Erfahrungsbericht Nepal

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Land
Nepal
Träger
VoluNation
Freiwillige/r
Laura F

Schule und Waisenhaus in Nepal

Nach meinem Abitur wollte die ich drei Monate bis zum Studienbeginn unbedingt sinnvoll nutzen und ins Ausland gehen. Weil ich auch etwas für andere Menschen machen wollte, hab ich mich dazu entschieden, nach einem Au-Pair-Job oder einer Freiwilligenarbeit zu suchen. Recht bald hab ich aber festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, etwas für 17-Jährige zu finden. Au Pair ist also ausgefallen und auch für die Freiwilligenarbeit muss man oft schon volljährig sein. Als ich die Suche fast aufgegeben hatte, habe ich zufällig von Projekten ab 17 gelesen, die auch für einen kürzeren Zeitraum möglich sind. Meine Entscheidung fiel sofort auf Nepal.

Fest entschlossen und voller Vorfreude hab ich meinen Flug gebucht und bald ging es los. Am Flughafen in Kathmandu hab ich gleich meinen Namen auf einem Schild entdeckt und schneller als ich schauen konnte, saß ich im Taxi zu meiner Unterkunft. Dort hat mich der älteste Junge der acht Kinder gleich empfangen und mir meinen großen Rucksack in ein Dreibettzimmer gebracht. Da am Samstag die meisten Freiwilligen unterwegs sind, um etwas von der Umgebung zu sehen, war das ganze Haus recht still. Ich war gar nicht müde, was mich nach dieser langen Anreise zwar etwas wunderte, aber echt praktisch war, denn so konnte ich mich gleich mit zwei anderen Freiwilligen unterhalten, die auf der Treppe vor dem Haus saßen und gerade ein Eis aßen. Sie erzählten mir schon mal, wie alles abläuft und wir unterhielten uns ganz nett.

Am Montag ging es los und ich arbeitete an einer staatlichen Schule. Das war meine Aufgabe während der ersten drei Wochen. Vormittags unterrichtete ich Englisch in einer Kindergarten-Gruppe. Da die Kinder recht klein waren und noch überhaupt nicht gut Englisch konnten, war es manchmal etwas anstrengend, da ich das, was die Kinder mir versucht haben auf Nepali zu erzählen, leider oft nicht verstanden habe. Trotzdem hat es großen Spaß gemacht, den Kindern das englische Alphabet und ein paar einfache Wörter wie Namen von Tieren, Pflanzen, Obst oder Gemüse beizubringen. Oft habe ich versucht, die Begriffe an die Tafel zu schreiben und ein Bild daneben zu malen, damit sich die Kinder etwas unter dem Wort vorstellen können und genau wissen, was gemeint ist. Manchmal hatte ich zur Unterstützung auch noch eine Lehrerin. Sie war aber nicht immer da. Teilweise hatten die Schülerinnen und Schüler andere Fächer wie Mathematik oder „dancing class“. Da konnte ich dann nur zuschauen. Mathematik war für mich nicht so interessant, da mit nepalesischen Zahlen gerechnet wurde und ich daher wenig verstand. „Dancing class“, was man sich so ähnlich vorstellen kann wie unseren Sportunterricht, war dagegen recht lustig. Die Kinder liebten dieses Fach und mir hat es großen Spaß gemacht, die Kinder so glücklich rumspringen zu sehen.

Nach dem Unterricht in der Schule bekam ich in dem Haus, in dem ich auch gewohnt hab, etwas zu Essen. Das waren meistens Reis, Daal und Kartoffeln. Anschließend war ich dann in dem Haus beschäftigt, in dem ich gewohnt habe. Den Kindern hab ich nachmittags bei ihren Hausaufgaben geholfen oder mit ihnen zusammen gespielt.

Nach dem Abendessen haben wir Freiwillige uns untereinander noch ein wenig unterhalten und uns dadurch besser kennen gelernt. Das war auch eine besonders tolle Erfahrung. Jetzt kenne ich Leute aus vielen verschiedenen Ländern, wie England, Taiwan, Holland, Amerika, Malaysia, Frankreich, Spanien, Dänemark etc. Schade war nur, dass die meisten Freiwilligen nur ungefähr drei Wochen geblieben sind, so konnten wir uns nur oberflächlich kennen lernen. Positiv daran ist natürlich, dass ich dadurch noch mehr verschiedene Leute kennen lernte.

Kinderbetreuung im Waisenhaus

In den nächsten zwei Wochen meines Nepalaufenthalts arbeitete ich in einem Waisenhaus mit 37 Kindern. Wir gingen morgens schon früh hin, machten die Kinder schulfertig, zogen ihnen ihre Schuluniformen an und brachten sie zur Schule. Nachmittags um halb vier holten wir die Kinder wieder von der Schule ab, brachten sie zurück zum Waisenhaus und spielten dort mit ihnen. Ich hatte relativ viele Stifte, Mandalas und kleine Spiele von zu Hause dabei, die ich nach und nach mitgebracht habe. So hatten wir eigentlich immer Programm und die Nachmittage wurden nie langweilig.

Wir Freiwillige versuchten auch, Regeln aufzustellen. Wir vereinbarten zum Beispiel, dass eine kleine Gruppe von Kindern jeden Tag das Klo putzt, jedes Kind sich vor dem Essen die Hände wäscht, nach dem Essen seinen Teller abwäscht sowie die Zähne putzt, keinen Müll auf den Boden wirft etc. Das hat auch recht gut funktioniert. Außerdem räumten wir gemeinsam mit den Kindern ein bisschen auf. Manche Nachmittage nutzten wir auch dazu, um Wäsche zu waschen oder die Kinder zu duschen.

In den letzten drei Wochen meines achtwöchigen Freiwilligendienstes war ich vormittags und nachmittags an einer Privatschule und unterrichtete Englisch. Ich hatte jeden Tag mehrere verschiedene Klassen und habe praktisch den Unterricht von einer Lehrerin übernommen. Sehr angenehm war, dass diese Lehrerin trotzdem die ganze Zeit dabei war und mich unterstützte. Der Direktor der Schule hatte mich gebeten, ein besonderes Augenmerk auf die Aussprache zu legen. Besonders toll fand ich, dass auch die Lehrerinnen wirklich gewillt waren, ihr Englisch zu verbessern. Sie setzten sich oft mit in die Klasse und machten bei den Übungen mit. Der Direktor bedankte sich mehrmals für meine Hilfe und betonte noch einmal, dass auch die Lehrerinnen viel von uns Freiwilligen lernen könnten, da unser Englisch besser sei als ihres.

Gearbeitet hab ich immer von Montag bis Freitag. An den Wochenenden suchte ich mir andere Freiwillige, die etwas gemeinsam mit mir unternehmen wollten. Wir schauten uns zuerst die ganzen Sehenswürdigkeiten wie Tempel und Stupas in und um Kathmandu an. Dann machten wir dreitägige Wochenendausflüge beispielsweise nach Pokhara oder Chitwan. Besonders der Chitwan-Nationalpark war ein wahnsinnig tolles Erlebnis. Die Landschaft war super und wir sahen bei unserem Dschungelspaziergang viele spannende Tiere und Pflanzen. Die Landschaft mit den vielen Reisfeldern und Bergen, an denen wir vorbeikamen, war atemberaubend.

Durch die vielen Gespräche mit den anderen Freiwilligen aus allen möglichen Ländern der Welt konnte ich meine Englischkenntnisse verbessern. Außerdem bin ich durch diese Auslandserfahrung wahrscheinlich auch selbstständiger geworden und hab viele nette neue Freunde kennen gelernt. Hinzu kommt noch, dass ich vorher noch nie in Asien war. Ich bin zwar schon immer recht viel gereist, aber eben immer nur innerhalb Europa. Das ist etwas ganz anderes. So eine asiatische Großstadt wie Kathmandu ist viel belebter. Außerdem habe ich gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass alles so geregelt abläuft wie bei uns in Deutschland. In Nepal leben sehr viele arme Menschen. Man merkt erst einmal, wie es in einem Entwicklungsland aussieht. Dadurch lernt man unseren deutschen Wohlstand und Luxus zu schätzen und kommt mit einer völlig neuen Sichtweise in sein Heimatland zurück.

Wenn ich den nächsten Freiwilligen einen Tipp geben könnte, würde ich sagen: Sammelt vor eurem Aufenthalt alle möglichen Werbegeschenke, die ihr bekommen könnt! Die Kinder dort freuen sich über jede Kleinigkeit und für euch ist es nicht schwer, durch die Stadt zu schlendern und in ein paar Banken, Apotheken und anderen Geschäften nach Werbegeschenken zu fragen. Kuscheltiere, Seifenblasen, Buntstifte und Mandalas kommen einfach wahnsinnig gut an. Für so weite Reisen hat man ja oft ein Freigepäck von 30 Kilogramm. Die sollte man nutzen, um den Kindern dort kleine Geschenke mitzubringen.


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