Erfahrungsbericht Türkei

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Land
Türkei
Träger
ICJA Freiwilligenaustausch weltweit e.V.
Freiwillige/r
anonym

Nesin Stiftung

Hi Leute!

Es ist natürlich etwas eigenartig, dass gerade ich als türkischstämmige meinen Freiwilligendienst in der Türkei mache, doch ich denke, dass das Einzige, was mich von anderen Freiwilligen unterscheidet der Sprachaspekt ist. Da ich in Deutschland aufgewachsen bin, habe ich auch eine ganz andere Mentalität als die Menschen in der Türkei. Somit ist vieles in der Türkei auch Fremd für mich und seit dem ich hier bin merke ich das sogar immer stärker. Es ist eine tolle Erfahrung so etwas zu machen, man lernt neue Menschen und neue Situationen kennen, eigentlich ist fast alles neu. Hinzu kommt, dass man in jedem fall hilfreich sein kann für die Menschen im Projekt. Es gibt zwar die “Mütter” die verantwortlich für die Grundpflege der Kinder, jedoch genug Zuwendung haben sie dadurch noch lange nicht. Daher finde ich es sehr wichtig, dass es Menschen in der Stiftung gibt, in diesem Fall die Freiwilligen, die Zeit mit den Kindern verbringen. Auch die älteren Kinder brauchen Bezugspersonen, da sie sich gerade in der Pubertät alleingelassen fühlen und es in der Stiftung niemanden gibt der die Verantwortung für sie trägt. Hinzu kommt, das zurzeit kein Psychologe da ist. In diesem Fall sind gerade junge Freiwillige sehr wichtig, da sie viel leichter eine Beziehung zu den Kindern aufbauen können und mindestens ein Jahr durchgehend da sind.

Mir geht es in der Nesin Stiftung sehr gut, insbesondere weil ich mich so gut eingelebt habe und mir die Arbeit mit den Kindern sehr am Herzen liegt. Für mich stand sowieso von Anfang an fest, dass ich mit Kindern arbeiten wollte. Das heißt natürlich nicht, das es nicht anstrengend ist, schon allein weil die Kinder aus problematischen (teils gewalttätigen) Familien und ausnahmslos aus ärmlichen Verhältnissen kommen. In der Stiftung werden sie aber regelrecht verwöhnt, ein Grund warum ich gerade in die Nesin Stiftung wollte, war ihre Erziehungsphilosophie und tatsächlich kommen Kinderrechte hier an erster Stelle. Doch während dessen kann es gut sein das man die Menschenrechte mal vergisst.

In der ersten Zeit kann man sich in der Stiftung total verloren vorkommen, so als ob niemand wahrnimmt, dass man überhaupt da ist. Keiner greift dir unter die Arme oder erklärt dir irgendwas. Daher ist es sehr wichtig, dass man viel eigeninitiative zeigt, aber auch Grenzen setzt, da man dir sonst versucht alle Möglichen Arbeiten aufzuzwängen. So kam es z.B. dazu, dass ich die Verantwortung für vier Kinder trage. Da ich aber nicht so viel Verantwortung tragen sollte, habe ich mit mehreren Menschen in der Stiftung geredet um das zu ändern. Nun bin ich immer noch am warten, doch ich weiß, dass sie sich um eine neue “Mutter” kümmern, die mich dann ersetzen soll. In solchen Dingen sollte man sehr geduldig sein, da hier versucht wird alles hinauszuzögern, doch sie tun es nicht aus Bösartigkeit, das ist eher die türkische Nachlässigkeit.
Und wenn man z.B. etwas braucht, dann muss man sich selbst drum kümmern, du kannst also nicht erwarten, dass du etwas sagst und es gleich erledigt wird. Doch im großen und ganzen kann man sich hier richtig zu Hause fühlen, man muss es nur wollen. Anpassen ist also alles. Die Menschen in der Stiftung machen alles alleine und jeder macht alles. Also ich kann es euch nur empfehlen, wenn ihr Kinder mögt, denn die sind hier wie überall super süß und frech.

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