Erfahrungsbericht Irland

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Land
Irland
Träger
EIRENE International 
Freiwillige/r
anonym

L'Arche Dublin


Mehr Infos bekommst du auf der Homepage von Bernward Ebner
www.bernward-ebner.de

Rundbrief - Mai 2005


Liebe Unterstützer, liebe Familie, liebe Freunde!

Nun endlich komme ich dazu meinen ersten Rundbrief zu schreiben. Ich versuch euch ein wenig von meinem Aufenthalt und meiner Arbeit hier zu erzählen.

Einführung


Ich leiste hier meinen "Anderen Dienst im Ausland" ab, welcher ein Alternativdienst zum Zivildienst ist. Der "ADiA" ist eine Möglichkeit seinen Zivildienst im Ausland abzuleisten. Im Grunde gibt es nur ein paar mehr Hürden zu überwinden und rechtlich wird man schlechter gestellt als ein Zivildienst Leistender in Deutschland. Man wird auch nicht vom Staat mit Geld eingedeckt, wie meine trinkenden Altersgenossen in den Kasernen. Auf die Idee, meinen Zivildienst im Ausland machen zu können, bin ich durch einen Bekannten gekommen, der seinen Dienst in Südafrika abgeleistet hat. Ich wurde neugierig und hab mich beim Bundesamt für Zivildienst erkundigt. Es hieß, ich müsse eine Trägerorganisation finden, die mich ins Ausland schicken würde. Ja, und nach ein wenig im Internet stöbern und einigem Schriftverkehr, bin ich auf EIRENE- Internationaler christlicher Friedensdienst e. V. gekommen. Nach einem Infoseminar im Januar '04 in Stuttgart nahm das Ganze langsam Form an. Meine Mutter hingegen sah die ganze Sache mit einem skeptischen Auge, da sie Angst hatte ich könnte in die Fänge einer Sekte geraten. Das "christlich" und die Tatsache, dass ich für meinen FREIWILLIGEN Dienst auch noch monatlich Unterstützerspenden von 200 Euro sammeln musste, war ihr und auch so manch anderen in meiner Familie nicht ganz geheuer. Klingt auch nicht ganz normal. Freiwillig für ein wenig Taschengeld zu arbeiten ist ja OK, aber für seine Arbeitskraft auch noch zu zahlen. Spinnst du?! (An dieser Stelle: EIRENE ist definitiv keine Sekte, sondern eine Hilfsorganisation, die sowohl evangelisch als auch römisch-katholisch angehaucht ist und sich auf diesen Grundsätzen definiert und weltweit tatkräftig hilft. Hauptsächlich in der Vermittlung und Unterstützung von Freiwilligen.) Ich bin ehrlich gesagt des Öfteren in Erklärungsnot geraten. Aber mit den Unterstützungsspenden ist das so, dass soziale Hilfsprojekte oft schwer in Geldnöten stecken und so auf finanzielle Unterstützung dringend angewiesen sind. Um für einen Freiwilligen Unterkunft, Kost und Taschengeld aufbringen zu können, fehlt vielen Projekten das Geld. In meinem Projekt ist das nicht der Fall, aber in Projekten weltweit, wo meine EIRENE - Kollegen arbeiten, ist das schon anders. Um auch in diesen Projekten arbeiten zu können und Freiwilligen die Möglichkeiten zu geben, dort zu helfen, wurde das Prinzip der Solidarität und des Unterstützerkreises ins Leben gerufen. So bringen alle Freiwilligen und deren Unterstützerkreis gemeinsam für jeden Monat 200 Euro (* 13 Monate = 2.600 Euro) auf. Projekte in Rumänien, den USA und Nordirland werden so möglich gemacht. Dort dreht sich meist alles um die Hilfe für Obdachlose und Arme. In Belfast arbeiten Projekte mit Hilfe von internationalen Freiwilligen, um Schritt für Schritt den Konflikt beizulegen. Meine/Ihr Unterstützer helfen/helft so nicht nur mir sondern auch sekundär anderen Projekten. DANKESCHÖN!

Schritt für Schritt


Nachdem ich meine Ausbildung beim Finanzamt (Ja, ja ich weiß...) abgeschlossen habe, musste ich nur noch ein anerkannter Kriegsdienstverweigerer werden. Und da ging es schon los mit dem Stress: Man glaubt es kaum, aber wenn man freiwillig um eine Musterung bittet, die notwendig ist, um verweigern zu können, musste ich erst mal betteln und flehen (sogar auf mein Recht auf Musterung anspielen) um einen Termin zu bekommen. Scheinbar ist es ihnen lieber wenn sie dich holen, als sich um jemanden zu kümmern, der sich freiwillig zur Musterung meldet. Unter dem Motto: "Irgendetwas stimmt mit dem nicht?" Letztendlich, nach einigem hin und her, hat dann aber doch alles geklappt. Ich konnte mich endlich richtig bei EIRENE bewerben und wurde im September zum Bewerberauswahltreffen in die Geschäftsstelle nach Neuwied (Nahe Köln) eingeladen. Zwei Wochen später wurde mir eine Stelle im Projekt "L'Arche Dublin" angeboten, die ich natürlich sofort angenommen habe. Im November brach ich dann zu einem einwöchigen Projektbesuch auf, um auch genau zu wissen auf was ich mich da wirklich einlasse (*lach*). Ich ließ mir das Ganze nochmal Stück für Stück durch den Kopf gehen und war mir anschließend absolut sicher: "Das will ich machen!" Nun musste ich mich wiederum um die Bewerbung bei L'Arche selbst kümmern. Ich möchte mich hier nochmals bei meinen drei Reference-Schreibern bedanken! DANKE! Weiter gings dann wiederum mit ziemlich stressigen und nervenaufreibenden Briefwechsel mit allem und jedem, bekam ich dann endlich zum 29. Dezember 2004 (!!!) grünes Licht, um ab dem 01.01.2005 meinen Dienst in Dublin ableisten zu können und nach Ende meines "ADiA" wieder beim Vater Staat weiterarbeiten zu können. Man muss sich ja auch um seine Zukunft kümmern, oder? Bin mächtig froh, dass alles so gut geklappt und bis auf ein paar Tiefschläge alles in Ordnung ging.

Und ab die Post...


Im Januar 2005 war ich noch auf einem zweiwöchigen Ausreiseseminar von EIRENE, ehe ich dann meine Koffer gepackt habe und am 25.01.2005 in Dublin Airport landete.

Ich bin jetzt genau seit 3 Monaten und 14 Tagen hier. Auf diese Zeit zurück zu blicken und darüber zu schreiben ist gar nicht so einfach. Für jemanden, der gewohnt ist, einen festen Zeitplan zu haben und größtenteils zu wissen, was der morgige Arbeitstag wieder bringen würde, ist mein neuer Wirkungskreis eine totale Umstellung gewesen. In einem Büro zu arbeiten ist einfach ganz was anderes als mit Menschen in einer sozialen Einrichtung. Hier kommt der Tag wie er kommt und bis auf ein paar feste Zeiten, wie Frühstück oder Abendessen ändert sich ein Tagesplan oft mehrmals innerhalb kurzer Zeit. Hab mich inzwischen schon daran gewöhnt, aber durch diesen unregelmäßigen Tagesablauf - und jetzt kommt das auf was ich eigentlich hinaus will -vergisst man schnell was vor ein paar Tagen noch passiert ist. Hoff ich bekomm die interessantesten Dinge noch zusammen.

Was ist L'Arche und wie sieht meine Arbeit aus?


Also nun komm ich endlich zum Kernstück meines Rundbriefes und einige von euch sind wahrscheinlich auch gleich hier gesprungen, um mit dem Lesen anzufangen.
Die L'Arche-Gemeinschaft wurde von einem Kanadier namens Jean Vanier ins Leben gerufen und basiert im Grunde auf dem Gedanken, dass Menschen mit geistiger Behinderung und Menschen ohne Behinderung in einer familienähnlichen Gemeinschaft zusammen leben, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen und helfen. Inzwischen gibt es 138 L'Arche - Gemeinschaften in rund 80 Ländern. Hier in Irland gibt es Archen in Kilkenny, Cork, Belfast und Dublin. Unsere L'Arche in Dublin existiert seit November 1993 und in der Konstellation mit den beiden Häusern "Seolta" und "Leoithne" in Nord-Dublin, wie ich hier alles kenne, seit 1999. Unsere L'Arche besteht aus zwei (Apartment-) Häusern. In beiden Häusern leben jeweils vier core-members (wie die Behinderten hier genannt werden) und fünf Assistenten unter einem Dach. Unsere beiden Häusern liegen nur ein paar Fußminuten voneinander entfernt. So ist es kein großes Problem sich gegenseitig zu besuchen und etwas gemeinsam zu unternehmen. Im Augenblick habe ich Kollegen/innen aus Amerika, Polen, Litauen, Deutschland, Südafrika und Nepal. Ich habe viele neue Freunde gefunden, das Team ist toll und so macht die Arbeit Spaß.

Da zwei weibliche und zwei männliche core-members mit uns hier wohnen und wir bei den "Routines" (Anziehen, Duschen, ...) nur dem eigenen Geschlecht helfen dürfen, sind wir zwei männliche Assistenten und können uns abwechseln. Wobei man aber doch immer mal wieder durch Urlaub oder Retreats/Seminare des Kollegen eine Woche allein ist.
Der Tag startet an Werktagen um 7 Uhr morgens (und hier muss ich nicht erst knapp 2 Stunden in die Arbeit pendeln, sondern muss nur mein Zimmer verlassen) mit dem Aufwecken. Während sich die beiden dann (alleine) anziehen, gehe ich in die Küche, decke den Tisch und bereite das Frühstück für alle vor. Da beide Rollstuhlfahrer sind helfe ich dann noch beim Socken und Schuhe anziehen. Außerdem helfe ich ihnen beim Zähne putzen, rasieren und solchen Sachen. Um 8 Uhr sitzen wir dann alle gemeinsam am Frühstückstisch zusammen und nach einem gemeinsamen Morgengebet wird dann der Tag besprochen, was zu tun ist, was alles so anfallen wird und wann wer frei hat. Tagsüber ist Putzen, Waschen und Kochen angesagt. Eigentlich könnte man sagen, wir spielen alle zusammen Mütter, denn wir wissen, sehen und merken auch alles, was im Haus vor sich geht *g* und wir kümmern uns um alles. Wir arbeiten eine 6-Tage-Woche und da wir auch abends arbeiten, haben wir 3 Stunden tagsüber frei. Meistens fällt dies auf die Zeit von 12 bis 15 Uhr. Ich schwing mich dann oft auf mein Rad und radl ins City Center. Einen Tag und den vorhergehenden Abend hat man pro Woche frei. Bei mir ist das glücklicherweise Freitag und so kann ich mit den anderen am Freitag weggehen.
Am Wochenende schlafen wir glücklicherweise erst mal aus. Am Nachmittag unternehmen wir meist was gemeinsam und verbringen den Tag mit einem Ausflug. Wir wohnen ja gerade mal zwei Gehminuten vom schönen weiten Meer entfernt und es sind nur ein paar Autominuten nach Howth. Ein schöner kleiner Ortsteil am Meer mit Fischerhafen und wunderschönen Klippen. Das Panorama ist absolut traumhaft und vom Leuchtturm sieht man den Ozean in voller Pracht. Am Sonntag ist normalerweise eine Segelregatta zu bewundern. Hiernach gehts dann noch auf eine Tasse Tee und auf eine Kugel Eis ins Café oder auf ein Guinness ins Pub.

Über Ostern waren wir mit beiden Häusern in Galway. Eine nette Stadt im mittleren Westen der Insel. Das Haus war schön rollstuhlgerecht gebaut, was sonst meist noch in Irland vermisst wird. Die Anreise teilte sich, die Meisten sind mit unseren beiden Autobussen gefahren, während wir zu viert (zwei Core member und zwei Assistenten) mit dem Zug fuhren. Was nicht so einfach war, weil die nicht annähernd so rollstuhlgerecht gebaut und ausgestattet sind, wie bei uns in Deutschland. Als wir aber in Galway angekommen sind, waren es wunderbare Tage. Mit den Autos haben wir viele Ausflüge gemacht und z. B. auch bei den Cliffs of Moher (meinen persönlichen Höhepunkt des Urlaubs) halt gemacht. An diesem Tag war das Wetter herrlich und keine Spur von Wolken oder Regenschauern. Wir konnten den Blick Richtung Amerika frei schweifen lassen und ich glaub ich konnte sogar die Freiheitsstatue sehen -ganz, ganz, ganz klein natürlich- Nachdem Ostern vorbei war, hatte uns Dublin wieder und schon ging es wieder in den lieben Alltag hinein.

Mir gefällt meine Arbeit hier sehr gut und es ist immer wieder schön zu sehen, wenn alle glücklich und wohl versorgt morgens das Haus verlassen, um ihre Workshops zu besuchen. Zurück sind dann alle wieder gegen 15-16 Uhr und nach einer gemeinsamen Tasse Tee wird gekocht und den Tisch gedeckt. Alltägliches eben ... Es ist zwar nicht immer leicht und es geht mit der Psyche auch immer mal wieder auf und ab, aber man lebt sich ein. In den vergangenen Tagen sind alle unsere core-members wieder gut drauf und das war leider nicht immer der Fall. So lebt es sich schön ...

Cork - Europäische Kulturhauptstadt 2005



Mitte März war ich schon auf einen Zwischenseminar von EIRENE in Cork. OK. Für mich als Neuling war es nicht wirklich ein ZWISCHENseminar, aber für alle anderen EIRENE-Irland-Freiwilligen schon. Die Anderen, die von der ganzen Insel ihre Projekte für eine Woche verlassen hatten, sind schon seit Juli / September 2004 auf der Insel. Wir haben die Woche zusammen verbracht und uns dabei über unsere Projekte, Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht. Gemeinsam haben wir viele Ausflüge gemacht, u. a. eine Führung in der JAMESON Whiskey-Destillerie und mit einem alten roten VW-Bus (den einer der Belfast-Freiwilligen mit hatte) durch die bergige "Ring of Kerry"-Landschaft gekurvt. Wir verbrachten St. Patrick's Day (den irischen Nationalfeiertag schlechthin) in Cork und haben uns auch die Parade angesehen. Wobei diese aber eher an einen Faschingszug erinnert hat, aber ohne Alkohol, denn dieser ist in Irlands Öffentlichkeit verboten. Abends ging es dann noch auf eine gemütliche Pub-Tour durch die Innenstadt, wobei es die vielen typisch bunten und liebevoll gestrichenen Eingangstüren und Häuser zu bewundern gab.

Mein Dublin ...


Wenn ich euch jetzt erzähle, dass Dublin die Hauptstadt der Republik Irland ist, verrate ich wohl kein Geheimnis. Was vielleicht noch nicht ganz so bekannt ist, kommt jetzt.
Irland entspricht in etwa der Größe Bayerns und durch den "Celtic Tiger" wurde Irland in den letzten 4 bis 6 Jahren zum Wirtschaftswunder Europas. Wobei sich das aber alles größtenteils in der 1,2 Millionen Stadt Dublin bemerkbar macht. Jeder vierte Ire ist Einwohner Dublins und diese sind jung; gut die Hälfte der Dubliner sind unter 30. Vier bis fünf Kinder sind für Iren noch keine Großfamilie, wie man sie in Deutschland schon betiteln würde. Der Arbeitsmarkt ist ausgeglichen und die Stadt wächst und wächst. Da dieser neue Wohlstand sich erst vor ein paar Jahren entwickelt hat, gibt es noch keine U-Bahnnetze, aber das Bussystem macht das ziemlich gut weg. Um in die Innenstadt zu kommen, muss man eigentlich nur an einer der an allen 100 m vorhandenen Bushaltestellen warten. Maximal sind das 20 min, denn man hat in Dublin nur die Info, wann der Bus bei der ersten Haltestelle wegfährt und muss sich dann die Zeit bis zu seiner Haltestelle Pi mal Daumen selbst ausrechnen. Seit letztem Jahr gibt es eine schöne Straßenbahn und für alle Pendler gibt es die DART in die Innenstadt, welche wohl mit dem deutschen S-Bahnen vergleichbar ist. Das Problem Dublins ist, laut meinem Friseur (Ja, ich weiß, aber wo soll man den sonst über die Probleme der Welt reden?), dass das Stadtzentrum viel zu klein ist und sich so alles auf zwei Straßenzüge fixiert. Die Immobilienpreise sind z. B., wie ich gelesen habe, in den letzten 8 Jahren um 400 % gestiegen. Kein durchschnittlicher Ire kann sich noch ein Grundstück/Haus/Wohnung in Dublin leisten bzw. zahlt bis zu seinem letzten Lebensstündchen die Hypothek ab. Durch das Wirtschaftswunder sind auch die Lebenshaltungskosten in die Höhe geschnellt. Lebensmittel, sonstige Alltagsgüter und Weggehen oder nur eine Tasse Kaffee im Café/ein Pint Guinness im Pub sind zwischen 25 - 50 % teurer als bei uns in Deutschland. Der Großteil der Nahrungsmittel ist importiert. Ein wöchentlicher Einkauf ist so jedes Mal ein kostspieliges Ereignis. Man lernt zu schätzen, wie billig wir eigentlich in Deutschland leben können. Durch die Präsenz von deutschen Discountern, wie Lidl und Aldi wird der Preis ein wenig gedrückt. Dadurch, dass wir oft zum Lidl einkaufen gehen, findet man auch in unserem Kühlschrank zur Hälfte deutsche Produkte. Für Haribo Gummibärchen (und das sind mit Abstand die Besten hier) zahlt man das Dreifache, für ein Pint in einem der unzähligen Pubs in Dublin zahlt man zwischen 3,20 Euro bis 4,80 Euro. Durch das Rauchverbot ist nicht nur in den Pubs, sondern auch noch um die Pubs herum viel los. Man findet wohl die ganze Woche zwischen 10 h morgens und 1 h nachts kein Pub, vor dem nicht irgendjemand raucht. Und da geht es schon weiter, es rauchen so viele Leute, obwohl hier der durchschnittliche Zigarettenpreis bei 6, 20 Euro liegt.

Auch die Kriminalitätsrate ist ziemlich hoch und der Versuch, das Problem zu lösen spiegelt sich in unzähligen Überwachungskameras wieder. Überall wo man steht, sitzt oder geht ist irgendwo eine Kamera zu sehn. Wachmänner sind nicht nur vor Banken, sondern auch vor Apotheken, Supermärkten und in vielen Läden in der Innenstadt anzutreffen. Artikel von Überfällen auf Pubs oder auf Geldtransporter sind keine Seltenheit und auch Statistiken über Taschendiebstähle, Sach- und Körperverletzungen liest man des öfteren. Wöchentlich wird jemand dabei angeschossen oder umgebracht. Vor ein paar Wochen wurde einer in Temple Bar (der Ortsteil voller Pubs und Clubs) abends in einem vollen Pub einfach erschossen. Normalerweise hört man von so Extremen nur aus Belfast, aber es hat auch geheißen, dass es sich beim Mörder um einen "ehemaligen" IRA-Paten gehandelt haben soll. Andererseits wird hier auch viel einfach den Nordiren in die Schuhe geschoben. Als letztens ein vollbeladener Geldtransporter ausgeraubt wurde, hieß es in der Zeitung: "Erneuerter Raubüberfall auf Geldtransporter - Welcher wird der Nächste sein?".

Zum Wetter ...


Jetzt mal wieder was ganz was anderes. Es wird den ganzen Tag weltweit soviel über das Wetter geredet, dass ich natürlich auch ein paar Worte zu diesem Thema verlieren sollte.
Als ich losflog Ende Januar gings bei uns in Bayern schneemäßig gerade los und durch das Schneechaos startete mein Flug in München mit 90-minütiger Verspätung. In Dublin schließlich war es die folgenden Tage und Wochen angenehm warm und sonnig. Als ich im Februar die ersten E-Mails über die Unmengen Neuschnee in Bayern bekam, waren wir noch mit kurzer Hose draußen Fußballspielen. Erst Anfang März wurde es regnerischer und kälter. Es hat sogar geschneit! Hier in Dublin. An sich ja nichts besonderes, aber wenn man bedenkt, dass in vielen Reiseführern, Irland als absolut schneefrei gepriesen wird, macht das schon was her, wenn man sagen kann: "Ich war in Dublin, als der Schnee über eine halbe Stunde liegen blieb."
Ansonsten spielt uns das Meer das Wetter zu, wie es gerade lustig ist. Seitdem ich hier bin hab ich mir noch nicht einmal den Wetterbericht reingezogen (Gut, ich hab mir auch in Deutschland den Wetterbericht nicht öfters bzw. bewusst angetan.), aber hier hat Wetterbericht eigentlich gar keinen Sinn. Das Wörtchen "wechselhaft" beschreibt jeden Tag perfekt. Wetterabläufe, wie es in Bayern in einer Woche gibt, sind bei uns nicht selten alle an einem Tag. Also ich mein den Wechsel zwischen strahlenden Sonnenschein, nieseln, Windböen, Schauern, Hagel (auch das gab es manchmal), stärkerem Regen, wieder Sonnenschein und so fort. Es heißt, es regnet bei uns in Irland die ganze Zeit, aber so kann man das nicht stehen lassen. Denn was wir in Deutschland unter Regen verstehen (Ich hoff, ich kann das so sagen), ist doch eher ein kalter verregneter Tag. Es regnet eigentlich täglich, aber nur ganz selten so, wie wir es von Deutschland kennen. Wenn es regnet, muss das nicht gleich heißen, dass es kalt sein muss oder dass es in 5 min nicht wieder strahlenden Sonneschein sein kann. Die schönste Tageszeit, zumindest wettermäßig, ist normalerweise zwischen 11 h und 14 h.
Im Augenblick bricht der Wonnemonat Mai an und das heißt hier für uns, die schönste Jahreszeit!

Urlaub hatte ich natürlich auch ein klein wenig ...


Zu guter Letzt möchte ich noch ein klein wenig von meinem Urlaub zu Hause schreiben. Es war eigentlich noch gar kein richtiger Urlaub, denn ich hab mein freies Wochenende vom März und vom April zusammengeworfen, um mal wieder in die Heimat zu düsen. Es war schön, mal wieder meine Familie und alle meine Freunde zu sehen. Allerdings hatte ich nicht angenommen, dass eine Woche so kurz sein kann. Ich konnte nicht annähernd alle besuchen, die ich wollte. Und schon war auch wieder Montag und ab ins Flugzeug Richtung Irland. Ein Resümee, was ich auf jeden Fall von nach dieser Woche ziehen kann ist, dass ich im Moment hier nach Irland, hier nach Dublin gehöre. Ich war froh, dass ich so gern wieder zurückgekehrt bin. Ich fühle mich wohl hier und ihr meistert es in Deutschland auch ohne mich.
Meinen ersten richtigen Urlaub werde ich nächste Woche haben und mit meinem Zelt, Schlafsack und meiner Isomatte Richtung Norden ziehen. Ziel: Sligo und Donnegal. Wie das sein wird, werde ich euch spätestens in meinem nächsten Rundbrief schreiben. Ach ja, zu Pfingsten sind dann meine ersten Gäste im Land und auf die freue ich mich unheimlich.

So, ein paar Seiten und Stunden später ist mein erster Rundbrief nun zu Ende. Ich hoff, er hat euch gefallen und war nicht zu lang. Ich würde mich freuen, wenn ihr ihn auch den Leuten weiterreichen würdet, die vielleicht auch Interesse haben könnten, ihn zu lesen.

Liebe, liebe Grüße aus Dublin
Bin am Meer ...

Euer Berni

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