug ging es runter ins Tal, zwischen unsichtbaren Bergen hindurch nach Kathmandu.
Die Visa-Schlange war viel zu lang, ich war müde und hatte Angst. Draußen empfing mich ein Taxifahrer mit einem Schild mit meinem Namen darauf. Also stieg ich ins Taxi. An diesem ersten Abend lernte ich eines: In Nepal gibt es keine Verkehrsordnung. Im Dunkeln ging es über Schlaglöcher vorbei an Straßenhunden durch die Slums. Und ich saß da: Was passiert hier? Bitte, ich will ein Bett!
Dann hielten wir in einer kleinen Wohnsiedlung. Wir seien da. Ich stolperte also aus dem Auto, nahm meine Tasche. Ich wurde von der Gastmutter, empfangen, die mich in mein Zimmer brachte, das ich mir mit einer Australierin teilen sollte. Ein Bett! Und jemand, der Englisch sprach! An viel kann ich mich nicht erinnern, aber wir redeten noch etwas, bevor wir schlafen gingen.
Am nächsten Tag nahm mich eine der anderen Freiwilligen mit zu dem Hospital, in dem ich die nächsten drei Wochen helfen sollte. Da ich erst im dritten Semester Medizin studiere, ist mein Wissen noch nicht so weit gereift. Dennoch hatte ich mich entschlossen, im Krankenhaus zu helfen. Die ersten zwei Wochen ging ich bei einem Anästhesisten mit. Das Krankenhaus, in dem ich arbeitete, war das einzige Kinderkrankenhaus in ganz Nepal. Das hatte zur Folge, dass viele Familien weite Wege zu Fuß auf sich nahmen, damit ihre Kinder versorgt werden konnten. Ich begegnete häufig Kindern aus abgelegenen Winkeln des Landes. In der Zeit in der Anästhesie bekam ich aber nicht viel von den Kindern selbst mit. Der typische Ablauf war der: Ein heulendes Kind wurde reingetragen, die Anästhesisten betäubten es, legten einen Zugang und einen Tubus zur Beatmung, dann ging die Operation los.
Nepal gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Das zeichnete sich auch in den Krankheitsbildern ab. Mitunter die häufigste Operation, die durchgeführt wurde, war eine Hauttransplantation, um Brandwunden zu behandeln. In ärmeren Familien wird noch mit offenem Feuer gekocht und so ziehen sich etliche Kinder Brandverletzungen zu. Am beeindruckendsten fand ich hier einen ca. 6-jährigen Jungen, der nur zum Fäden ziehen da war. Der ganze Körper war mit Brandnarben bedeckt und als ich nachfragte, sagte man mir, 70% seiner Körperoberfläche seien verbrannt gewesen. Und da saß dieses Kind nun, quietschfidel. Die Tapferkeit des kleinen Jungen ist hierzulande kaum zu finden. Da fragt man sich, wie verwöhnt man eigentlich ist als Kind einer Industrienation.
Das meiste Equipment aus dem OP stammte aus Japan. Veraltet, aber doch noch betriebsfähig. Hier galten nicht die gleichen Hygienevorschriften wie in Deutschland und man konnte den Saal verlassen und betreten, wann immer man wollte.
Oft mangelte es auch an Equipment. So musste zur Entfernung von Nierensteinen der Retroperitonealraum (Flanke) geöffnet werden, was in Deutschland undenkbar wäre, nur wegen Nierensteinen einen Menschen aufzuschneiden. Dafür gibt es hier moderne Medizin.

Die folgende Woche ging ich bei einem Team mit, das die Kinder am Bett versorgte. Mit am verbreitetsten waren hier Lungenbeschwerden. Kathmandu liegt in einem Talkessel und die Autos sind noch weit von unseren Standards entfernt. So liegt die Stadt also im Dauer-Smog, der aggressiv die Lungen und Atemwege angreift. Ich bin ein großer Feind davon, Mundschutz in der Öffentlichkeit zu tragen aber hier ging es kaum anders.
Da ich kein Nepali sprach blieb mir nichts anderes übrig, als selbst herauszufinden, was den Kindern fehlte. Zum Glück stand die Anamnese auf Englisch in den Krankenakten. Ich freundete mich mit zwei Assistenzärztinnen an, die mir dann auch mal ein paar Krankheitsbilder erklärten, wenn sie Zeit hatten. Da viele der Ärzte nachmittags in privaten Krankenhäusern arbeiteten, hatte ich meist gegen 14 Uhr Feierabend. Ich verstand mich gut mit den anderen Freiwilligen im Krankenhaus und ging zwei Nachmittage mit ihnen auf die Onkologische Station, um dort mit den Kindern zu spielen. Zwar verstanden sie kein Englisch, aber mit Kindern ist das nie das große Problem. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns. Die Kinder wollten uns kaum gehen lassen. Ich malte Bilder aus, spielte mit Luftballons und Seifenblasen und war der Held der kleinen Patienten.

Die übrigen Nachmittage nutzte ich für einige Solo-Sightseeing-Trips. Es ist faszinierend, wie man sich an neue Situationen gewöhnt. In Deutschland steige ich nicht freiwillig in ein Taxi, eher noch laufe ich nachts heim. Hier aber ließ ich mich, als weißes, blondes Mädchen trotz einiger Warnungen von Nepal-erfahrenen Freunden alleine durch Kathmandu gondeln. Oft kam ich in Diskussionen, da die Fahrer meinten, dass Ausländer mehr bezahlen müssten. Doch irgendwie ging alles gut. Die Nepalesen sind meist freundlich. Ich weiß nicht, wie oft ich in Thamel, dem Touristenviertel war. Meinen Koffer, der auf dem Hinflug halb leer war, habe ich auf dem Rückflug nur mit Mühe zu gekriegt. Das Kathmandu-Tal beherbergt 7 Weltkulturerbestätten. Ich bin stolz zu sagen, dass ich alle besucht habe. In Kathmandu selbst hatte ich meinen Lieblingsort gefunden: Bouddhanath, ein buddhistischer Stupa. Hier wehten den ganzen Tag tibetische Gebetsflaggen, das Om mani padme hum spielte aus verborgenen Lautsprechern und man umrundete den Stupa mit dem Uhrzeigersinn, ständig beobachtet von den Augen Buddhas.
An meinem ersten Wochenende beschlossen meine australische Zimmerkollegin und ich, dass wir wandern wollten. Mein Reiseführer sagte, Nagarkot sei dazu ein guter Ausgangspunkt. Man empfahl uns ein Hotel und gab uns einige Tipps. Und so brachen wir am frühen Samstagmorgen auf. Wir ließen uns mit einem Taxi zum Bus nach Bhaktapur bringen. Es gibt zwar auch Touristenbusse überall hin, doch aus rein finanztechnischen Gründen hatten wir uns für den öffentlichen Bus entschieden. Einmal musste man in Bhaktapur den Bus wechseln, also beschlossen wir, den Vormittag dort zu verbringen. Bhaktapur ist eine Museumsstadt. Man kann kaum einen Fuß vor den anderen setzen, ohne ständig neue beeindruckende Holzschnitzereien an den Häusern zu bewundern. Wir hätten noch viel mehr Zeit hier verbringen können, doch der letzte Bus nach Nagarkot fuhr um zwei Uhr mittags. Die einzigen freien Plätze waren vorne auf einer winzigen Bank neben dem Fahrer, wo wir uns zusammen mit zwei Nepalesen drauf quetschten. Der völlig überfüllte Bus fuhr nun den steilen Berg in Serpentinen hoch. In diesem Bus waren wir die einzigen Ausländer, was vor allem die Touristen, die in Luxuslinern den Berg hinunter kamen, äußerst faszinierend fanden. Ich weiß nicht, auf wie vielen chinesischen Urlaubsfotos wir abgebildet sind.
Leider war es so wolkig, dass man den Himalaya kaum sehen konnte. Die Berge um uns herum, alle über 2000 Meter hoch, wurden von den Einheimischen als Hügel bezeichnet.
Am nächsten Morgen stellten wir uns einen Wecker für kurz nach 5 Uhr. Und tatsächlich: Im Sonnenaufgang konnte man die ersten hohen Gipfel sehen! Zum Frühstück lichteten sich dann alle Wolken. Wir waren umgeben von schneebedeckten Gipfeln, die majestätisch gegen die Sonne standen. Ich machte hunderte von Bildern und doch kann nichts diesen Anblick korrekt wiedergeben. Vielleicht war das der Moment, in dem ich mich in dieses Land verliebte. Nach dem Frühstück nahmen wir uns einen Guide und wanderten über einen Grat nach Changu Narayan, durchgehend mit Blick auf die einsamen Gipfel.

Am nächsten Wochenende machten wir einen Ausflug in den Chitwan National Park im Flachland Nepals. Wir wanderten durch den Dschungel, fuhren mit einem Holzkanu durch den Park und machten eine Elefantensafari, wo wir nepalesisches Wild und Panzernashörner sahen. Der Höhepunkt war, als wir mit den Elefanten baden durften. Immer zu zweit saß man auf dem Rücken eines Elefanten, der einen dann abspritzte. Eins der Bilder von mir schickte ich meinem Bruder. Er antwortete: "Auf dem Bild siehst du einfach richtig glücklich aus." Und das war ich wohl auch.
Viel zu schnell ging die letzte Woche um und ich stand wieder vor gepackten Koffern. Ich überredete die anderen Freiwilligen, noch ein letztes Mal mit mir nach Thamel zu fahren, damit ich mir Henna aufmalen lassen konnte. Sie wollten länger bleiben, ich musste zum Flieger, so trennten wir uns auf offener Straße.
Und als ich dann im Flugzeug saß, fiel mir erst auf, wie sehr ich das vermissen würde. Ich hatte neue Welten gesehen, meine Komfortzone verlassen, ganz alleine ein neues Land entdeckt und dieses zu schätzen gelernt. Ich danke all den Leuten, die mir diese Zeit ermöglicht haben. Nepal, ich komme wieder!
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-> zu dem Projekt
Meine Reise ging eigentlich drei Monate vorher los, als ich mich mit meinen Eltern zusammensetzte (nicht wörtlich, ich war an der Uni, sie 600 km weit entfernt zuhause) und besprach, was ich in meinem freien Monat machen wolle. Meine Mutter schlug Freiwilligenarbeit vor. So würde ich die Möglichkeit bekommen, mehr von der Welt zu sehen, denn dieser Drang trieb mich immer weiter aus meiner Komfort-Zone, zuvor ein ganzes Jahr nach Japan. Während also meine Freunde an der Uni ihre Zeit damit verbrachten zu planen, wie sie am besten ihre Zeit zuhause verbrachten, durchsuchte ich das Internet, um möglichst weit weg zu kommen und Neues zu erleben. Ich liebe mein Zuhause, doch wie meine Eltern vor mir will ich mehr sehen, mehr erleben. Kenia oder Nepal?

Schon mit 11 Jahren hatte ich John Kraukauers "In eisige Höhen" verschlungen, nun bot sich mir die Gelegenheit, Nepal und das Dach der Welt mit eigenen Augen zu sehen.
Und so saß ich nun im Flugzeug. Aus dem kleinen Fenster konnte man leider herzlich wenig von den Bergen sehen, ich versuchte es trotzdem - erfolglos- es war dunkel. Im steilsten Landeanflug ging es runter ins Tal, zwischen unsichtbaren Bergen hindurch nach Kathmandu.
Die Visa-Schlange war viel zu lang, ich war müde und hatte Angst. Draußen empfing mich ein Taxifahrer mit einem Schild mit meinem Namen darauf. Also stieg ich ins Taxi. An diesem ersten Abend lernte ich eines: In Nepal gibt es keine Verkehrsordnung. Im Dunkeln ging es über Schlaglöcher vorbei an Straßenhunden durch die Slums. Und ich saß da: Was passiert hier? Bitte, ich will ein Bett!
Dann hielten wir in einer kleinen Wohnsiedlung. Wir seien da. Ich stolperte also aus dem Auto, nahm meine Tasche. Ich wurde von der Gastmutter, empfangen, die mich in mein Zimmer brachte, das ich mir mit einer Australierin teilen sollte. Ein Bett! Und jemand, der Englisch sprach! An viel kann ich mich nicht erinnern, aber wir redeten noch etwas, bevor wir schlafen gingen.
Am nächsten Tag nahm mich eine der anderen Freiwilligen mit zu dem Hospital, in dem ich die nächsten drei Wochen helfen sollte. Da ich erst im dritten Semester Medizin studiere, ist mein Wissen noch nicht so weit gereift. Dennoch hatte ich mich entschlossen, im Krankenhaus zu helfen. Die ersten zwei Wochen ging ich bei einem Anästhesisten mit. Das Krankenhaus, in dem ich arbeitete, war das einzige Kinderkrankenhaus in ganz Nepal. Das hatte zur Folge, dass viele Familien weite Wege zu Fuß auf sich nahmen, damit ihre Kinder versorgt werden konnten. Ich begegnete häufig Kindern aus abgelegenen Winkeln des Landes. In der Zeit in der Anästhesie bekam ich aber nicht viel von den Kindern selbst mit. Der typische Ablauf war der: Ein heulendes Kind wurde reingetragen, die Anästhesisten betäubten es, legten einen Zugang und einen Tubus zur Beatmung, dann ging die Operation los.
Nepal gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Das zeichnete sich auch in den Krankheitsbildern ab. Mitunter die häufigste Operation, die durchgeführt wurde, war eine Hauttransplantation, um Brandwunden zu behandeln. In ärmeren Familien wird noch mit offenem Feuer gekocht und so ziehen sich etliche Kinder Brandverletzungen zu. Am beeindruckendsten fand ich hier einen ca. 6-jährigen Jungen, der nur zum Fäden ziehen da war. Der ganze Körper war mit Brandnarben bedeckt und als ich nachfragte, sagte man mir, 70% seiner Körperoberfläche seien verbrannt gewesen. Und da saß dieses Kind nun, quietschfidel. Die Tapferkeit des kleinen Jungen ist hierzulande kaum zu finden. Da fragt man sich, wie verwöhnt man eigentlich ist als Kind einer Industrienation.
Das meiste Equipment aus dem OP stammte aus Japan. Veraltet, aber doch noch betriebsfähig. Hier galten nicht die gleichen Hygienevorschriften wie in Deutschland und man konnte den Saal verlassen und betreten, wann immer man wollte.
Oft mangelte es auch an Equipment. So musste zur Entfernung von Nierensteinen der Retroperitonealraum (Flanke) geöffnet werden, was in Deutschland undenkbar wäre, nur wegen Nierensteinen einen Menschen aufzuschneiden. Dafür gibt es hier moderne Medizin.

Die folgende Woche ging ich bei einem Team mit, das die Kinder am Bett versorgte. Mit am verbreitetsten waren hier Lungenbeschwerden. Kathmandu liegt in einem Talkessel und die Autos sind noch weit von unseren Standards entfernt. So liegt die Stadt also im Dauer-Smog, der aggressiv die Lungen und Atemwege angreift. Ich bin ein großer Feind davon, Mundschutz in der Öffentlichkeit zu tragen aber hier ging es kaum anders.
Da ich kein Nepali sprach blieb mir nichts anderes übrig, als selbst herauszufinden, was den Kindern fehlte. Zum Glück stand die Anamnese auf Englisch in den Krankenakten. Ich freundete mich mit zwei Assistenzärztinnen an, die mir dann auch mal ein paar Krankheitsbilder erklärten, wenn sie Zeit hatten. Da viele der Ärzte nachmittags in privaten Krankenhäusern arbeiteten, hatte ich meist gegen 14 Uhr Feierabend. Ich verstand mich gut mit den anderen Freiwilligen im Krankenhaus und ging zwei Nachmittage mit ihnen auf die Onkologische Station, um dort mit den Kindern zu spielen. Zwar verstanden sie kein Englisch, aber mit Kindern ist das nie das große Problem. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns. Die Kinder wollten uns kaum gehen lassen. Ich malte Bilder aus, spielte mit Luftballons und Seifenblasen und war der Held der kleinen Patienten.

Die übrigen Nachmittage nutzte ich für einige Solo-Sightseeing-Trips. Es ist faszinierend, wie man sich an neue Situationen gewöhnt. In Deutschland steige ich nicht freiwillig in ein Taxi, eher noch laufe ich nachts heim. Hier aber ließ ich mich, als weißes, blondes Mädchen trotz einiger Warnungen von Nepal-erfahrenen Freunden alleine durch Kathmandu gondeln. Oft kam ich in Diskussionen, da die Fahrer meinten, dass Ausländer mehr bezahlen müssten. Doch irgendwie ging alles gut. Die Nepalesen sind meist freundlich. Ich weiß nicht, wie oft ich in Thamel, dem Touristenviertel war. Meinen Koffer, der auf dem Hinflug halb leer war, habe ich auf dem Rückflug nur mit Mühe zu gekriegt. Das Kathmandu-Tal beherbergt 7 Weltkulturerbestätten. Ich bin stolz zu sagen, dass ich alle besucht habe. In Kathmandu selbst hatte ich meinen Lieblingsort gefunden: Bouddhanath, ein buddhistischer Stupa. Hier wehten den ganzen Tag tibetische Gebetsflaggen, das Om mani padme hum spielte aus verborgenen Lautsprechern und man umrundete den Stupa mit dem Uhrzeigersinn, ständig beobachtet von den Augen Buddhas.

Leider war es so wolkig, dass man den Himalaya kaum sehen konnte. Die Berge um uns herum, alle über 2000 Meter hoch, wurden von den Einheimischen als Hügel bezeichnet.
Am nächsten Morgen stellten wir uns einen Wecker für kurz nach 5 Uhr. Und tatsächlich: Im Sonnenaufgang konnte man die ersten hohen Gipfel sehen! Zum Frühstück lichteten sich dann alle Wolken. Wir waren umgeben von schneebedeckten Gipfeln, die majestätisch gegen die Sonne standen. Ich machte hunderte von Bildern und doch kann nichts diesen Anblick korrekt wiedergeben. Vielleicht war das der Moment, in dem ich mich in dieses Land verliebte. Nach dem Frühstück nahmen wir uns einen Guide und wanderten über einen Grat nach Changu Narayan, durchgehend mit Blick auf die einsamen Gipfel.

Am nächsten Wochenende machten wir einen Ausflug in den Chitwan National Park im Flachland Nepals. Wir wanderten durch den Dschungel, fuhren mit einem Holzkanu durch den Park und machten eine Elefantensafari, wo wir nepalesisches Wild und Panzernashörner sahen. Der Höhepunkt war, als wir mit den Elefanten baden durften. Immer zu zweit saß man auf dem Rücken eines Elefanten, der einen dann abspritzte. Eins der Bilder von mir schickte ich meinem Bruder. Er antwortete: "Auf dem Bild siehst du einfach richtig glücklich aus." Und das war ich wohl auch.
Viel zu schnell ging die letzte Woche um und ich stand wieder vor gepackten Koffern. Ich überredete die anderen Freiwilligen, noch ein letztes Mal mit mir nach Thamel zu fahren, damit ich mir Henna aufmalen lassen konnte. Sie wollten länger bleiben, ich musste zum Flieger, so trennten wir uns auf offener Straße.
Und als ich dann im Flugzeug saß, fiel mir erst auf, wie sehr ich das vermissen würde. Ich hatte neue Welten gesehen, meine Komfortzone verlassen, ganz alleine ein neues Land entdeckt und dieses zu schätzen gelernt. Ich danke all den Leuten, die mir diese Zeit ermöglicht haben. Nepal, ich komme wieder!
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