Erfahrungsbericht USA
-> Kommentar zu diesem Bericht schreiben- Land
- USA
- Träger
- EIRENE International
- Freiwillige/r
- Willem R
Su Casa
Von Außen wirkt Su Casa recht unscheinbar. Man muss sich schon auf einige Schritte nähern, um den Schriftzug Catholic Worker Community über dem Eingang entziffern zu können. Ein Metallkreuz auf dem Dach und ein klobigeres Exemplar aus Glasbausteinen zeugen von Zeiten, in denen das Gebäude noch als Kloster diente... Durch eine gläserne Doppeltür und eine Treppe gelangt man ins Innere. Dort findet man sich in einem Flur wieder, dessen holzverkleideten Wände Erinnerungen an die Jugendherbergen wecken, in denen es damals, in der dritten Klasse, immer so modrig roch- nichts für Ungut Frau Brücher! Von den Vormietern ist übrigens kaum etwas zu spüren, die Mönche hat man outgesourced. Das war Anfang der 90er, als eine kleine Gruppe ambitionierter Menschen, angeführt von Bruder Denis Murphy, das Gebäude für den symbolischen Betrag von einem Dollar kaufte und hier ein Catholic Worker House gründete. In den ersten Jahren diente es als Asyl für Folterüberlebende aus Lateinamerika. Damals bekannt unter dem Namen Central American Martyrs Center, änderte Su Casa seine Mission, nachdem die USA ihre Einwanderungspolitik verschärften. Heute ist Su Casa ein so genanntes Shelter. Wir bieten wohnungslosen spanischsprachigen Familien bis zu ein Jahr Unterkunft und diverse Leistungen wie wöchentliche Sitzungen mit unserer Sozialarbeiterin, Kinderbetreuung und Hausaufgabenhilfe, Nahrung, Kleidung, Hygieneartikel und Schulbedarf, Telefon und Internetzugang und monatliche Ausflüge in Chicago und Umgebung. Im Gegenzug müssen die Mütter sich aktiv für eine Verbesserung ihrer Situation einsetzen. Das schließt ein, dass sie entweder einer Arbeit nachgehen oder sich in einer Form von Schule befinden, einen bestimmten Teil ihres monatlichen Verdienstes sparen und am Gemeinschaftsleben teilnehmen. Werktags essen wir gemeinsam zu Abend, jede der Mütter hat einen festen Kochtag. Alle zwei Wochen findet ein Haustreffen statt, in dem sich die Freiwilligen und die Mütter zusammensetzen, um allerhand Organisatorisches zu besprechen. Außerdem findet wöchentlich ein Teamtreffen statt, in dem wir Freiwilligen uns gegenseitig auf den neuesten Stand bringen und diverse Aktivitäten wie Ausflüge oder Feiern besprechen. Jeder Freiwillige kümmert sich um ein bis zwei feste Aufgabenbereiche, z.B. Nahrungsbeschaffung, Werbung und Verwaltung externer Freiwilliger, Hausmeistertätigkeiten, Aktivitäten und Feiern. Ich bin unter anderem für Instandhaltung verantwortlich. Eine Aufgabe, die einer gewissen Komik nicht entbehrt. Die Rauchmelder im Haus sind beispielsweise mehrere Jahrzehnte alt. Das Dach ist undicht. Der Ofen in der Küche funktioniert nach Lust und Laune, während unser großer Kühlschrank schon mal das Gemüse schockfrostet. Sanitäre Anlagen und Boiler lasse ich an dieser Stelle unerwähnt. Ich muss also öfters mal externe Dienstleister hinzuziehen, um der vielseitigen Probleme Herr zu werden.