Voluntourism
Hier findet ihr eine Arbeit von Susann Richter zum Thema Voluntourism1 Einleitung
1.1 Ausgangslage
Immer mehr junge Erwachsene zieht es ins Ausland um für einen guten Zweck zu arbeiten. VolunTourism wird diese Form des Reisens genannt. Die Aufgaben sind dabei so unterschiedlich wie die Organisationsformen. Freiwilligenarbeit im Ausland wird immer häufiger nachgefragt und dementsprechend professionell angeboten. Die Produktpalette reicht von 2 Wochen Kurzurlaub in Asien - bei dem nebenbei, an ein paar Tagen, beim Wiederaufbau nach dem Tsunami Hand angelegt wird, ein Projekt bei dem auch in kurzer Zeit durch Hilfe einer ganzen Gruppe Erfolge sichtbar werden - bis zum mehrmonatigen Einsatz in einem Waisenhaus um das Nachmittagsprogramm mitzugestalten und mit den Kindern spielen. Am Wochenende bleibt dann noch genügend Zeit um die Umgebung zu erkunden und sich selbst auch etwas zu gönnen. Wer genug Zeit und vor allem Geld hat, bleibt sogar für ein Jahr. Während dieser Aufenthalte entstehen tiefe Einblicke in fremde Kulturen, was nicht immer leicht ist.Doch interessiert sich die junge, abenteuerlustigen neue Generation der Backpacker überhaupt dafür was sie verändern und mir ihrem Handeln bewirken können, oder ist das Ganze sowieso nur dazu gedacht um später einmal mit dem perfekten Lebenslauf, gespickt, mit ehrenamtlichen Engagement und Auslandsaufenthalt, den besser bezahlten Job zu bekommen und außerdem von sich selbst und vor Freunden und Familie behaupten zu können "Ich habe was verändert und etwas Gutes getan!". Reichen die Kenntnisse eines Schulabgängers um schon die Kinder aus der Vorschule zu unterrichten, oder sollte selbst das freiwillige Personal nicht auch zu einem gewissen Grad geschult sein und Erfahrung mitbringen? Wem wird geholfen mit solchen Einsätzen, wer braucht solche Hilfe überhaupt und welche Einsätze bringen wirklich etwas? Wie gehen Organisationen um mit der großen Nachfrage um. Können sie sich auch ausreichend um die Freiwilligen kümmern und ihnen doch etwas zurückgeben, nicht in Form von Geld sondern mit Erfahrung? Diese kritischen Fragen gilt es ebenfalls zu beantworten.
1.2. Forschungsfrage
Allein auf Grund dieser kurzen Übersicht wird klar, dass das Feld sehr weit ist. Diese Arbeit kann und will nicht auf alle diese Fragen Antworten finden, wohl versucht sie aber Orientierung zu geben indem ein Beispielprojekt aus Namibia genauer untersucht wird. Schlussendlich werden praktische Handlungsempfehlungen erarbeitet die für alle Beteiligten: die Volunteers, Projekte der Organisationen im Ausland, Reiseanbieter und NGOs in der Heimat, Denkanstöße liefern sollen um sich der Chancen aber auch der Risiken und der Verantwortung die sie mit ihrem Handeln haben bewusst werden.1.3 Methodik und Zielsetzung
Durch den systematischen Vergleich der bestehenden Literatur des Feldes sollen die bisherigen Forschungsergebnisse aus einem breiten Wissenschaftskanon, der Tourismus-, Sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung dargestellt werden. Vor allem auch im Hinblick auf die Kritiker des VolunTourism. Ausgehend von diesen Ergebnissen wird ein Hypothesengerüst erstellt, welches mittels Befragungen in Form von Fragebögen und Interview untersucht wird um herauszufinden welche Hypothesen verifiziert oder gegebenenfalls falsifiziert werden müssen. Dabei wird nicht nur quantitativ sondern zusätzlich qualitativ vorgegangen um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Aufgrund dieser empirischen Daten werden für das bestimmte Untersuchungsfeld konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Diese sollen die Arbeit für und mit den Freiwilligen der bestehenden Organisationen verbessern aber auch Chancen für den Tourismusmarkt aufzeigen. Dieser Ansatz kann nicht allgemein gelten sondern ist spezifisch auf den Untersuchungsgegenstand anzuwenden. Es ist jedoch denkbar, dass nach eingehender Prüfung weitere Projekte von dieser Untersuchung profitieren können indem sie relevante Ergebnisse auf ihren Fall transferieren und anwenden. Dabei ist stets zu bedenken, dass es sich hier nur um einen kleinen Ausschnitt handelt und dass die Arbeit auf Grund des begrenzten Umfangs nicht in der Lage ist einen allgemeingültigen Lösungsansatz für die ausgangs dargestellte Situation zu finden, wohl aber kann und soll im Einzelfall eine Verbesserung herbeigeführt werden.2 Voluntourism
Es ist ein regelrechter Boom in der Tourismusbranche zu verzeichnen. Immer mehr Agenturen und Organisationen schießen wie Pilze aus dem Boden und bieten vielfältige Angebote zum Thema Freiwilligenarbeit im Ausland an. Neben den staatlichen Einrichtungen wie dem Förderprogramm "weltwärts", einer Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und Bestandteil des Deutschen Entwicklungsdienst (DED) gibt es eine große Anzahl von kommerziellen Agenturen und Reiseanbietern die Freiwilligenarbeit im Ausland vermitteln. Auf Google finden sich allein über 34.000 Einträge zu der Suchanfrage "Freiwilligenarbeit im Ausland". Genaue Zahlen darüber wie viele Volunteers insgesamt bei solchen Projekten deutschlandweit im Jahr teilnehmen gibt es allerdings nicht. Als Anhaltspunkt kann die Entwicklung der Anzahl der Entsendung von "weltwärts" herangezogen werden. Nach der Einführung des Programms 2008, reisten damals 2.257 und im Folgejahr 2009 bereits 3.525 Freiwillige. Tendenz ist also steigend, betrachtet man vor allem auch die Bewerbungen bei den Entsendeorganisationen von über 10.000 pro Jahr.Im Folgenden soll das Phänomen VolunTourism aus den beiden Komponenten, Freiwilligenarbeit und dem Tourismus, in den Blick genommen werden.2.1 Aus der Sicht des Volunteering
Eingangs soll geklärt werden was Volunteering eigentlich heißt. Die deutsche Übersetzung für Volunteering ist entweder Freiwilligenarbeit oder die Ausübung eines Ehrenamtes. Um festzustellen welcher Ausdruck besser passt soll hier die vielfach zitierte Definition von Stephen Wearing betrachtet werden worin er feststellt:"The concept of volunteering is defined as an action perceived as freely chosen, without financial gain and generally aimed at helping others."
Es handelt sich hierbei also um eine freiwillig ausgeführte Tätigkeit die ohne finanzielle Entlohnung stattfindet. Das Ziel soll generell sein, dass anderen geholfen wird. Betrachtet man nun das Ehrenamt wie es hauptsächlich in Vereinen und Verbänden zu finden ist und vergleicht es mit der Beschreibung in der Studie des statistischen Bundesamtes "Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement" so handelt es sich hier oftmals um ein Amt in das der Ehrenamtliche hineingewählt wird. Die Zustimmung erfolgt zwar freiwillig doch durch diesen formalen und offiziellen Teil der Amtsbekleidung, würden alle informellen Hilfeleistungen die erbracht werden außer Acht gelassen. Außerdem gliedert sich der Begriff Freiwilligenarbeit besser in eine Reihe andere Begriffe die im Zusammenhang mit dem Thema stehen, wie die Freiwilligenagenturen oder das freiwillige soziale Jahr (FSJ). Im Rahmen des FSJ ist oft auch die Sprache von einem Freiwilligendienst oder Freiwilligeneinsatz. Zudem soll auch schon deshalb der Begriff Freiwilligenarbeit gewählt werden, da im Freiwilligensurvey, der erstmals 1999 durchgeführt wurde, die Mehrheit der Befragten sich mit 48 Prozent für die Bezeichnung Freiwilligenarbeit, um ihre Tätigkeit zu benennen, bevorzugten. Daher sollen in dieser Arbeit die Begriffe Freiwilligenarbeit und Volunteering synonym verwendet werden. Demnach sind die Teilnehmer am VolunTourism Freiwillige oder Volunteers.2.1.1 Felder der Freiwilligenarbeit im Ausland
Deutschland wird gelegentlich als Entwicklungsland bezeichnet wenn es um das Thema Freiwilligenarbeit geht. Zwar gibt es seit 1999 den regelmäßig alle fünf Jahre durchgeführten Freiwilligensurvey, doch dabei werden Themen wie Freiwilligenarbeit im Ausland oder der Entwicklungshilfe noch vollkommen ausgeblendet und tauchen nicht bei der Vielfalt der Engagementmöglichkeiten auf. Hauptfelder für Freiwilligenarbeit in Deutschland sind an erster Stelle Sport und Bewegung gefolgt von den Bereichen Schule/Kindergarten, Kirche/Religion, sozialer Bereich, Kultur/Musik und Freizeit/Geselligkeit, um die größten Bereiche zu nennen. Umwelt- und Tierschutz sowie Jugendarbeit und Bildung sind mit 2,8 und 2,6% ein eher geringer Teil der Freiwilligenarbeit.Es stellt sich die Frage in wieweit diese Zahlen auch auf internationale Freiwilligenarbeit übertragbar sind. Wird sich hier auch der größte Teil im sportlichen Bereich engagieren? Eine Möglichkeit dafür sind vor allem die Megaevents und Großsportveranstaltungen wie die diesjährige Fußballweltmeisterschaft in Südafrika oder die Olympischen Spiele bei denen regelmäßig bis zu 40.000 international Volunteers beteiligt sind. Die Bereiche Schulen und Kindergärten sowie sozialer Bereich und Umwelt- und Tierschutz sind dagegen vermehrt Themen die Freiwilligenagenturen für Aufenthalte im Ausland anbieten. Der Andere Dienst im Ausland (ADiA) kann als Freiwilligendienst im Ausland als Ersatz für den Zivildienst geleistet werden beispielsweise durch die Teilnahme am weltwärts Programm. Der dadurch absolvierte Dienst muss der Anforderung genügen, dass er "zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens der Völker" beiträgt. Dieser Anspruch kann in den Bereich der sozialen Arbeit zugeordnet werden und hat gleichzeitig auch einen starken interkulturellen Ansatz. Somit wird die Palette der Bereiche um den der Interkulturalität erweitert. Zudem ist eine Entsendung nur in Entwicklungsländer nach der Länderliste der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) möglich. Dazu zählen Staaten Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Osteuropas, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Afrika liegt.
Ob sich also die Verteilung auf die unterschiedlichen Bereiche im Ausland genauso wiederfindet wie im innerdeutschen Vergleich bleibst festzustellen. Es lässt sich jedoch vermuten, dass die genannten Felder wohl am häufigsten auftauchen. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die Ziele des VolunTourism sich in den Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Südamerikas befinden. Daher werden folgende Hypothesen aufgestellt:
- Hypothese 1
- Die Tätigkeiten der im Ausland absolvierten Freiwilligenarbeit wird vornehmlich in den Bereichen Sport und Schule/Kindergarten liegen. Es ist jedoch denkbar, dass je nach Projekt unterschiedliche Schwerpunkte auftauchen
- Hypothese 2
- Ziele des VolunTourism sind in der Reihenfolge Länder in Afrika, Asien und Südamerika.
2.1.2 Formen des VolunTourism
In Anlehnung an Kirsten Holmes und Karen Smith, sollen VolunTourism in drei Formen eingeteilt werden, allerdings mit anderer Bezeichnung. In "Managing Volunteers in Tourism" gehen die beiden Autorinnen davon aus, dass es drei verschiedene Typen von Volunteer Tourists existieren. VolunTourism spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle in der Freiwilligenarbeit im Ausland. Das Hauptkriterium sei dabei, dass nur ein kleiner Teil der Reise mit Volunteering verbracht wird. Freiwilligenarbeit und Reisen sind hier kombiniert. Da es allerdings schwer fallen dürfte genau zu unterscheiden, welche Volunteers wie viel ihrer Zeit während des Aufenthaltes mit Reisen verbringen, erscheint diese Unterscheidung etwas wage.Die zweite Form der "Volunteer vacations" unterscheidet sich dadurch, dass die primäre Motivation für die Reise auf dem Aspekt der Freiwilligenarbeit liegt. Dabei würde die Dauer des Aufenthaltes zwischen einer Woche und drei Monaten betragen. Auch hier ist es schwer zu unterscheiden mit welcher Hauptmotivation die Volunteers angereist sind, da sich eine solche Entscheidung nie aus nur einer einzigen Überlegung heraus entwickelt. Es ist ebenso möglich, dass sich die Motive während eines Aufenthaltes ändern.
"Gap Year" Volunteering wird als dritte Form genannt. Sie unterscheidet sich vornehmlich in ihrer Dauer und kann zwischen 3 und 24 Monaten liegen. Hauptzielgruppen seien junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren die eine Pause vor oder nach dem Studium einlegen wollen. Es passen jedoch auch andere Gruppen in dieses Konzept. Vor allem Menschen die bereits im Berufsleben stehen und sich eine Auszeit in ihrer Karriere wünschen.
All diese unterschiedlichen Kriterien machen es m.E. schwierig sich an dieser Aufteilung zu orientieren. Deshalb soll für diese Arbeit eine Einordnung nach dem fixen und messbaren Kriterium, der Dauer des Auslandsaufenthaltes, erfolgen. Die Aufteilung erfolgt in Kurzzeit, mittelfristige und Langzeit Aufenthalte. Ein kurzfristiger Volunteereinsatz entspricht dabei am ehestem dem Ausdruck des VolunTourism. Der Rahmen liegt bei einem Aufenthalt von bis zu zwei Wochen, was auch in etwa der durchschnittlichen Urlaubsdauer der Deutschen entspricht. Auf Grund der zeitlich stark begrenzten Möglichkeiten ist es ohnehin kaum möglich einen großen Beitrag vor Ort zu leisten.
Mittelfristige Einsätze liegen zwischen zwei Wochen und drei Monaten und haben ihre Entsprechung bei den "Volunteer Vacations".
Langzeiteinsätze von 3 bis 12 Monaten werden deswegen auf 12 Monate beschränkt, da sonst nicht mehr von einem vorübergehenden Aufenthalt im Ausland gesprochen werden kann. Somit entspricht diese Form am ehesten den "Gap Year" Volunteers.
2.1.3 Wer sind die Volunteers
Nach der Studie "Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement" des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 2005, wird eine Zeitbudgeterhebung aufgestellt. Hier soll gezeigt werden, wie viel Zeit die verschiedenen Altersgruppen unserer Bevölkerung im Jahr 2001/2002 für bürgerschaftliches Engagement aufgebracht haben. Das Ergebnis ist folgendes: bei den Altersgruppen der 25 bis 45- jährigen und der 45 bis 65-jährigen ist der Anteil der ehrenamtlich Aktiven mit je rund 20% am größten. Die Generation 65+ liegt mit 15% Beteiligung etwas dahinter, was allerdings auf das hohe Alter und die weniger werdende Belastbarkeit zurückgeführt wird. Die Kerngruppe sind also die 25-65 Jahre alten Bürger. Die 10 bis 18-Jährigen fallen mit nur gerade 6% Beteiligung stark zurück. Auffällig ist, dass in fast allen Altersgruppen die Männer sich nicht nur prozentual gesehen mehr engagieren sondern auch jeweils einen längeren Zeitaufwand vorweisen als die Frauen.Das widerspricht allerdings der Aussage von Susannah Palk in ihrem aktuell veröffentlichtem Bericht mit dem Thema, warum gerade so viele Frauen an VolunTourism Projekten teilnehmen. Laut Reiseveranstalter und Experten liege die Quote der Frauen bei 70%, was einen nicht üblichen Unterschied zum gesamten Reisemarkt darstellt. Normalerweise gleiche sich der Anteil von Frauen und Männern, abgesehen von Geschäftsreisen, annähernd aus. Das bestätigt auch die Umfrage "Volunteer Travel Insights 2009" von Alexia Nestora, Pokin Yeung und Helen Calderon. 66% aller Umfrageteilnehmer waren demnach weiblich. Was sich zum einen mit anderen Umfragebeteiligungen aus dem Tourismus deckt aber auch darauf schließen lässt das der VolunTourism Markt für Frauen wichtiger ist. Daher wird angenommen, dass sich bei der hier vorgenommen Erhebung ein ähnliches Bild abzeichnen wird und mit einer leicht höheren weiblichen Beteiligung bei der Befragung zu rechnen ist.
- Hypothese 3
- Es werden mehr Frauen als Männer an VolunTourism beteiligt sein. Das Verhältnis wird etwa 60% Frauen zu 40% Männern betragen.
Bezüglich des Alters der Volunteers wird bei der Studie "Volunteer Travel Insights 2009" ein Schwerpunkt bei der Altersgruppe der 25-34-Jährigen festgestellt, dicht gefolgt von den Volunteers bis 25 Jahren. Dieses Bild entspricht auch dem Ergebnis der Zeitbudgeterhebung 2001/2002 in Deutschland, in dem die 18 bis 35- Jährigen klar im Fokus stehen. Deshalb wird im Weiteren folgende Hypothese aufgestellt.
- Hypothese 4
- Die Volunteers sind hauptsächlich junge Erwachsene im Alter von 18-25 und 25-34 Jahren.
2.1.4 Motive für VolunTourism aus Perspektive der Freiwilligenarbeit
Die Motive für das Volunteering können zwei Oberbegriffen zugeordnet werden. Diese sind entweder die altruistischen oder egoistischen Beweggründe. Altruistische Gründe sind Verantwortungsbewusstsein für andere und grenzen sich damit deutlich von den egoistischen Gründen ab, die den Volunteers selbst etwas bringen sollen. Ehrenamtlich tätige Personen agieren, nach einer Untersuchung von Bierhoff im Jahr 2000, gleichermaßen auf Grund von altruistischen als auch egoistischen Motiven.Ob diese Verteilung auch auf den Bereich VolunTourism zutrifft muss in Frage gestellt werden, da die Reise einen wesentlichen Teil ausmacht was sich auch in den Motiven wiederspiegeln wird. Für den Tourismusbereich gelten ganz andere Motive als für das Volunteering. Diese sind vornehmlich Entspannung und Erholung, Abwechslung, Kontakt und Geselligkeit, neue Eindrücke zu sammeln und Dinge zu erleben und können den egoistischen Motiven zugeordnet werden.
VolunTourism Anbieter beantworten die Frage darauf, was solch ein Auslandsaufenthalt bringt, folgendermaßen:
1) Die Volunteers verbessern ihren Lebenslauf
2) vertiefen ihre Sprachkenntnisse
3) lernen eine andere Kultur kennen und leisten
4) einen besonderen Beitrag vor Ort.
Dass diese Reihenfolge nicht für alle Volunteers gelten muss ist klar, jedoch zeigt sie, dass es durchaus erdacht wird, dass egoistische Gründe im Vordergrund stehen bevor an das wohl der Bereisten vor Ort gedacht wird. Ausgehend von diesen Untersuchungen wird folgende Hypothese zur Motivation der Volunteer Tourists aufgestellt
- Hypothese 5
- Die Motive der Volunteers werden sowohl altruistischer als auch egoistischer Natur sein. Durch den Aspekt des Reisens werden jedoch die egoistischen Gründe im Vordergrund stehen.
2.1.5 Kritikpunkte am Volunteering
Mögliche Kritik die am VolunTourism geübt wird darf nicht unerwähnt bleiben. Als negative Auswirkung auf die bereiste Bevölkerung wird vor allem die Gefahr gesehen, dass potenzielle Arbeitsplätze durch den Einsatz von Volunteers besetzt werden und für die Einheimischen wegfallen. Gerade in Gebieten mit sehr hohen Arbeitslosenzahlen ist das ein großes Risiko welchem durch sorgfältiges Management im Vorfeld begegnet werden muss. Als Gegenargument lässt sich anführen, dass für viele Volunteereinsätze keine Gelder da wären, um alternativ bezahlte Mitarbeiter dafür zu bezahlen. Vor allem im sozialen und Non-Profit Bereich können diese zusätzlichen Aufgaben nicht entlohnt werden. Somit stellt der Einsatz von Volunteers einen Zugewinn für die Gemeinschaft dar.Bei Volunteer Projekten die zum Ziel haben Häuser, Schulen oder Brunnen zu bauen wird oft kritisiert, dass diese Tätigkeiten genauso gut von Einheimischen durchgeführt werden könnten und damit bezahlte Jobs wegfielen. Bei manchen Projekten fehlt unter Umständen auch die Notwendigkeit der Arbeit, wie es in einem kurzen Trailer zu einem geplanten Dokumentarfilm über Volunteering in Peru sehr deutlich zum Ausdruck kommt. Zwölf Studenten sind nach Peru gereist um in 14 Tagen einen Pfad zu einer Schule zu bauen. Einer der Volunteers trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Volunteer to change lifes in Peru" und ist auf Nachfrage der Meinung, dass er ganz bestimmt keine Leben durch seinen Einsatz verändert hat. Auch die erfahrene Forscherin auf dem Gebiet des VolunTourism, Kate Simpson, spricht von Projekten die Einheimischen helfen sollen, aber ganz ohne deren Wissen durchgeführt werden und in ihrer Notwendigkeit sehr fragwürdig sind.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die häufig fehlende Erfahrung und der Wissenstand der Volunteers. In manchen Fällen kann das sogar Schaden anrichten, wenn die Gemeinschaft nur für die Volunteers als Gäste aufkommen muss aber keinen einen wirklichen und spürbaren Beitrag zurückbekommt. Das ähnelte dann sehr der Kritik am Projekttourismus, in dem die Volunteers oder Projektbesucher durch ihren Aufenthalt nur Kosten verursachen und Kapazitäten für die eigentlichen Kernaufgaben daran verloren gehen. In vielen Fällen gibt es jedoch spezielle Trainings für die Freiwilligen, damit diese auf ihre Tätigkeiten vorbereitet werden und gleichzeitig ist das eine Form der Entschädigung, dass sie zusätzliche Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten. Sehr ausgeprägt ist das Training von Volunteers vor ihrem Einsatz besonders im Sporteventbereich. Bei der Fußball Weltmeisterschaft 2010 müssen die Volunteers unbedingt ein Training über zwei Monate hinweg absolvieren um beim Event als Volunteer dabei sein zu dürfen.
2.2 Aus Sicht des Tourismus
Sind VolunTourists auch Touristen? Dieser Frage soll mit Hilfe folgender Einordnung des Begriffs Tourismus beantwortet werden. Zunächst wird zwischen den Begriffen Tourismus und Fremdenverkehr unterschieden. Dazu diskutiert Müller dass der Ausdruck Fremdenverkehr eher veraltet ist und immer weniger Verwendung findet. Als Grund dafür nennt er den Wortteil "fremd", der einen falschen Fokus gibt, denn der Tourist soll als Gast und nicht als Fremder wahrgenommen werden. Damit wird die Verwendung des Begriffs Tourismus gerechtfertigt. Zur gänzlichen Klärung, was denn Tourismus eigentlich heißt und was er alles umfasst, soll die Definition Kaspars, die nicht nur von Müller sondern ebenfalls von der Internationalen Vereinigung wissenschaftlicher Tourismusexperten verwendet wird, dienen:"Tourismus oder Fremdenverkehr als Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist."
Ausschlaggebend ist für die Zuordnung, dass die Volunteers nur vorübergehen, für einen gewissen Zeitraum beschränkt sich im Ausland aufhalten. Damit muss die Zuordnung als Touristen erfolgen.2.2.1 Einordnung des VolunTourism in das Feld des Tourismus
VolunTourism ist eine Nische in der Tourismusbranche. Es ist eine Form des Reisens, die zwei Hauptmerkmale miteinander verbindet: zum Ersten das Reisen, oftmals ins Ausland, und zum Zweiten das freiwillige Arbeiten während der Reisedauer die von der ursprünglichen Rolle des Tourist als Gast in einem fremden Land weggeht, hin zu einem Interaktionspartner, der den Bereisten etwas zurückgibt. In diesem Abschnitt soll geklärt werden, wie der VolunTourism oder als deutsche Übersetzung, Freiwilligendienst im Ausland, im Zusammenhang zum Tourismus generell steht. Dazu erfolgt die Einordnung, nach Art und Form der Reise.Aus der Aufstellung nach Motiven und Ursachen fürs Reisen nach Bernecker kann VolunTourism sowohl in die Kategorie des Bildungstourismus als auch teilweise des Alternativtourismus eingestuft werden, weil das Kennenlernen anderer Kulturen und des Lebens andere Menschen vor allem bei Aufenthalten von 3 Wochen und länger als Hauptkriterien gelten. Es gibt einige VolunTourism Angebote, die nur 2 Wochen oder gar kürzer dauern. Andererseits können die Aufenthalte bis zu einem Jahr beanspruchen. Mowforth und Munt erklären, dass die sogenannten "Gap Year Travellers", die sich bis zu einem ganzem Jahr Zeit nehmen, sei es nach der Schule, dem Studium oder während ihrer Berufslaufbahn, um zu Reisen, die heutigen "Grand Tour" Reisenden seien. Diese damaligen Anfänge des Reisens im 17. und 18. Jahrhundert dienten der Bildung der jungen Adeligen um sich nach ihrer Ausbildung mit fremden Kulturen vertraut zu machen. Die Reisen fanden innerhalb Europas, meist mit den Zielen London, Paris und Italien statt, und dauerten etwa zwei bis drei Jahre, also wesentlich länger als die im Vergleich genannten "Gap Year" Reisen, doch die Motive decken sich.
Als weitere Tourismusart kommt der Sporttourismus hinzu. Zigtausende Volunteers bewerben sich von Megaevent zu Megaevent für beispielsweise die Olympischen Spiele oder ganz aktuell die Fußball Weltmeisterschaft in Südafrika um als freiwillige Helfer bei diesen Großereignissen dabei sein zu können. Wie die FIFA (Fédération International de Football Association) bekannt gibt, haben sich 2006, dem Jahr der Fußball Weltmeitserschaft in Deutschland, 40.000 Personen als Freiwillige beworben um dabei zu sein. Für die Weltmeisterschaft in Südafrika sollten 15.000 Volunteers rekrutiert werden. An den Winterspielen in Vancouver hätten laut Andreja Wieser circa 20.000 Volunteers teilgenommen. Sie war verantwortlich für das Protocol und hatte selbst eine Gruppe Freiwilliger zu managen.
In seiner Form kann der VolunTourism eher als Jugendtourismus bezeichnet werden. Die meisten Angebote, gerade von kommerziellen Anbietern, richten sich an junge Erwachsene ab 18 Jahren. Es spricht jedoch generell nichts dagegen, dass sich auch ältere Touristen für diese Form des Reisens entscheiden. Einzig die Initiative weltwärts, oder der Europäische Freiwilligendienst (EFD) haben Altersbeschränkungen bis maximal 28 bzw. 30 Jahre. Damit wird die Hypothese 4 zusätzlich gestärkt.
Bei der Organisation lassen sich die verschiedenen Formen zum einen dem Pauschaltourismus zuordnen, wenn fertige Pakete über den Reiseveranstalter gebucht werden oder dem Individualtourismus, wenn sich die Freiwilligen selbstständig auf die Reise begeben. Ziele des VolunTourism sind je nach Art des Einsatzes meist Länder der Dritten Welt. Die Meisten Angebote finden sich in Asien, Südamerika oder im südlichen Afrika. Im Falle des Event VolunTourism reisen die Freiwilligen auch in die nördlichen Industriestaaten wie Kanada um bei den Olympischen Winterspielen dabei zu sein.
2.2.2 Motivationen für VolunTourism aus Tourismussicht
Um verstehen zu können was Mensch dazu motiviert, ihren lange und hart erarbeiteten Urlaub mit noch mehr Arbeit zu füllen indem sie in ferne Länder reisen soll folgendes Zitat von Roland Lutz zur Aufklärung dienen:"Touristen messen ihre Reisen an dem, was angeboten wird. Das Prestige einer Reise steigt nicht nur analog zum Preis, sondern auch mit der involvierten Exotik, der Exklusivität und der Erlebnis- und Abenteuerqualität."
Gerade den Ländern der Dritten Welt wird dabei oftmals die Exotik eines unberührten Landes mit reichem kulturellem Erbe zugeschrieben, dabei gilt es unentdeckte Völker kennenzulernen. Solche und ähnlich obskure Versprechungen werden gemacht. Die Exklusivität dieser Reiseform liegt vor allem auch in den Langzeiteinsätzen. Da in Deutschland ein durchschnittlicher Angestellter nur vier bis sechs Wochen Jahresurlaub hat, können sie es sich nicht leisten für mehrere Monate zu verreisen, es sei denn sie vereinbaren Sonderurlaub. Ein mehrmonatiger Aufenthalt ist auch finanziell nicht von jedermann einfach zu stemmen. Viele Angebote liegen etwa zwischen 1.000 und 2.500 Euro für vier Wochen Volunteer Urlaub, was das Budget der meisten deutschen Reisenden bereits übersteigt. Dabei ist für den kostenintensiven Langstreckenflug in die oft entlegenen und touristisch wenig erschlossenen Ecken der Welt extra aufzukommen, was den gesamten Aufenthalt nochmals etwa 1.000 Euro, je nach Ziel, verteuert. Der enge Kontakt mit den Menschen vor Ort, vor allem wenn eine Unterbringung bei einheimischen Familien stattfindet, bietet ein intensiveres, tieferes und persönlicheres Kennenlernen der fremden Kultur als es in anderen Tourismusformen der Fall ist. Bei Pauschalreisen und auch manchen selbstorganisierten Reisen bleibt der Kontakt zu der Bevölkerungen des bereisten Landes nur oberflächlich und ihm Rahmen der vielen Dienstleistungen die genutzt werden. Dagegen schafft die Arbeit bei einer Kindernachmittagsbetreuung, einen Alltag mit den Kindern. Mit der umgebenden Natur und den Ausflugmöglichkeiten, man denke nur an die Safaris in Namibia, Haitauchen vor der Küste Südafrikas oder im Inselreich vor den Philippinen abzutauchen, werden auch die kühnsten Abenteuervorstellungen Wirklichkeit. Weiterhin sieht Lutz Gründe für die Sehnsüchte, die dem Tourismus zugrunde liegen im Alltag, wo durch Grenzen im Streben nach Glück Bedürfnisse zur Partizipation und Gestaltung entfach werden. Ähnlich formuliert es auch Opaschowski, dass der Lebenssinn im 21. Jahrhundert einer neuen Definition bedarf: "Leben ist die Lust zu schaffen! Schaffensfreude (und nicht nur bezahlte Arrbeitsfreude)" sei das Optimum an Leistung der Menschen. Genau das alles kann VolunTourism bieten. Um das zu bestätigen soll ein Beispielprojekt aus Namibia betrachtet werden.3 "Hope Village" in Namibia
"Hope Village" wurde 2004 von der Pastorin Marietjie de Klerk gegründet, die nach ihrer Zusammenarbeit mit Mutter Theresa etwas gegen die wachsende Zahl der Waisenkinder in Namibia tun wollte. Daher ist "Hope Village" in erster Linie ein Waisenhaus für Kinder die zum Großteil mit HIV infiziert oder an AIDS erkrankt sind. Hier finden diese Kinder nicht nur einen sicheren Ort zum wohnen, sondern werden gleichzeitig in der angeschlossenen Kalahari Clinic medizinisch versorgt. Das Dorf umfasst insgesamt drei Schlafhäuser, eines jeweils für die Mädchen, die Jungs und die Babies. In jedem Haus arbeiten und wohnen auch die sogenannten Mütter, die sich täglich um die Kinder kümmern. Für die insgesamt 82 Kinder steht ein Personalstamm von 16 Vollzeitangestellten zur Verfügung.Tania Ward, die Geschäftsführerin, kümmert sich um Public Relations sowie Projekte zur Sponsorenakquise als auch um politische Belange, so dass das Projekt letztlich auch staatlich anerkannt wurde. Ziel des Projekts ist es, den Kindern ein Leben zu bieten, für das es vorher oftmals wenig Hoffnung gab. Durch die medizinische Versorgung und die Fürsorge die ihnen entgegengebracht wird, wurde schon einigen im wahrsten Sinne des Wortes, das Leben gerettet. Erziehung, Schulbildung und Freizeitaktivitäten sollen die Kinder sozial stärken um später selbstständig am Leben in der Gesellschaft teilnehmen zu können.
3.1 Bedürfnisse nach Priorität
Auf der Homepage steht eine Auflistung mit den Dingen die für das Projekt "Hope Village" am wichtigsten sind, geordnet nach deren Priorität:"1) Maintain Hope Village, 2) Add accommodation, 3) Add staff, 4) Volunteers, 5) Fund raising, 6) Sponsorship, 7) Foster parents."
Der Punkt 1), das Projekt finanziell zu unterhalten erklärt sich von selbst. Ohne Finanzierung kann das tägliche Geschäft nicht laufen, würden die Kinder und die Kranken in der Klinik nicht versorgt werden. Danach steht unter 2), dass zusätzliche Unterkünfte benötigt werden. Wohl um mehr Kinder von den über 200.000 Bedürftigen aufnehmen zu können und die Kapazitäten weiter auszubauen. Damit geht auch der Punkt 3) einher, in dem es heißt, dass mehr Mitarbeiter benötigt werden. Es macht Sinn, wenn mehr Platz für neue Kinder geschaffen werden soll, dass im gleichen Maße mehr Betreuung notwendig wird. Wenn 4) die Funktion der Volunteers, wie schon im vorherigen Kapitel angesprochen wurde, eine unterstützende Funktion darstellt, ist es auch logisch, dass je mehr Kinder betreut werden auch mehr Volunteers zusätzlich benötigt werden um die Kinder zu beschäftigen. Als weiteren Punkt 5) wird aufgeführt, dass fund raising betrieben werden muss, d.h. Kapitalbeschaffung, für einen weiteren Ausbau des Projekts um beispielsweise auch neue Unterkünfte, wie schon in Punkt 2) aufgeführt, finanzieren zu können. Die Kapitalbeschaffung findet zum Teil auch durch das Projekt selbst statt. Eines der Einkommen generierenden Projekte von "Hope Village" ist der hauseigene Spinatanbau. Dazu wurden vier tunnelförmige Gewächshäuser aufgebaut, welche die Frauen vor Ort selbst hegen und pflegen und damit einen beträchtlichen Ertrag von bis zu 240 Pflanzen pro Woche erzielen können um den Spinat zur Selbstversorgung zu nutzen oder ihn zu verkaufen. Die Umsätze von 5N$ pro Portion, was etwa 50 Cent entspricht, ist nicht sehr hoch. Doch rechnet man den Betrag auf einen Monat gesehen, bei einem Verkaufsvolumen von 200 Portionen pro Woche macht das immerhin 4.000N$ oder 400€. Das mag für europäische Verhältnisse nicht besonders viel erscheinen, doch damit kann schon der Lohn einer Krankenschwester oder von zwei Köchinnen finanziert werden. Sponsoring 6) kann in Form von Spenden für den Bau weiterer Häuser, für die Finanzierung der Löhne oder als eine Art Patenschaft für ein Kind stattfinden. Das bisherige Konzept, dass lokale Partner wie die "Standardbank" oder das "Kalahari Sands Hotel" den Bau einzelner Einrichtungen wie der "Kalahari Clinic" finanzieren, gehört zum Konzept. Weiterer Bedarf besteht darin Pflegeeltern zu finden 7), was wohl an den Gedanken geknüpft ist, dass die Kinder so früh wie möglich die Chance bekommen sollen wieder ein normales Leben führen zu können. "Hope Village" bietet ihnen Schutz und Aufenthalt maximal bis zum 18. Lebensjahr. Bis dahin müssen die Kinder gelernt haben wie sie auf eigenen Beinen stehen können. Zudem werden dadurch neue Plätze frei um neue kranke und bedürftige Kinder aufzunehmen.3.2 Bedeutung der Volunteers für "Hope Village"
Nach der Aussage von Tania Ward würde "Hope Village" ohne die Unterstützung der Volunteers mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht existieren und funktionieren können. Doch was macht die Volunteers so unabkömmlich? Auf diese Frage antwortet Tania, dass sie vor allem ihre Erfahrungen einbringen, ihre westliche Perspektive und Zeit. Volunteers bringen Zeit mit, für die sie keine monetäre Entlohnung erwarten, was einen enormen Gewinn bzw. eine große Ersparnis für das Projekt bedeutet.3.2.1 Erwartungen und Anforderungen an die Volunteers
Bei der Frage nach den Anforderungen und Erwartungen an die Volunteers erstaunt es etwas, dass die Antwort so ausfällt, dass sie nur Englisch verstehen und auf Englisch kommunizieren können sollten und sich über dies mit den Regeln der Organisation einverstanden erklären müssen. Die dritte Voraussetzung ist weniger einfach zu überprüfen und stellt die Motivation dar, die hinter dem Einsatz stecken sollte und zwar immer nur das Beste für die Kinder zu wollen. Was heißt das aber genau, das Beste für die Kinder zu wollen? In erster Linie seine eigenen Wünsche hinten an zu stellen und die Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund wahrzunehmen und diese zu befriedigen. Hier kann es allerdings zu Schwierigkeiten kommen, da wie eingangs bereits festgestellt, die Motive nie rein altruistischer Natur sind sondern ein gewisser Egoismus eine Rolle spielt. Dieser bezieht sich auf die Freiheit zu Reisen und das Land für sich zu entdecken, so formuliert es auch Tania, dass es nicht möglich ist, sich vollkommen auf die Volunteers zu verlassen, weil sie reisen während sie sich in Namibia aufhalten. Das Problem daran ist auch, dass sie nicht zur Rechenschaft herangezogen werden können falls sie nicht in der Organisation erscheinen da kein Arbeitsverhältnis besteht und die Organisation bei Kritik Gefahr läuft, dass die Volunteers eventuell einfach nach Hause abreisen.3.2.2 Erfolgreicher Volunteereinsatz für beide Seiten
Um von vornherein eine gute Basis zu schaffen für einen Einsatz dem am Ende beide Parteien, sowohl Volunteers als auch die Organisation, etwas abgewinnen können, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen: Zwischenmenschliche Kommunikation, das ist die Fähigkeit, welche gerade in einem fremden Land und einer fremden Kultur unabdingbar ist, um gegenseitiges Verständnis zu ermöglichen. Ein hoher Grad an Anpassungsfähigkeit, um sich an die andere Umgebung und Lebensverhältnisse in Afrika schnell zu gewöhnen. Dieser Aspekt ist ebenfalls häufig bei Reiseveranstaltern zu finden. Außerdem sind eine offene Haltung und der Wille, sich auf das Erlebnis Afrika einzulassen, gefragt. Zusätzlich sind im Umgang und der Betreuung mit den Kindern Innovation und Kreativität gefragt. Oftmals stehen wenige Mittel zur Verfügung, doch die Kinder sollen beschäftigt werden. Dazu gehört auch Durchsetzungsvermögen und Eigenständigkeit. All diese Voraussetzungen erleichtern den Einsatz für beide Seiten. Würden sich Volunteers sehr schwer tun sich anzupassen und hätten gleichzeitig noch ein Problem damit ihre Situation verständlich zu machen, würde das möglicherweise den gesamten Einsatz gefährden. Sie könnten ihre Zeit nicht genießen und fühlten sich nicht verstanden, obwohl der Grund nur eine Kommunikationsschwäche oder eine Verständnisbarriere ist. Optimaler Weise sollten die Volunteers einen langfristigen Einsatz anstreben, zwischen 6 und 12 Monaten, denn für das Projekt sei bei ständiger Fluktuation die Einarbeitung neuer Volunteers ein enormer Aufwand. Aus Sicht der Organisation lohnt sich eine genauere und tiefere Einbeziehung nur für Langzeitvolunteers, welche damit bevorzugt werden und mehr Möglichkeiten zur ihrer persönlichen Weiterentwicklung bekommen.- Hypothese 6
- Es wird die Mehrzahl der Befragten für längere Zeit, 3 bis 12 Monate, einen Freiwilligeneinsatz absolviert haben.
3.2.3 Werbung der Volunteer
Volunteers, die zu "Hope Village" kommen, sind entweder über eine Agtentur oder durch die "Hope Village" Homepage auf das Projekt aufmerksam geworden. Bei einer der Agenturen befinden sich keinerlei Hinweise darauf, in welche Projekte sie Freiwillige vermitteln. Die Auswahl erfolgt über verschiedene Kriterien. Interessierte können zwischen den Ländern Namibia, Ghana und Ecuador wählen. Außerdem stehen danach eine unübersichtliche Vielzahl von Möglichkeiten zur Auswahl: "Kinderbetreuung, Sozial Arbeit, Medizin, Dienstleistungen, Bildungssektor und vieles mehr." Auffällig ist vor allem, dass bei der Vermittlung der Ausdruck Praktikum verwendet wird und keine Rede von einem Volunteereinsatz ist. Hier liegt eine Unstimmigkeit in der Kommunikation vor, was dazu führen kann, das verschiedene Ansichten und Motivationen aufeinanderprallen. Auf der einen Seite die Praktikanten, die davon ausgehen, dass sie vorrangig dazu da sind um etwas zu lernen und auf der anderen Seite die Volunteers, die in das Projekt kommen mit der Motivation zu helfen. Hier sollte überprüft werden ob eine einheitliche Bezeichnung nicht sinnvoll wäre.- Hypothese 7
- Es lässt sich vermuten, dass die Langzeitvolunteers, nicht nur in "Hope Village", tendenziell eher das Gefühl haben durch ihren Einsatz etwas verändert zu haben, wenn auch nicht unbedingt auf langfristige Sicht.
3.3 Motivationen und Erwartungen der Reisenden und Bereisten
Bei "Hope Village" wird eine Unterscheidung, wenn auch nach eigener Aussage teils unbewusst, zwischen Kurzzeit- und Langzeitvolunteers getroffen. Alle Volunteers bekommen zu Beginn ihres Einsatzes eine Einführung. Dabei werden ihnen alle Angestellten und andere Volunteers des Projekts vorgestellt, die Regeln erklärt und in welchen Schichten sie arbeiten können. Es lasse sich nicht viel mehr machen, da alle Kapazitäten mit anderen Aktivitäten bereits voll ausgelastet seien. Es wird von den Volunteers erwartet, dass sie sich selbst in das Geschehen einbringen. Das erfordert auch ein hohes Maß an Selbstständigkeit, Reife und viel Motivation. Diese Art von Volunteers würde demnach auch besonders auffallen, weil sie mehr auf das Geschehen einwirkt.- Hypothese 8
- Projektteilnehmer von "Hope Village", die auf die Umfrage antworten, werden Konflikte unter den Teilnehmern ansprechen. Zum einen wegen der unterschiedlichen Dauer des Einsatzes und zum anderen wegen der Einstellung und eventuell der fehlenden Motivation.
4 Empirische Untersuchung und Analyse der Ergebnisse
Zur Erhebung der empirischen Daten wurde eine Onlinebefragung gewählt die über den Zeitraum von vier Wochen online war.22 Gründe für die Wahl dieses Mediums waren zum einen die geringen Kosten und zum zweiten die kritisch zu betrachtende aber einfache Verbreitung. Es muss beachtet werden, dass damit von Vornherein eine Selektion der Befragten stattfindet, so dass nur Menschen in Frage kommen die auch zumindest Zugang zum Internet haben. Weiterhin erfolgte eine Selektion dadurch, dass der Link auf Foren der Webcommunities, "facebook" und "studiVz", nach Themen wie Volunteering, Auslandsaufenthalt, "weltwärts", "Hope Village", Namibia gepostet wurde. Durch die öffentliche Werbung zur Teilnahme wurde ein Mitarbeiter des "Intiwawa e.V." auf die Umfrage aufmerksam und bot an, auf der eigenen Website des Vereins den Link zusätzlich zu veröffentlichen. Entsprechend der Werbung auf den genannten Seiten in den Foren wird erwartet, dass die meisten Umfrageteilnehmer bei einem Programm von "weltwärts", "Intiwawa e.V." oder bei "Hope Village" als Volunteers teilgenommen haben. Somit findet keine aktive Stichprobe statt und es können keine Daten über die Personen gefunden werden, die nicht geantwortet haben.Der Kreis der Befragten wird deshalb eingeschränkt um möglichst wertvolle und verwertbare Ergebnisse zu der eingangs gestellten Frage zu erhalten. Die Untersuchung hat nicht den Anspruch repräsentativ zu sein, sondern soll auf den speziellen Fall "Hope Village" hin untersucht werden und Anhaltspunkte liefern. Um neue Erkenntnisse zu gewinnen, wurden nicht nur geschlossene Fragen gestellt, sondern bei vielen Antworten auch die Möglichkeit zur offenen Beantwortung gegeben, oftmals zusätzlich. Diese Antworten sind besonders wertvoll und müssen qualitativ untersucht werden um unerwartete Ergebnisse festhalten zu können, die durch die vorangegangene Literaturrecherche und den Vergleich bestehender Umfragen nicht vorauszusehen waren.
Vor der Analyse der empirisch erhobenen Daten sollen alle bisher aufgestellten Hypothesen hier übersichtlich dargestellt werden:
Hypothese zum Tätigkeitsfeld und der Einsatzregion der Volunteers:
- Hypothese 1
- Die Tätigkeiten der im Ausland absolvierten Freiwilligenarbeit wird vornehmlich in den Bereichen Sport und Schule/Kindergarten liegen. Es ist jedoch denkbar, dass je nach Projekt unterschiedliche Schwerpunkte auftauchen.
- Hypothese 2
- Ziele des VolunTourism sind in der Reihenfolge Länder in Afrika, Asien und Südamerika.
Hypothesen zu den demographischen Daten der Volunteers:
- Hypothese 3
- Es werden mehr Frauen als Männer an VolunTourism beteiligt sein. Das Verhältnis wird etwa 60% Frauen und 40% Männer sein.
- Hypothese 4
- Die Volunteers sind hauptsächlich junge Erwachsene im Alter von 18-25 und 25-34 Jahren.
Hypothese zu den Erwartungen und Motiven vor dem Einsatz:
- Hypothese 5
- Die Motive der Volunteers werden sowohl altruistischer als auch egoistischer Natur sein. Durch den Aspekt des Reisens werden jedoch die egoistischen Gründe im Vordergrund stehen.
Hypothese zur Bewertung des eigenen Einsatzes:
- Hypothese 6
- Es wird die Mehrzahl der Befragten für längere Zeit, 3 bis 12 Monate, einen Freiwilligeneinsatz absolviert haben.
- Hypothese 7
- Es lässt sich vermuten, dass die Langzeitvolunteers, nicht nur in "Hope Village", tendenziell eher das Gefühl haben durch ihren Einsatz etwas verändert zu haben, wenn auch nicht unbedingt auf langfristige Sicht.
- Hypothese 8
- Projektteilnehmer von "Hope Village", die auf die Umfrage antworten, werden Konflikte unter den Teilnehmern ansprechen. Zum einen wegen der unterschiedlichen Dauer des Einsatzes und zum anderen wegen der Einstellung und eventuell der fehlenden Motivation.
4.1 Auswertung der Ergebnisse
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Online-Befragung in Bezug auf die erarbeiteten Hypothesen dargestellt. Dabei wird analysiert, welche Hypothesen zutreffen und wo gegebenenfalls Abweichungen festzustellen sind. Falls Hypothesen durch die gewonnen Ergebnisse der Untersuchung falsifiziert werden müssen, werden die veränderten Aussagen erklärt und ausführlich dargestellt. Zudem sollen neue Erkenntnisse aus den offenen Fragen systematisch erarbeitet und in den Kontext der Untersuchung gestellt werden.4.1.1 Demographische Verteilung und Bewertung der Eckdaten
Aus der durchgeführten Online-Befragung ergibt sich, dass mit deutlichem Abstand mehr Frauen als Männer am Thema VolunTourism interessiert sind. Mit 65% weiblicher Beteiligung wird der erwartete Wert aus Hypothese 3, von 60%, sogar übertroffen und passt damit zu den Ergebniswerten aus anderen Umfragen. Bei der Altersverteilung der Umfrageteilnehmer ist eine weite Bandbreite festzustellen. Die jüngsten Volunteers sind 19 und die Älteste 61 Jahre alt. Der errechnete Mittelwert liegt jedoch mit 25,8 Jahren deutlich im Erwartungsbereich. Somit kann auch die Hypothese 4 weitestgehend bestätigt werden, dass es sich bei den Volunteers hautsächlich um junge Erwachsene handelt.Zu den Zielregionen zählen wie bereits erwartet an erster Stelle Länder Afrikas mit 37%. Überraschend sind die zweit- und drittstärksten Destination mit Europa und Asien zu je 30%. An vierter Stelle folgt Südamerika mit immerhin 21%. Somit kann auch Hypothese 2 überwiegend bestätigt werden. Das starke Auftreten von Volunteers in Europa kann damit erklärt werden, dass Volunteers auch Einsätze in ihrer Heimat angegeben haben, ein Teil davon lässt sich den Sportevents wie der Fußball Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland sowie der Fußball Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz zuordnen.
Frage: What was your work about? What were your specific tasks?
Die Aufgabenfelder der Volunteers haben einen klaren Schwerpunkt im Bereich der sozialen Arbeit und im Bildungssektor. Die Hälfte aller Befragten gibt an, unterrichtet und mit Kindern gespielt zu haben, was auch mit dem Ergebnis übereinstimmt, dass 49% entweder in einem Waisenhaus, Kindergarten oder einer Nachmittagsbetreuung für Kinder tätig waren. Der Anteil derer, die im Sporteventbereich tätig waren ist geringer als erwartet. Nur jeder fünfte gibt an in diesem Feld tätig gewesen zu sein. Als zweithäufigste Antwort sind Entwicklungsprojekte genannt worden. Diese Form des Volunteering ist den Entwicklungsländern zu Eigen und konnte daher kaum vom Volunteerverhalten in Deutschland abgeleitet werden. Als weitere Felder der Freiwilligenarbeit wurde noch der Umweltschutz genannt, der vor allem in Asien auf den Philippinen sehr häufig praktiziert wird. Vereinzelt sind auch Themen wie Medizin oder Informationstechnik ein weiterer Einsatzbereich. Damit ist die Hypothese 1 falsifiziert.
4.1.2 Motivation und Selbsteinschätzung der Volunteers
Frage: What was your motivation and expectations to go and help abroad?Die Motive der Volunteers sind sehr vielfältig. Von 62 Befragten wurden insgesamt 315 Gründe genannt, da Mehrfachnennung möglich war. Das heißt im Durchschnitt trafen auf jeden Teilnehmer fünf der vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten zu. Am häufigsten wurde das Motiv der neuen Erfahrung genannt, 80% hielten das für treffend. In weiterer Reihenfolge ist des den Volunteers wichtig eine neue Kultur kennen zu lernen (71%), neue Leute zu treffen (66%) und gleichbedeutend sind an vierter Stelle die eigenen Fertigkeiten zu verbessern und etwas Gutes zu tun um den weniger privilegierten Menschen zu helfen, mit je 65%. Danach folgen die Motive, aus dem Alltag zu entkommen, Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern (je 42%), Spaß zu haben (37%), Teil eines besonderen Ereignisses zu sein (24%) und erst als letztes soll durch das Volunteering der Lebenslauf verbessert werden (16%).
Diese Zahlen sagen einiges über die Volunteers aus. Ihre Entscheidungen sind alles andere als uneigennützig. Den meisten ist es wichtig, dass vor allem sie selbst von ihrem Einsatz profitieren. Dass egoistische vor altruistischen Beweggründen stehen kann, wie in Hypothese 5 unterstellt wird, voll verifiziert werden. Um ein genaueres Bild zu bekommen, wäre eine Einordnung der Motive nach Rangfolge bei weiteren Untersuchungen zu überlegen. Kritisch ist auch zu betrachten, dass das Motiv der Verbesserung des Lebenslaufs erst an allerletzter Stelle genannt wird. Es ist vielleicht nicht das vorrangige Ziel, doch ist zu vermuten, dass mehr Personen unterbewusst auch dieses Ziel mit verfolgen, denn was würde ihnen die Erfahrung und die Kenntnisse nützen wenn nicht für ihre spätere Karriere.
Frage: How long did your last volunteer trip take?
Zur Selbsteinschätzung der Volunteers ist die Einsatzdauer ein wichtiger Faktor. Wie bereits in Hypothese 6 vermutet sind die Langzeitvolunteers am vertreten. Sie haben mindestens drei Monate bis zu einem Jahr im Ausland verbracht.
Frage: Do you have the feeling that you could really make a difference and change something in the host community?
Tania Ward von Hope Village hat ausgesagt, dass besonders die Langzeitvolunteers, die mindestens sechs Monate vor Ort bleiben, am meisten für das Projekt bringen. Auf die Frage nach der Selbsteinschätzung, ob der Einsatz wirklich etwas verändert habe, antworteten immerhin ein Drittel aller Befragten, dass ihre Arbeit viel gebracht habe. Betrachtet man die Aufteilung in dieser Gruppe sind 10 von 17 Volunteers mindestens 3 Monate im Einsatz gewesen. Die restlichen 7 waren immerhin in einem mittelfristigen Einsatz. Die Antworten sind allerdings auch von den Beteiligten selbstkritisch ergänzt worden, so ist häufig die Aussage zu finden, dass sie nur für einen bestimmten Bereich oder für bestimmte Personen etwas ändern konnten.Die häufigste Antwort auf die Frage nach den erreichten Veränderungen war, dass immerhin etwas dazu beigetragen werden konnte, allerdings nicht auf lange Sicht. Dieser Meinung waren 42% der Befragten. Auch hier überwiegt die Anzahl der Langzeitvolunteers mit 13 von 21 Antworten, die restlichen 8 sind wiederrum Volunteers die mittelfristige im EInsatz waren. Auffällig ist auch hier bei den zusätzlichen Äußerungen und Ergänzungen, dass ein Hauptgrund für die eingeschränkte Wirkung genannt wird, dass niemand da sei der das Projekt nach Abreise weiterführen würde oder sich darum kümmern kann. Hier kann mit Nachhaltiger Planung der Verantwortlichen vor Ort, aber auch der Entsendeorganisationen und Agenturen dafür gesorgt werden, dass Menschen gefunden werden, die Interesse und die Möglichkeit haben, eine Weiterführung anzustreben. Das würde sicher die Motivation der Volunteers erhöhen, wenn sie wüssten, dass ihre Arbeit nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, sondern dass sie etwas Dauerhaftes geschaffen haben. Grundsätzlich muss natürlich von Beginn an dafür gesorgt werden, dass Projekte entstehen die vor Ort gebraucht werden.
Die Antwort, dass die Zeit zu kurz gewesen sei um etwas verändern zu können, wurde nur von 15% genannt. Hier war auch bei den zusätzlichen Kommentaren klar zu hören, dass die Zeit ein sehr wesentlicher Faktor sei um etwas zu bewegen. Entwicklung braucht Zeit, so die Erkenntnis. 5 der 8 Befragten, die dieser Meinung sind, waren nur kurz- bzw. mittelfristig in ihrem Projekt beschäftigt. Eine mögliche Lösung könnte sein, für bestimmte Projekte eine Mindesteinsatzdauer einzuführen. Auch hier stehen die Organisationen und Agenturen in der Verantwortung. Die Anforderungen an Volunteers müssen klar kommuniziert, offen und transparent sein. Das ermöglicht auch den Volunteers im Vorfeld eine realistischere Einschätzung dessen, was sie zu schaffen im Stande sein können.
17% der Befragten fanden eine andere Einschätzung als die vorgegebene Antworten passend, darunter hauptsächlich Langzeitvolunteers. Hier kann vermehrt eine gewisse Unsicherheit darüber festgestellt werden, ob der Einsatz etwas gebracht hat oder nicht. Es fanden sich Aussagen wie "I don’t know" oder "maybe a little bit" unter den Antworten. Gründe für diese Unsicherheit mag die Schwierigkeit sein, klar zu definieren, was erreichbare Ziele eines Einsatzes sind, welche Veränderungen möglich sind und angestrebt werden können, da viele Faktoren neben dem Einsatz der Volunteers darauf Einfluss haben. Um den Volunteers auch im Nachhinein das Gefühl zu geben, dass sie etwas bewegt haben bietet es sich für Organisationen und Projekte an, sie weiterhin über den Fortschritt ihrer Projekte zu informieren. Social Communities wie "facebook" sind eine gute Lösung. "Hope Village" hat bereits eine eigene Gruppe gegründet und mit 325 Mitgliedern sehr hohen Zuspruch. So können Volunteers in Kontakt bleiben und sehen, wie sich das Projekt weiterentwickelt. Folgen solcher Aktivitäten sind erhöhte Aufmerksamkeit, so dass die Volunteers möglicher Weise zu Hause aktiv werden und sich weiterhin engagieren oder sogar für einen weiteren Einsatz zum Projekt zurückkehren. Die Implementierung dieser Nachbetreuungstools bedeutet zwar zusätzliche Arbeit für ein Projekt, können aber, wenn richtig angewandt, einen hohen Nutzen erzeugen, sowohl für die Volunteers als auch für das Projekt.
4.1.3 Auswertung der Abschlussfragen
Frage: What was the best you experienced during your volunteering? What was the worst you experienced?Als beste Erfahrungen bei den Einsätzen in der Dritten Welt wird vor allem das Lachen der Kinder genannt und zu sehen dass durch die eigene Hilfe Menschen glücklich gemacht werden können und ihnen etwas beigebracht wird. Hier spielt die Anerkennung eine ganz wichtige Rolle, die hauptsächlich von den Menschen vor Ort ausgeht und stark vom eigenen Verhalten abhängt. Ein Volunteer formuliert ganz treffend "everybody wants to be loved" und es sei so einfach.
Bei den Volunteers, die bei Sport- oder Megaevents dabei waren ist vor allem das Beste, dass sie Spaß hatten, feiern konnten, tolle Menschen kennengelernt haben und sich aus dem gemeinsamen Einsatz sogar Freundschaften entwickelt haben. Die Chance Spiele live im Stadion zu sehen ist außerdem von großer Bedeutung.
Als schlimm wurde die Armut im Ausland von einigen Volunteers empfunden. Die politische und soziale Situation in den Ländern wie Palästina, auf den Philippinen oder in Namibia wurde als schlecht eingestuft, vor allem um die Projekte zu unterstützen. Sie würden die Arbeit im Gegenteil noch erschweren. Weiterhin beklagen immerhin fünf Volunteers eindeutig, dass andere Volunteers weniger motiviert waren, nur kurz zur Arbeit kamen, teilweise gar nicht auftauchten, vor allem nach einer langen Partynacht, oder mitten im Projekt aufgegeben hätten. Damit ist die Hypothese 8 ebenfalls zu verifizieren. Konflikte unter den Volunteers sind verhältnismäßig selten, mit knapp 7%, sollten dennoch soweit wie möglich durch einheitliche Anforderungen an alle, zum Beispiel mittels gleicher Mindestarbeitsdauer, vermieden werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass trotzdem genügen Handlungsspielraum bleibt. Ein schwieriger Spagat der sich nicht einfach bewältigen lässt aber immerhin bedacht werden sollte.
4.2 Handlungsempfehlungen
Für VolunteersVor Antritt ihrer Reisen ist es unbedingt notwendig sich Gedanken zu machen, was sich vom Volunteering im Ausland erwartet wird und ob diese Erwartungen realistisch sind und erfüllt werden können. Auch wenn Agenturen eingeschalten werden muss selbst kritisch nachgefragt werden wenn etwas nicht klar ist. Wofür die Gebühren verwendet werden, ob die Anforderungen des Projekts auch mit den eigenen Interessen und Fähigkeiten zusammenpassen, sind Fragen die es zu klären gilt. Dazu gehören die richtige Einstellung, Sprachkenntnisse, Selbstständigkeit und Flexibilität und ob die gewählte Dauer für den Einsatz ausreichend ist. Dabei muss ein Einsatz nicht zwingend ein halbes Jahr dauern es kann durchaus sein, dass ein kleines Projekt in zwei Wochen abgeschlossen werden kann, doch ist das nicht immer der Fall. Volunteers die sich für einen Einsatz bei "Hope Village" entscheiden sollten sicherstellen, dass sie mindestens ein halbes Jahr dafür spenden können. Kurz gefasst: ausreichende Vorbereitung durch Informationsbeschaffung.
Für Organisationen
Agenturen mit welchen zusammengearbeitet werden soll müssen gezielte ausgewählt werden. Für eine gute Zusammenarbeit ist einheitliche Kommunikation notwendig. Im Fall von "Hope Village" sollte unbedingt geprüft werden mit welchen Begriffen ein Einsatz beworben wird, ob es sich um ein Volunteering oder ein Praktikum handelt. Zudem kann vereinbart werden wer welche Art von Training durchführt. "Hope Village" könnte es durchaus helfen, wenn effizientes Trainings für die Volunteers bereits in Deutschland, vor der Abreise stattfinden würden, dass spart nicht nur Kosten sonder vor allem auch Zeit die von Anfang an den Belangen des Projekts zu Gute kämen. Die Einarbeitungszeit könnte dadurch verkürzt und mehr vor Ort für die Kinder getan werden.
Für den Tourismusmarkt
Der Tourismusmarkt hat die Chance sich auf eine neue Zielgruppe zu spezialisieren. Junge Erwachsene, die überdurchschnittlich viel Zeit für ihren Auslandsaufenthalt mitbringen und auch ein hohes Budget haben und ausgeben, auch wenn dabei wahrscheinlich oftmals die Unterstützung der Eltern dahinter steht. Doch es ist ein wesentlicher Trend in diese Richtung zu spüren. Durch die Aufnahme von VolunTourism Produkten ins Angebot kann durch entsprechende Werbung und Public Relations das Image verbessert werden. Nachhaltigkeit und wirkliche Entwicklungshilfe sind die großen Themen. Damit ist es auch möglich, früh neue Kunden an sich zu binden. Doch geht mit diesem Nischenmarkt nicht nur eine neue Chance für den Tourismusmarkt hervor sondern es entstehen auch Verantwortung und Verpflichtungen, sowohl den Organisationen im Zielland als auch den Volunteers gegenüber. Es bedarf regelmäßiger Kontrolle der Einsatzorte, es muss sichergestellt sein, dass Volunteers auch wirklich ein Projekt vorfinden wenn sie in ein Land reisen und dass sie dort auch einen Ansprechpartner finden. Dazu ist es unumgänglich Evaluierungen durchzuführen und auf Grund dessen auch Veränderungen und Besserungen der Situation vor Ort zu fordern. Eine reine Verwendung als Marketingtool wie es gerade im Bereich des Ökotourismus oder Green Tourism häufig stattfindet muss vermieden werden. Die Einführung eines einheitlichen Zertifikats kann dabei helfen. Eine Idee wäre "fair VolunTourism", in Anlehnung an die Kampagne "faires Praktikum", das nicht nur die Verbraucher, also die Volunteers, sondern auch die Organisationen im Reiseland schützen soll.
Für NGOs in der Heimat
Durch gezielte Nutzung von Synergien zwischen Reiseagenturen und gemeinnützigen Einrichtungen könnte durch direkte Ansprache von Volunteers die von ihrem Dienst im Ausland zurückkehren eine neue Zielgruppe gefunden werden, die bereits ein hohes Potenzial zur Partizipation vorweist. Wie in den Freiwilligensurveys seit 1999 festgestellt wird, dass generell unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen großes, nicht abgerufenes Potenzial zum Engagement versteckt ist, liegt hier eine Chance diese zu aktivieren. Mehr als 50% der Befragten haben bisher nur im Ausland als Volunteers agiert. Diese Vermutung muss zwar noch genauer untersucht und bestätigt werden. In diesem Bereich besteht aber zweifelsohne noch viel Möglichkeit.